Reiseverbot für Hooligans möglich

SID
Auch nach dem Spiel zwischen St. Pauli und Rostock kam es zu Krawallen
© Getty

Nach den schweren Krawallen beim Punktspiel der 2. Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock (3:2) am Freitagabend hat DFB-Präsident Theo Zwanziger ein Reise-Verbot für Hooligans in Erwägung gezogen. Dies wird bei problematischen Spielen der deutschen Nationalmannschaft bereits erfolgreich praktiziert.

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"Wenn es hilft, muss man es tun. Man muss über alle Modelle nachdenken, die friedliche Fans von Gewalttätern trennen", sagte der DFB-Boss der "Bild am Sonntag".

In Italien ist dies an Spieltagen Alltag. In den Niederlanden dürfen gar fünf Jahre lang keine Gäste-Anhänger zu den Duellen der Erzrivalen Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam reisen.

Chef der Polizei-Gewerkschaft übt Kritik

Kritik an der Gewalt-Serie bei Fußball-Spielen übte Konrad Freiberg, Chef der Polizei-Gerwerkschaft GdP. "Diese Krawalle haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Von 127 Länder-Großeinsätzen im vergangenen Jahr entfielen allein 40 Prozent auf den Fußball. Das ist zu viel. Wir haben mittlerweile Engpässe bei den Polizeikräften. Ein Reiseverbort für Randale-Fans kann da sehr sinnvoll sein", sagte Freiberg.

DFB, Polizei-Gewerkschaft und Fan-Vereinigungen wollen sich mit dem Thema auf einem Gipfel am 14. und 15. Mai in Berlin beschäftigen. Zuvor hatte die Deutsche Fußball Liga Kritik durch die Polizei an der Spielansetzung an einem Freitagabend zurückgewiesen.

"Wir stimmen die Ansetzungen mit der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze ZIS ab und haben auch hier den Vorgaben entsprochen", sagte der für den Spielbetrieb zuständige DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus.

Ein Polizeisprecher in Hamburg hatte mehr Fingerspitzengefühl bei der Ansetzung von Problemspielen gefordert. Es könne nicht sein, dass 1000 Beamte und Wasserwerfer zum Einsatz kommen, um Fans zweier rivalisierender Fußball-Klubs im Schach zu halten, hieß es.

DFB-Sicherheitsbeauftragter weist Kritik zurück

Das Spiel in Hamburg wurde als Partie mit erhöhtem Sicherheitsrisiko eingestuft. Sicherheitsbeauftragter Helmut Spahn vom Deutschen Fußball-Bund wies die Kritik ebenfalls zurück. Die Zusammenarbeit der Vereine untereinander und mit der Polizei sei auf perfektem Niveau verlaufen.

Verärgert reagierte Spahn auf Ausaagen von Freiberg, wonach es nur eine Frage der Zeit sei, wann es die ersten Toten gebe. "Ich möchte nicht von geistiger Brandstiftung reden, aber es ist nicht weit davon entfernt. Diese Aussagen sind völlig unseriös."

Die Bilanz nach den schweren Krawallen war erschreckend. Die Polizei war mit 1367 Beamten im Einsatz - eine Rekordzahl für ein Zweitliga-Duell. Fünf Personen wurden vorläufig festgenommen, zehn kamen in Gewahrsam. Fünf Polizisten und zwei Randalierer wurden verletzt. Ein Beamter musste mit einer durchtrennten Arterie im Knie ins Krankenhaus gebracht werden. Er konnte die Klinik am Samstagmorgen wieder verlassen.

Kontrollausschuss hat Ermittlungen aufgenommen

Der Kontrollausschuss des DFB hat indes Ermittlungen aufgenommen. Rostock kündigte bundesweite Stadionverbote gegen identifizierte Randalierer an. Erste Rowdys wurden ermittelt.

"Wir werden gegen diese Personen ein dreijähriges bundesweites Stadionverbot verhängen und zivilrechtliche Schritte einleiten, sollten wir aufgrund der Vorkommnisse durch den DFB mit einer Geldstrafe belegt werden", sagte Hansas Veranstaltungsleiter Rainer Friedrich.

Rostock muss mit einer saftigen Geldstrafe und vielleicht sogar mit einer Platzsperre rechnen, da der Klub als Wiederholungstäter gilt. In der Halbzeitpause des Spiels wurden im Rostocker Zuschauerblock Rauchbomben gezündet. Der Wiederanpfiff verzögerte sich um einige Minuten.

Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich beim Ost-Derby in Cottbus. Schiedsrichter Helmut Fleischer (Sigmertshausen) musste die Partie in der 1. Halbzeit nach dem Ausgleichstor durch Andrej Woronin für drei Minuten unterbrechen, da einige der rund 3000 Hertha-Fans in ihrem Block Feuerwerkskörper und Rauchbomben entzündeten.

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