Der Fußballgott ist Hamburger

Von SPOX
Nach 90 anstrengenden Minuten ließen sich die Hamburger Spieler von ihren Fans feiern
© Getty

Während die Meisterschaft schon relativ frühzeitig zugunsten des VfL Wolfsburg entschieden wurde, kam es im Kampf um den fünften Tabellenplatz und die damit verbundene Qualifikation für die Europa League zwischen dem Hamburger SV und Borussia Dortmund zu unglaublich dramatischen Szenen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Am Ende standen die Hanseaten als Gewinner dieses Duells da. Piotr Trochowski traf in der 90. Minute zum 3:2-Sieg des HSV in Frankfurt. Der BVB kam gegen Mönchengladbach nicht über ein 1.1 hinaus. So schob sich die Truppe von Trainer Martin Jol um zwei Punkte an den Dortmundern vorbei und darf nächstes Jahr mit dem internationalen Geschäft planen.

"Die Enttäuschung ist riesengroß. Ich bin aber stolz auf die Truppe und auf die Fans und hoffe, dass alle diese unglaublich tollen Erlebnisse mitnehmen in die Sommerpause. Mich freut die Art und Weise, wie Fans und Mannschaft zusammengewachsen sind. Daran werden wir weiterarbeiten", zog BVB-Coach Jürgen Klopp ein Fazit.

Bei Jol sah die Gefühlslage natürlich gänzlich anders aus: "Wir sind verdient mit 61 Punkten ins internationale Geschäft eingezogen. Glücklicherweise hatte ich noch Piotr Trochowski auf der Bank, vielleicht war er verärgert, dass er so spät eingewechselt wurde. Aber letztlich hat alles gestimmt. Wir sind sehr zufrieden, denn wir haben unser Ziel erreicht", so der freudestrahlende Holländer.

Die ganze Dramatik des Fernduells noch einmal zum Nachlesen:

15.27 Uhr: Spannung pur sowohl in Frankfurt als auch in Gladbach. Der BVB hat rund 10.000 Anhänger im Gepäck, der HSV-Gästeblock in der Main-Metropole ist ähnlich gut gefüllt.

15.29 Uhr: In Frankfurt wird angepfiffen.

15.31 Uhr: Anpfiff in Mönchengladbach.

15.52 Uhr: Nelson Valdez vergibt bereits seine dritte gute Möglichkeit zur Dortmunder Führung. Der BVB ist gut in die Partie gekommen und müsste eigentlich schon in Front liegen. Doch fast zeitgleich schießt der HSV in Person von David Jarolim das 1:0 - Hamburg steht auf Platz fünf.

16.02 Uhr: Das Spiel in Gladbach plätschert vor sich hin. Beide Teams begehen mehr und mehr Fehler im Spielaufbau. Man merkt, dass keiner einen vielleicht entscheidenden Fehler begehen will.

16.05 Uhr: Hamburg führt verdient mit 1:0 und ist das bessere Team. Frankfurt agiert viel zu zaghaft und harmlos, um die HSV-Defensive in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen.

16.09 Uhr: Strittige Szene im Borussia-Park: Valdez tankt sich in den Strafraum und geht im Duell mit Daems zu Boden. Die Elf vom Niederrhein könnte sich nicht beschweren, wenn Schiedsrichter Brych auf den Elfmeterpunkt zeigt.

16.16 Uhr: Die Gladbacher Fans haben den Torschrei auf den Lippen: Eckball Baumjohann, Kopfball Dante - Pfosten. Der BVB rettet sich mit einem torlosen Remis in die Pause. Auch in Frankfurt gibt es den Pausentee. Zwischenstand: HSV Fünfter, Dortmund Sechster.

16.32 Uhr: Beide Partien gehen in die zweiten und entscheidenden 45 Minuten. Die Eintracht wechselt Stürmer Ioannis Amanatidis ein.

16.34 Uhr: Markus Pröll unterläuft einen Eckball, seine Kollegen können den Fauxpas des Eintracht-Keepers jedoch klären. Glück für Frankfurt.

16.43 Uhr: Dortmunds Felipe Santana klärt in Bedrängnis gegen Gladbachs Karim Matmour und bleibt verletzt im eigenen Strafraum liegen. Sanitäter eilen herbei und behandeln den Brasilianer außerhalb des Spielfeldes. Eckball für Gladbach.

16.44 Uhr: Das Fehlen von Santana nutzen die Gladbacher eiskalt aus: Nach der Ecke von Baumjohann steht Dante - Santanas Gegenspieler bei Standardsituationen - im Strafraum frei in der Luft und nickt zum 1:0 für die Truppe von Hans Meyer ein. Doch für den BVB kommt es noch schlimmer: In Frankfurt trifft Ivica Olic per Kopf zum 2:0 für Hamburg. Platz fünf ist für Dortmund zu diesem Zeitpunkt drei Zähler entfernt.

16.48 Uhr: Alex Meier erzielt den Anschlusstreffer für die Eintracht. Dezente Hoffnung wieder für die BVB-Anhänger. Ein Tor für Dortmund, eins für Frankfurt und schon ist der BVB auf Platz fünf.

16.50 Uhr: Riesenjubel im Dortmunder Fanblock. Frankfurt erzielt tatsächlich den Ausgleich: Caio trifft für die Hessen. Wenn Dortmund den Ausgleich schafft, ist die Klopp-Elf in der Europa League.

16.51 Uhr: Und da ist das 1:1! Jakub Blasczcykowski taucht allein vor Bailly auf und trifft zum Ausgleich für die Dortmunder, die beim jetzigen Stand wieder am HSV vorbeiziehen.

16.57 Uhr: Klopp weiß, dass nur ein Sieg dem BVB hundertprozentig die Teilnahme am internationalen Geschäft garantiert. Daher wechselt er mit Zidan einen weiteren Spieler für die Offensive ein.

17.03 Uhr: In Frankfurt schickt Martin Jol Piotr Trochowski auf den Rasen.

17.06 Uhr: Während man in Gladbach kaum etwas vom Spielverlauf in Frankfurt mitbekommt, geht es in der Commerzbank Arena richtig rund. Zehn Minuten vor Schluss kommt es zu einer großen Rudelbildung und einzelnen Streitereien.

17.16 Uhr: In Frankfurt geht es in die Nachspielzeit. Die BVB-Fans in Gladbach hängen mit einem Ohr am Telefon oder Radio, um sich den aktuellen Zwischenstand aus Frankfurt durchgeben zu lassen. Es sieht gut aus für den BVB

17.17 Uhr: Doch dann der Schock: Der eingewechselte Trochowski trifft für den HSV aus stark abseitsverdächtiger Position zum 3:2. Riesenjubel auf der Hamburger Bank. Die Hanseaten ziehen wieder an Dortmund vorbei und stehen Sekunden vor Schluss mit einem Bein in der Europa League.

17.18 Uhr: Der Spielstand aus Frankfurt dringt zu den Dortmunder Verantwortlichen. Der BVB wirft alles nach vorne, doch nach einem abgefälschten Schuss von Uwe Hünemeier pfeift Brych die Partie ab.

17.19 Uhr: Schlusspfiff auch in Frankfurt. Der HSV siegt 3:2 und zieht in die Europa League ein. Die Spieler jubeln, alle liegen sich in den Armen.

17.20 Uhr: In Gladbach sitzen die BVB-Profis apathisch auf dem Boden und können ihr Pech nicht fassen. In der letzten Minute ist dem BVB Platz fünf aus den Händen geglitten.

17.25 Uhr: Die Enttäuschung auf der Dortmunder Bank ist riesengroß. Sebastian Kehl und Roman Weidenfeller liefern sich ein heftiges Wortgefecht über die taktische Ausrichtung in den Schlussminuten des Spiels. Der BVB-Keeper hätte gerne noch offensiver auf das 2:1 gespielt. BVB-Coach Klopp, der schlichtend eingreift, später dazu: "Natürlich hat sich Roman aufgeregt. Das haben wir alle. Die Sache ist die: Man muss da einfach ein anderes Bild abgeben."

Nach Spielschluss äußerte sich Dortmunds Spielmacher Tamas Hajnal zur Taktikfrage: "Hätten wir mit Mann und Maus gestürmt und noch ein Kontertor kassiert, wären wir doch zur Lachnummer geworden."

HSV-Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann ließ derweil seiner Freude freien Lauf und philosophierte darüber, "dass der Fußballgott ein Stück weit auch Hamburger ist, denn ein bisschen Glück war am Ende dabei."

Siegtorschütze Trochowski schlug in die gleiche Kerbe: "Dass es am Ende so dramatisch wurde, vergrößert die Freude natürlich noch einmal. Und auch wenn zum Ende ein bisschen Glück dabei war, haben wir es uns über die gesamte Saison gesehen verdient. Und ein bisschen Glück gehört nun mal dazu."

Die Abschlusstabelle der Saison 2008/2009