Die Schlüssel zur Schale

Von Daniel Börlein
Der HSV (hier mit Guerrero und Jarolim) und der FC Bayern (Lahm, Mitte) sind derzeit punktgleich
© Imago

Die Saison geht langsam in ihre heiße Phase. Neun Spieltage stehen für die 18 Bundesligisten noch auf dem Programm und in der Tabelle wird es immer enger - vor allem ganz oben.

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Derzeit wird ja mal wieder angeregt über die Qualität der Bundesliga diskutiert. Auf der einen Seite Bundestrainer Joachim Löw, der doch erhebliche Mängel im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Ligen ausgemacht hat. Auf der anderen Seite die Vereinstrainer, die sich von Löw zu Unrecht kritisiert fühlen.

Wer nun tatsächlich richtig liegt, sei mal dahin gestellt, fest steht: Die Bundesliga ist so spannend wie lange nicht mehr. Vor allem im Kampf um die Meisterschaft geht's unheimlich eng zu.

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Ganz oben thront derzeit die Hertha mit 49 Punkten. Der FC Bayern, Wolfsburg und der Hamburger SV rangieren nur einen Zähler dahinter. Selbst die zuletzt schwächelnden Hoffenheimer sind mit fünf Punkten Rückstand noch nicht komplett aus dem Rennen.

Historie: Keine Chance für VfB

Ganz langsam hat sich auch der VfB Stuttgart oben ran gepirscht. Doch: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 hat bislang kein Verein einen Sieben-Punkte-Rückstand nach dem 25. Spieltag wettgemacht und ist am Ende noch Meister geworden.

Den Titel werden also wohl die Top-5 unter sich ausmachen. Und richten sollen es bei den Klubs natürlich die Stars.

Hertha hofft auf Andrej Woronin, der FC Bayern auf den wiedergenesenen Franck Ribery und Wolfsburg auf das Duo Dzeko/Grafite. Der HSV setzt darauf, dass von Olic, Petric oder Guerrero immer einer trifft und Hoffenheim auf die Rückkehr von Obasi, Ba und Salihovic.

Neben den großen Namen gibt's allerdings bei den Titelkandidaten auch Spieler, an die man nicht sofort denkt, die jedoch eigentlich unverzichtbar sind und die Entscheidung im Meisterschaftskampf bringen könnten. SPOX stellt eine Auswahl vor.

TSG 1899 Hoffenheim: Marvin Compper

Für den Aufsteiger läuft es nach der Winterpause bislang noch nicht wirklich rund. In den acht Partien des neuen Jahres gelang Hoffenheim nur ein Sieg. Allerdings kassierte das Rangnick-Team in 2009 auch erst eine Niederlage (1:4 gegen Leverkusen). Damals nicht dabei: Marvin Compper.

Der 23-Jährige ist Hoffenheims Abwehrchef und für Rangnick unverzichtbar. Gerade jetzt, wo mit Ibertsberger (Innenband) und Jaissle (Kreuzband) zwei von vier Stammkräften der Abwehrkette langfristig ausfallen.

Comppers große Stärke: Ruhe und Souveränität, auf und abseits des Rasens. Der Nationalspieler ist deshalb auch Rangnicks verlängerter Arm auf dem Platz. Und: Compper hat ein gutes Auge. Drei Treffer bereitete der Ex-Gladbacher in dieser Saison bereits vor, mehr als jeder andere Innenverteidiger der Liga.

Hamburger SV: David Jarolim

In der Öffentlichkeit hat der Tscheche den Ruf eines Schwalbenkönigs, sicher auch nicht ganz zu Unrecht. Völlig ungerechtfertigt dagegen wird Jarolim von vielen aber nur darauf reduziert. In Hamburg allerdings nicht, denn die Hanseaten wissen, was sie an ihrem Kapitän haben.

Nämlich einen nimmermüden Dauerläufer, der defensiv Löcher stopft und Bälle klaut und offensiv Lücken reißt und Tore vorbereitet. Auf immerhin fünf Assists bringt es der 19-malige tschechische Nationalspieler.

Und: Jarolim ist ein absoluter Musterprofi. Der 29-Jährige schiebt fast täglich Sonderschichten im Kraftraum oder bleibt nach dem Training länger zum Üben auf dem Platz. Trainer Martin Jol schwärmt deshalb über seinen Spielführer: "So etwas Professionelles habe ich noch nie erlebt."

VfL Wolfsburg: Zvjezdan Misimovic

Grafite und Edin Dzeko sind topp, keine Frage. Ohne Zwetschge Misimovic wären beide aber wohl nur halb so erfolgreich. Denn keiner in der Liga legt so zielgenau vor wie der Bosnier. 14 Vorlagen gab Misimovic in dieser Saison bereits und hat Wolfsburgs bisherigen Rekordhalter Martin Petrov (13) damit schon jetzt überholt.

Großes Aufhebens macht der 26-Jährige darum allerdings nicht: "Ich bin dazu da, unsere Stürmer einzusetzen." Sechsmal nahm Misimovic seinen Angreifern die Arbeit sogar gleich ab und vollstreckte selbst zum Torerfolg.

Macht jetzt schon 20 Scorer-Punkte. Bayerns Franck Ribery kam in der gesamten letzten Saison gerade mal auf 19. Aus Misimovic, dem doppelten Absteiger (mit Bochum und Nürnberg), ist auf einmal ein potenzieller Meistermacher geworden.

FC Bayern München: Philipp Lahm

Lahm ist Deutschlands bester Außenverteidiger, das ist wohl unbestritten. Und auch den internationalen Vergleich muss der 25-Jährige ganz sicher nicht scheuen. Die Zahlen sprechen für sich: Lahm hat im Schnitt 94 Ballkontakte pro Spiel, er bringt knapp 90 Prozent seiner Pässe und überragende 80 Prozent seiner langen Bälle zum Mitspieler und gewinnt für einen offensiven Außenverteidiger gute 63 Prozent seiner Zweikämpfe.

Im Vergleich: Wolfsburgs Marcel Schäfer oder Schalkes Rafinha entscheiden 60 beziehungsweise 56 Prozent ihrer direkten Duelle für sich. Lahms großes Plus zudem: Er begeht im Schnitt nicht mal ein Foul pro Spiel.

Für Jürgen Klinsmann gibt es deshalb keine Alternative zu Lahm, zumal der FC Bayern keinen weiteren linken Abwehrspieler im Kader hat. So ist ein Ausfall des Nationalspieler immer doppelt bitter: Zum einen fehlen die überragenden Werte Lahms, zum anderen muss mit Ze Roberto dann einer hinten links aushelfen, den man eigentlich dringend weiter vorne braucht.

Hertha BSC Berlin: Jaroslav Drobny

Im letzten Jahr war Jaroslav Drobny so wie die Hertha - Mittelmaß. In dieser Saison sind beide allerdings Spitze. Und der Tscheche ist einer der Garanten für den Höhenflug der Berliner. Der Torhüter agiert ruhig und unaufgeregt auf der Linie und souverän in der Strafraumbeherrschung.

Die Folge: Hertha hat die zweitbeste Abwehr der Liga und in dieser Spielzeit bereits sieben Mal zu Null gespielt. Einmal allerdings wurde die alte Dame auch schon böse vermöbelt. Beim 1:5 in Bremen war das, jedoch ohne Drobny.

Für den verletzten Hertha-Keeper stand damals der junge Christopher Gäng zwischen den Pfosten und gab nicht die allerbeste Figur ab. Da Ersatzmann Christian Fiedler (Kreuzbandriss) mittlerweile gar vor dem Karriereende steht und Gäng noch nicht höchsten Ansprüchen genügt, braucht die Hertha Drobny. Vor allem, wenn man Spitze bleiben will.

Sieben Schlüsselspieler im Abstiegskampf

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