Was ist los beim Meister-Vierer?

Von SPOX
Vier Teams, ein Ziel: Wolfsburg, Bayern, Hertha und der VfB kämpfen um die Schale
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Die vielleicht spannendste Meisterschaftsentscheidung der Bundesliga-Geschichte steht bevor. Zwei Spieltage vor Schluss liegen Wolfsburg, der FC Bayern, die Hertha und Stuttgart innerhalb von nur zwei Punkten zusammen.

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Erinnerungen an die Saison 1991/1992 werden wach. Damals kämpften am letzten Spieltag mit Frankfurt, Dortmund und Stuttgart drei Teams um den Titel. In einem dramatischen Finish köpfte Guido Buchwald den VfB in der 86. Minute in Leverkusen zum Titel.

Das Finale dieser Saison könnte noch verrückter werden, weil vielleicht sogar noch vier Klubs am letzten Spieltag nach der Schale greifen und mit dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart zwei davon direkt aufeinander treffen.

SPOX hält Sie im Titel-Countdown über den Stand bei allen vier Titelaspiranten auf dem Laufenden.

Titelkandidat 1: VfL Wolfsburg

Form: Zwei Niederlagen in den vergangenen vier Spielen ist eines Meisters nicht würdig, der letzte Auftritt gegen den BVB war allerdings absolut titelreif. Immerhin dominierte man die Mannschaft der Stunde (zuvor sieben Siege in Folge) über weite Strecken und schoss einen souveränen Erfolg heraus. In absoluter Top-Verfassung ist momentan Dzeko. Zwei Tore gegen den BVB, sechs in den letzten drei Spielen, 22 in der Saison. Etwas wackelig war dagegen die Abwehr. Die Hereinnahme von Madlung für Simunek verlieh der Defensive nur bedingt Stabilität.

Personal: Magath hat derzeit keine Verletzungssorgen. Allerdings muss er beim Derby in Hannover auf Kapitän Josue verzichten, der gegen den BVB die fünfte Gelbe Karte kassierte. Eine Sperre droht auch Dzeko und Grafite, deren Ausfall im Endspurt eine wohl kaum kompensierbare Schwächung wäre. Die zuletzt angeschlagenen Riether und Misimovic bissen gegen Dortmund auf die Zähne und stehen auch gegen 96 zur Verfügung. (Voraussichtliche Aufstellung gegen Hannover)

Sonstiges: Der Wirbel um den Magath-Wechsel scheint gut verdaut, die Suche nach einem Nachfolger läuft längst. "Wir sind mit drei, eventuell vier Kandidaten in Gesprächen", sagt Geschäftsführer Marbach. Heißeste Kandidaten angeblich: Bernd Schuster, Co Adriaanse und Michael Laudrup. Die Mannschaft konzentriert sich auf den Schlussspurt. Schäfer: "Ich denke, dass wir in Hannover gewinnen und uns das Ding gegen Bremen nicht mehr nehmen lassen."

Titelkandidat 2: FC Bayern München

Form: Seit dem Trainerwechsel von Klinsmann zu van Gaal läuft es wieder deutlich besser. Drei Siege aus drei Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Zudem ist man defensiv wieder besser organisiert und lässt weniger Chancen zu. Auch Sorgenkinder wie Podolski blühen wieder auf. Gegen Leverkusen hatten die Bayern in der ersten Hälfte aber ungewohnte Probleme mit dem Druck und den Nerven. Dafür lief die Angriffsmaschinerie in der zweiten Halbzeit wie geölt. Die Chancenverwertung war aber mangelhaft, was die Bayern noch bereuen könnten.

Personal: Es fehlen die Langzeitverletzten Rensing, Lell, Breno und Altintop. Bei Letzterem besteht allerdings noch leise Hoffnung für das letzte Saisonspiel. Auch Klose ist wieder eine Option, wenn auch nicht für 90 Minuten. Er kann aber noch ein ganz wichtiger Faktor sein. Problematisch: van Bommel (9), Ribery, Toni, Ze Roberto und Oddo (je 4) sind von einer Sperre bedroht. (Voraussichtliche Aufstellung gegen Hoffenheim)

Sonstiges: Die wichtigste Entscheidung für die neue Saison ist gefallen: Louis van Gaal wird ab 1. Juli Trainer in München. Damit starten auch die Kaderplanungen in eine neue Phase. Diego ist von Tisch, dafür soll Gomez heißer denn je sein. Allerdings ist die Quali für die Champions League ein Schlüsselargument für mögliche Zugänge. Und das ist nach wie vor das Ziel. Schweinsteiger: "Wir werden nicht nach Hoffenheim fahren und bedingungslos nach vorne spielen, um unser Torverhältnis zu verbessern. Primäres Ziel sind die drei Punkte und am Ende die direkte Qualifikation für die Champions League."

Titelkandidat 3: Hertha BSC Berlin

Form: Nach drei Niederlagen in Serie Ende März, Anfang April ist die Hertha wieder voll in ihrem Element. Vier Siege holte man aus den letzten fünf ungeschlagenen Spielen. Der Erfolg in Köln war wenig souverän, aber dank des wieder erstarkten Pantelic, eines überragenden Drobny, zweier Treffer zum richtigen Zeitpunkt und etwas Glück irgendwie typisch.

Personal: Anders als viele Konkurrenten kann Favre im Saisonendspurt aus dem Vollen schöpfen. In Köln gab sogar Kapitän Friedrich nach sechswöchiger Pause sein Comeback. Und dann ist da ein Luxusproblem: Pantelic oder Woronin? Letzterer war am Dienstag nur Joker und sichtlich angefressen. Pante hingegen trumpft stark auf, seit er dank Woronins Rot-Sperre wieder in die Startelf rutschte und bekam - hört, hört! - verbale Streicheleinheiten vom Coach. Aufpassen: Drobny und Simunic droht eine Gelbsperre fürs Saisonfinale. (Voraussichtliche Aufstellung gegen Schalke)

Sonstiges: Die Quali für den UEFA-Cup (ab nächster Saison: Euro League) ist in der Tasche, doch dabei soll es nicht bleiben. Alle gehen davon aus, dass bei den letzten beiden Spielen sechs Punkte herausspringen. "Ich hoffe, dass es für die Meisterschaft reicht", meint Joe Simunic. Und Dieter Hoeneß gibt immerhin zu, dass er jetzt auch in die Champions League will. Mindestens.

Titelkandidat 4: VfB Stuttgart

Form: Die beeindruckende Bilanz der Schwaben wird nur durch das 2:2 in Bielefeld getrübt. Sonst wurden sieben der letzten acht Spiele gewonnen, darunter auch gegen die Topteams aus Wolfsburg, Berlin und Hamburg. Der X-Faktor ist Gomez. Auch wenn der VfB auf Schalke ohne ihn und durch ein Tor von Ersatzmann Marica gewann, braucht's vor allem beim Saisonfinale in München einen fitten Gomez, um die Schale zu holen. Auf Dauer ist der 23-Tore-Mann (neun in den letzten fünf Spielen) nicht zu ersetzen.

Personal: Tasci, Osorio und Bastürk fehlen bis Saisonende. Gomez (Adduktorenprobleme) hofft gegen Cottbus wieder dabei zu sein, wird aber sicher kein Risiko im Hinblick auf den Finalkracher gegen die Bayern eingehen. Khedira muss nach seiner fünften Gelben zusehen. Gomez, Lehmann, Lanig, Gebhart und Marica stehen eine Verwarnung vor einer Sperre. (Voraussichtliche Aufstellung gegen Cottbus)

Sonstiges: Ein Wechsel von Manager Heldt zu Schalke 04 ist endgültig vom Tisch. Es gibt keinerlei Ablenkung in Stuttgart. Auch die Gerüchte um Gomez können dem Team nichts anhaben. Nur Lehmann stichelt ein wenig Richtung Konkurrenz: "Die Bayern bekommen so manche Schiedsrichter-Entscheidung zu ihren Gunsten ausgelegt, die gegen uns gepfiffen wird. Wir könnten sechs Punkte mehr haben." Das riecht nach Ärger vor dem Showdown in der Allianz Arena.

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