Auf nach Europa - mit Gomez?

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Wo geht's hin? Mario Gomez' Zukunft könnte beim FC Bayern München liegen
© Imago

Der FC Bayern München hat das Soll erfüllt: Mit dem 2:1 über Stuttgart ist der FCB Vizemeister und hat nun endlich auch die finanzielle Planungssicherheit für die neue Saison. Die Einkaufstour ist geplant - und Mario Gomez scheint erster Anlaufpunkt zu sein. Das bestätigte Uli Hoeneß am Sonntag nochmal im Doppelpass.

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update Ein Meter fünfzig. So nahe lagen am Samstag um 18 Uhr in München Ekstase und Ernüchterung beisammen. Während sich die Bayern-Spieler in der Interview-Zone der Allianz Arena ihr Saisonfazit zu Recht stammelten, flimmerten in Nahdistanz die Wolfsburger Jubelarien über den Bildschirm.

"Wenn man nach so einer Saison noch Zweiter wird, muss man zufrieden sein", sagte Mark van Bommel nach dem 2:1 über den VfB Stuttgart und sah dabei komischerweise überhaupt nicht zufrieden aus. Ein paar Worte nach Wolfsburg? "Gratuliere", sagte der Holländer einsilbig. Mit mehr Worten? "Gratuliere zum Titel."

Etwas eloquenter ging Manager Uli Hoeneß die Glückwünsche nach Niedersachsen an. "So souverän wie Wolfsburg in den vergangenen Wochen aufgetreten ist, sind sie verdient Meister geworden", meinte der Bayern-Manager gönnend und meinte trotz der verpassten Meisterschaft: "Heute wird gefeiert. Wir brauchen uns vor diesem Jahr nicht zu verstecken."

Das Bayern-Motto war klar: Wer eine wahre Katastrophen-Saison mit nur zwei Punkten Rückstand abschließt, darf sich am Ende nicht beschweren. Nur wirklich freuen wollte sich auch keiner. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", meinte Hoeneß, musste aber auch eingestehen: "Wenn der FC Bayern an 34 Spieltagen nicht einmal Erster ist, stimmt etwas nicht."

Gomez zu Bayern? Hoeneß: "Ich bin sehr optimistisch"

Mit Platz zwei haben die Münchner ihr Minimalziel erreicht - und damit endlich Planungssicherheit für die neue Saison. Vor allem die finanzielle Absicherung war den Münchnern ein Grundbedürfnis. Und nun zweifelt kaum einer mehr daran, dass der FCB in den nächsten Wochen auf große Shopping-Tour durch Europa gehen wird.

Schon am vergangenen Montag hatte Hoeneß verkündet, dass der Aufsichtsrat im Falle der Direktqualifikation für die Königsklasse eine "großzügige Genehmigung" erteilen wird, Geld für neue Spieler bereit zu stellen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bestätigte diese Vision am Samstag mit einem Schmunzeln: "Ich kann nicht ausschließen, dass wir richtig Geld in die Hand nehmen."

Der erste Zwischenstopp dürfte dabei Stuttgart sein. Am Montag meinte Hoeneß noch im "Bayerischen Rundfunk": "Der Name Gomez spielt in unseren Planungen derzeit keine Rolle." Dem derzeit kam dabei besondere Bedeutung zu, denn am Samstag hieß es. "Mario Gomez ist ein Spieler, der für uns sehr interessant ist", so Hoeneß nach dem Spiel.

Und am Sonntag im "DSF-Doppelpass" verkündete Hoeneß: "Wir werden uns um ihn bemühen. Wir werden nächste Woche Gespräche führen, dann werden wir sehen, was daraus wird. Ich bin da relativ optimistisch."

Stuttgart, Bayern oder Ausland?

Gomez selbst hatte mit seinem Tor zum 1:2 seine Visitenkarte hinterlassen und hielt sich hinterher zurück. "Ich werde mir sehr gut überlegen, was jetzt passiert. Ich werde mit dem Verein sprechen und mit meiner Familie und dann entscheiden", so Gomez.

Auf Nachfrage gab es auch vom Management des Nationalspielers nichts Handfestes. "Mario hat sich ausschließlich auf den Saisonabschluss konzentriert. Jetzt wird man sehen, was zur kommenden Saison passiert", sagte Oliver Mintzlaff, PR-Chef bei Gomez' Management-Firma "Ferber Marketing", gegenüber SPOX.

Momentan dürften sich drei Optionen die Waage halten: Ein Verbleib in Stuttgart ist neben dem Sprung zum FC Bayern genau so wahrscheinlich wie ein Wechsel ins Ausland. Für den VfB ist die Frage einfach zu beantworten.

"Wir wissen, dass es Anfragen geben wird, aber wir werden wieder versuchen, ihn zu halten", meinte Sportdirektor Horst Heldt, der vor dieser Saison schon mal ein Bayern-Angebot (um die 25 Millionen Euro) ausschlug. Nach 24 Saisontoren dürfte Hoeneß nun noch etwas drauf packen müssen.

Mehrere Baustellen im Kader

Ganz nebenbei muss der FC Bayern in den nächsten Wochen noch ganz andere Baustellen angehen. Bedarf gibt es noch auf der Außenverteidigerposition, für die Juri Schirkow von ZSKA Moskau zusammen mit Aly Cissokho (FC Porto) als aussichtsreichste Kandidaten gelten. Nebenbei liebäugelt Alexander Hleb (FC Barcelona) weiter mit einer Bundesliga-Rückkehr und im Tor scheint ebenfalls noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Der Finanzrahmen der Bayern steht und fällt auch mit der Frage, ob der Vizemeister noch Spieler abgibt. Sollte Gomez kommen, wäre für Luca Toni - gegen Stuttgart wieder ein Schatten seiner selbst - eigentlich kein Platz mehr. Und dann wäre da noch Franck Ribery, um den sich halb Europa zu reißen scheint.

Rummenigge verwies darauf, dass Ribery ja noch einen Vertrag habe und Bayern einem Wechsel zustimmen müsse. "Man kann davon ausgehen, dass er dieses Ja nicht kriegen wird", meinte Rummenigge. Riberys Frau Wahiba soll allerdings dieser Tage schon in Madrid auf Haussuche gewesen sein.

Hoeneß: "Müssen Heynckes ewig dankbar sein"

Ein Umzug steht auch für Willy Sagnol, Massimo Oddo, Lukas Podolski und Jupp Heynckes an, die allesamt vor dem Spiel vom FC Bayern verabschiedet wurden. Nach dem Spiel feierten die Bayern-Fans den Feuerwehrmann Heynckes wie einen Meistertrainer.

"Ich denke, ich habe meine Mission erfüllt", meinte Heynckes nach 13 Punkten in fünf Spielen sachlich. "Es ist nur schade, dass wir nicht mehr deutscher Meister werden konnten. Die Mannschaft hat so viel Potential und müsste normalerweise vorne stehen."

Hoeneß war seinem Freund zu Dank verpflichtet. "Jupp Heynckes zu holen war eine hundertprozentig richtige Entscheidung", lobte er sich selbst, um dann auch noch Heynckes zu würdigen: "Wir müssen ihm ewig dankbar sein."

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