Hertha träumt weiter vom großen Wurf

SID
Patrick Ebert (3.v.r.) und die Hertha wollen jetzt die Meisterschaft
© Getty

Das Minimal-Ziel Europa League erreicht, den ersten Meistertitel seit 78 Jahren vor Augen: Nach dem 2:1 (1:0) beim 1. FC Köln machte bei Hertha BSC Berlin der Traum vom ganz großen Wurf die Runde.

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Innerhalb von acht Tagen können die einstigen Fußball-Nobodys aus der Hauptstadt für die größte Party ihrer Vereinsgeschichte sorgen.

"Wenn wir die letzten beiden Spiele gewinnen, haben wir eine gute Möglichkeit, Meister zu werden. Das ist unser Ziel", sagte Kapitän Arne Friedrich, dessen Klub seine beiden Meistertiteln in den Jahren 1930 und 1931 holte. Innenverteidiger Josip Simunic glaubt fest "an die Meisterschaft".

Hoeneß im Wunderland

Und Stürmerstar Marko Pantelic, der vor 48.000 Zuschauern die Tore durch Cicero (42.) und Patrick Ebert (53.) vorbereitete, will einfach "alles". Tabellenplatz drei mit 62 Punkten, nur einen Zähler Rückstand auf das Spitzenduo VfL Wolfsburg/Bayern München und das vermeintlich leichteste Restprogramm - Manager Dieter Hoeneß fühlte sich ein wenig wie im Wunderland. (Der Tabellenrechner zum Bundesliga-Finale)

"Dass wir zwei Spieltage vor Schluss um die Meisterschaft spielen können, ist das Sahnehäubchen", sagte Hoeneß mit einem Lächeln, das angesichts der harschen Kritik an seinem Management in der Vergangenheit Erleichterung und große Zufriedenheit vermittelte.

"Das haben uns nicht viele zugetraut. Wir sind jetzt sicher im UEFA-Cup, das ist phantastisch. Wir wollen jetzt mehr. Die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation haben wir in unseren eigenen Händen."

Dazu sind lediglich zwei Siege gegen Schalke 04 am kommenden Samstag im mit 74.000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion und beim Karlsruher SC zum Saisonfinale nötig. Das direkte Duell zwischen Bayern München und VfB Stuttgart am letzten Spieltag biete laut Hoeneß "einige Chancen" - natürlich auch die auf den Meistertitel.

Hoeneß: "Erinnerungen an 1992 werden wach"

"Für die Fans ist das faszinierend. Jetzt werden Erinnerungen an 1992 wach", sagte der einstige Bundesliga-Stürmer. Vor 17 Jahren war Dieter Hoeneß Manager des VfB Stuttgart. Die Schwaben lagen vor den letzten beiden Runden gleichauf mit Spitzenreiter Eintracht Frankfurt und vor dem Finale gleichauf mit den Hessen und Borussia Dortmund.

Guido Buchwald machte mit seinen Siegtor in der 86. Minute zum 2:1 bei Bayer Leverkusen dann den Titel für den VfB und den damaligen Trainer Christoph Daum perfekt. Ein ganz anderes Naturell als Daum hat der jetzige Hertha-Coach Lucien Favre.

Der Schweizer ist nach außen eher zurückhaltend, in seiner Arbeit aber sehr zielstrebig und konsequent. Das zeigt nicht zuletzt der Umgang mit Stars wie Marko Pantelic und Andrej Woronin. Der Serbe Pantelic, der den Verein wohl zum Saisonende verlassen wird, wurde nicht selten von Favre auf die Bank gesetzt.

Favre: "Haben das Glück provoziert"

Am Dienstagabend sagte das "Bauchgefühl" Favres, dass der Woronin zunächst draußen bleiben muss. "Wir haben nichts geschenkt bekommen", sagte der Coach zum etwas unerwarteten Erfolg seines Teams: "Wir haben das Glück provoziert und sind effizient."

Aus drei Chancen machte Hertha zwei Tore und feierte den 14. Sieg in der laufenden Saison mit einem Tor Vorsprung. Köln brachte trotz unzähliger Möglichkeiten nur den Treffer von Adil Chihi (90.) zustande.

Dieter Hoeneß sieht sich in der Personalpolitik mit Favre bestätigt: "Es ist uns gelungen, eine Mannschaft mit Charakter zusammenzubauen."

Die Charakterköpfe Pantelic und Woronin können laut Hoeneß nur gehalten werden, wenn man die Königsklasse erreicht. Als Mannschaft mit Charakter präsentierte sich auch Daums 1. FC Köln, nur die Tore wollten nicht fallen.

"Da sieht man dann die Qualitäten einer Mannschaft wie Hertha BSC", äußerte Daum, der aber einen anderen Titelfavoriten hat: "Ich habe schon vor Wochen gesagt, dass Bayern München knapp vor dem VfL Wolfsburg landet. Wenn Hertha Dritter wird, fällt Weihnachten und Ostern zusammen."

Köln - Hertha BSC: Daten & Fakten