Heftige Differenzen beim BVB

SID
Kapitän Sebastian Kehl und Roman Weidenfeller gerieten nach dem Schlusspfiff aneinander
© Getty

Das Remis wird als eine der bittersten Niederlagen in die 100-jährige Vereinsgeschichte eingehen. Nach dem Schlusspfiff entlud sich bei den Dortmunder Borussen der Frust über das verpasste Ticket nach Europa, das sie eigentlich schon in ihren Händen hielten.

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Kapitän Sebastian Kehl und Roman Weidenfeller fetzten sich, Trainer Jürgen Klopp stauchte Mohamed Zidan zusammen und die restlichen Spieler kauerten fassungslos auf dem Rasen, nachdem die Nachricht vom Last-Minute-Sieg des direkten Konkurrenten Hamburger SV in Frankfurt (3:2) alle Träume vom großen Coup zerstört hatte.

Nur ein Tor oder nur wenige Sekunden fehlten den Schwarz-Gelben beim 1:1 (0:0) bei Borussia Mönchengladbach, um einen fulminanten Schlussspurt mit acht Siegen und nur einer Niederlage in den letzten zehn Spielen mit Platz fünf zu krönen.

Weil Dortmund aufgrund des 2:2-Zwischenstandes in Frankfurt in der Schlussphase zu wenig riskierte, entbrannte jene heftige Diskussion.

Watzke: "Alles, was schieflaufen kann, ist heute schiefgelaufen"

Nachdem sich die erste Enttäuschung gelegt und sich die Gemüter beruhigt hatten (Klopp: "Nach so einem Spiel müssen wir ein anderes Bild abgeben") ließ BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Gladbacher Krimi noch einmal Revue passieren: "Alles, was schieflaufen kann, ist heute schiefgelaufen. So war es vor dem Gladbacher Treffer keine Ecke. Und wäre Santana nicht draußen behandelt worden, wäre dieses Tor sicherlich so nicht gefallen. Wir sind unglaublich traurig."

Was Watzke zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Der Hamburger Siegtreffer durch Piotr Trochowski in der Nachspielzeit fiel nach einer eindeutigen Abseitsposition. Dem Frust folgte jedoch auch schon bald Stolz über die Saisonleistung.

"Dass wir 59 Punkte holen, hätte doch niemand gedacht. Und hier in Gladbach konnte auch niemand davon ausgehen, dass man sich mal eben die Punkte abholt. Es gibt jedoch genügend positive Ansätze, aus der wir Kraft für die neue Saison schöpfen können."

Klopp: "Die Enttäuschung ist riesengroß"

Der Aufschwung der Borussen ist zweifellos mit einem Namen verknüpft: Jürgen Klopp. "Wir hätten etwas Glück gebraucht, damit noch ein Ball rein geht. Durch dieses Ergebnis haben wir das zwar nicht das vorgegebene, aber entwickelte Saisonziel verfehlt. Die Enttäuschung ist riesengroß. Ich bin aber dennoch stolz auf die Truppe und auf die Fans."

So blieb der BVB neben dem Vereinsrekord von sieben Siegen in Folge zum zweiten Mal in seiner Historie nach 1991/92, dem ersten Jahr unter Ottmar Hitzfeld, zu Hause ungeschlagen. Die Borussen beendeten die Spielzeit zudem mit den wenigsten Niederlagen (fünf) aller Klubs und stellten die zweitbeste Abwehr (hinter Schalke). "Das alles hat meine Erwartungen weit übertroffen", sagte Klopp.

Kehl, mit 29 Jahren schon einer der Dinos im Team, bestätigte: "Wir können stolz auf das sein, was wir geleistet haben. Die Mannschaft ist nach dieser Saison einen Schritt weiter, sie ist zusammengewachsen. Wir haben nicht heute die Europa League verspielt, da gab es andere Gelegenheiten, alles klar zu machen. Das war heute ein Unentschieden zu viel."

Kader wird kaum verändert

Insgesamt leistete sich der BVB insgesamt 14 Remis, allein neun im heimischen Stadion. "Wir werden in der kommenden Saison wieder angreifen", verkündeten die Borussen unisono.

Der Kader wird sich jedoch kaum verändern, da Klopp schon vor und während der Saison kräftig aussortierte (Federico, Kruska, Kovac, Klimowicz, Buckley, Rukavina). Gehen muss vermutlich auch der von der Tottenham Hotspur ausgeliehene Kevin-Prince Boateng.

Kommen werden bislang ablösefrei der Mainzer Markus Feulner und Ahlener Kevin Großkreutz. Die Zusatzeinnahmen nach einer Qualifikation für die Europa League hätten sicherlich andere Möglichkeiten eröffnet.

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