Ein Endspiel und ein bisschen Angst

Von Thomas Gaber
Der Glaube an die Schale schwindet: Fans von Bayern München in Hoffenheim
© Getty

Durch das 2:2 in Hoffenheim liegen die Titelchancen des FC Bayern München laut Manager Uli Hoeneß nur noch "zwischen drei und fünf Prozent". Die Champions-League-Qualifikation ist weiterhin in Gefahr. Im Endspiel um Platz zwei kommt zum Saisonfinale der VfB Stuttgart. Aus beiden Lagern gibt es bereits die ersten verbalen Scharmützel.

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Uli Hoeneß war ein passabler Schüler. Seine Schullaufbahn zog der Manager des FC Bayern München ohne Ehrenrunde durch und machte 1971 Abitur am Ulmer Schubart-Gymnasium.

In Mathe ging nicht alles so leicht von der Hand, weswegen Hoeneß die Abwicklung von Transfers Finanzvorstand Karl Hopfner überlässt. "So viele Nullen könnte ich nie in die Schecks eintragen. Da würde ich mit den Zahlen durcheinander kommen", sagte Hoeneß einmal in einem Interview mit der "Zeit".

Hoeneß: "Ich bin ein alter Optimist"

Nach dem 2:2 seiner Bayern in Hoffenheim bewies Hoeneß dann doch sein mathematisches Geschick. "Ich bin ein alter Optimist. Sie wissen ja, Ich kann rechnen. Wenn Wolfsburg gegen Bremen verliert und wir Stuttgart schlagen, sind wir deutscher Meister", sagte der Manager zum Fragensteller der ARD.

Der Manager hat den Titel noch nicht abgeschrieben, obwohl die Ausgangsposition denkbar schlecht ist: Tabellenführer Wolfsburg geht mit zwei Punkten und sieben Toren Vorsprung auf die Bayern ins Saisonfinale. Hoeneß weiß um die Konstellation und rechnete eifrig weiter: "Wenn wir gegen Stuttgart verlieren und Berlin in Karlsruhe gewinnt, sind wir am Ende nur Vierter." 

Sollte es dazu kommen, würde die Achterbahnsaison der Bayern mit einer rasanten Schussfahrt ohne Aufprallschutz enden. Eine weitere Saison ohne Champions League kann auch der große FC Bayern nur schwer verkraften.

Rummenigge fürchtet wirtschaftlichen Schaden

"Es ist für uns extrem wichtig, sowohl wirtschaftlich als auch vom Image her, dass wir uns für die Champions League qualifizieren. Wir müssen den zweiten Platz verteidigen", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge unmittelbar nach Spielende in Hoffenheim.

Auch die Mannschaft hat "keine Lust, im nächsten Jahr wieder im UEFA-Cup zu kicken", sagte Philipp Lahm stellvertretend für seine Kollegen. Der UEFA-Cup heißt ab der kommenden Saison zwar Europa League, am niedrigen Stellenwert des zweitklassigen Wettbewerbs ändert das aber nichts.

An ein Wunder in Wolfsburg glaubt bei den Bayern so recht niemand mehr. Mark van Bommel hat zwar schon "verrücktere Dinge im Fußball erlebt" als "nur" die Niederlage eines Tabellenführers am letzten Spieltag, aber die Bayern schätzen die Chancen realistisch ein. "Die Meisterschaft ist Wolfsburg nicht mehr zu nehmen. Bremen steht drei Tage vorher im UEFA-Cup-Finale und wird dementsprechend in Wolfsburg auftreten", sagte Rummenigge.

Bayerns Zukunftsplanung in vollem Gange

Die ganze Konzentration gilt nun dem Endspiel um Platz zwei gegen Stuttgart. "Wir haben es selbst in der Hand, Platz zwei zu sichern", sagte Lukas Podolski, der die fehlende Coolness der Bayern im Abschluss bemängelte. "Wir hätten nach dem 1:0 das 2:0 oder 3:0 machen müssen, stattdessen bekommen wir zwei blöde Tore innerhalb von sieben Minuten."

Wie schon in Cottbus und gegen Leverkusen konnten die Münchner beste Gelegenheiten, vor allem in der ersten Halbzeit, nicht nutzen. "Das verfolgt uns schon die ganze Saison", sagte Hoeneß. Die Verpflichtung eines weiteren Stürmers ist nach wie vor ein heißes Thema, zumal Rummenigge nach dem Hoffenheim-Spiel ankündigte, mit dem neuen Trainer Louis van Gaal "zügig die Transfers für die nächste Saison" anzugehen.

Ein Name fällt dabei permanent: Mario Gomez. Schon im letzten Sommer waren die Bayern dran am Nationalstürmer. Der VfB Stuttgart hatte damals ein 25-Millionen-Euro-Angebot abgelehnt.

Gomez tippt auf einen VfB-Sieg

Eben jener Gomez kann die Bayern am kommenden Samstag aus der Champions League und seinen VfB hinein schießen. Stuttgarts 23-Tore-Mann hat aber auch noch vage Hoffnung, das Meisterstück von 2007 zu wiederholen. "Wir wollen das letzte Spiel gewinnen und dann auf Bremen hoffen. Vielleicht gewinnt Bremen ja auch mal ein Spiel für uns. Das wäre natürlich der Wahnsinn", sagte Gomez und orakelte: "Es gibt nichts Schöneres als das Spiel gegen Bayern. Wir wollen gewinnen. 2:1."

Auch Christian Träsch, Jens Lehmann und Ludovic Magnin erklärten unisono, verdammt heiß zu sein auf die Bayern, um "das Unmögliche noch möglich zu machen", so Trainer Markus Babbel.

Die VfB-Fans feierten sich nach dem 2:0 gegen Energie Cottbus selbst und schmetterten den Stadion-Evergreen "Zieht den Bayern die Lederhosen aus".

Hertha lachender Dritter?

Der Südschlager wirft seine Schatten voraus. Auf Gepolter gegen Wolfsburg verzichteten die Bayern, einen Seitenhieb in Richtung Stuttgart konnte sich der Boss persönlich aber nicht verkneifen. "Wir freuen uns, wenn wir Stuttgart noch zu einem UEFA-Cup-Platz verhelfen können", sagte Rummenigge.

Sollten sich die Bayern und der VfB am kommenden Samstag jedoch nicht auf einen Sieger einigen, könnte Hertha BSC Berlin lachender Dritter sein und direkt in die Champions League einzuziehen - ein Sieg beim KSC vorausgesetzt. Um da drauf zu kommen, bedarf es auch keinen besonderen Rechenkünsten.

Hoffenheim - Bayern: Daten & Fakten