Hoeneß: "Das ist kein Kindergarten!"

Von Interview: Dieter Nickles
Bayern-Manager Uli Hoeneß war nach dem Sieg gegen den KSC durchaus gereizt
© Getty

So kennt man Uli Hoeneß. Irgendwie ist seine Laune immer dann am schlechtesten, wenn der FC Bayern München gewonnen hat. Das war auch nach dem 1:0-Sieg gegen Karlsruhe nicht anders.

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Nach dem Spiel stand er vor dem Premiere-Mikro Rede und Antwort - und war dabei durchaus gereizt: Ein Seitenhieb gegen den Tabellenführer, eine kämpferische Rechtfertigung für den Wischer von Franck Ribery gegen Andreas Görlitz und eine Medienschelte inklusive. Nur zu Oliver Kahn wollte Hoeneß partout nichts sagen.

Das ganze Interview im Wortlaut:

Frage: Herr Hoeneß, die Konkurrenz soll Ihren Atem wieder spüren - und das tut sie jetzt. Ist das das Beste an einem Spiel, das sonst nicht so toll war?

Hoeneß: Ja, aber wenn man Meister werden will, dann muss man gerade solche Spiele gewinnen, die nicht besonders schön sind. Hertha BSC hat die letzten zehn Spiele alle so gewonnen - und deswegen wollen wir uns jetzt nicht beschweren.

Frage: Warum war das heute spielerisch ein Rückschritt?

Hoeneß: Ist doch klar: Die Spieler werden nervös, wenn es nicht so läuft. Mit Luca Toni und Miro Klose hatten wir die zwei wichtigsten Stürmer nicht dabei und dadurch vorne wenige Anspielstationen. Das ist nicht so einfach...

Frage: Franck Ribery hat eine gute Leistung gezeigt, hatte aber auch eine hässliche Szene, als er gegen Görlitz ausgeschlagen hat. Und auch später war er immer wieder Gelb-Rot gefährdet. Was ist los mit ihm?

Hoeneß: Ich glaube nicht, dass das so eine hässliche Szene war. Wenn man Ihnen in einem Spiel zehn Mal in die Hacken haut, dann wehren Sie sich eben irgendwann. Also ich finde das nicht so schlimm.

Frage: Aber er hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn es Rot gegeben hätte, oder?

Hoeneß: Naja. Ich habe es nicht so genau gesehen, aber man muss auch verstehen, dass man irgendwann reagiert, wenn man ständig auf die Knochen gehauen wird.

Frage: Wir spielen Ihnen die Szene mal noch einmal vor...

Hoeneß: Ja, ist das schlimm?! Was ist denn das? Sind wir im Kindergarten?

Frage: Nun ja, es ist eine Ohrfeige. Er wischt ihm eine...

Hoeneß: Der schiebt den doch nur weg. Ihr müsst aufhören, den Scharfrichter zu spielen. Das ist Fußball, ja? Das ist nicht Kindergarten!

Frage: Ich habe ja auch nur gefragt, was mit ihm los ist, dass er sich zu so etwas hinreißen lässt. Denn es war auf jeden Fall keine saubere Aktion.

Hoeneß: Eine völlig harmlose Geschichte. Ihr müsst immer die Moralapostel spielen...

Frage: Gut, Themenwechsel: Wie viel Wert legen Sie darauf, dass Oliver Kahn nicht Manager auf Schalke wird?

Hoeneß: Ach! Stellen Sie mir andere Fragen, bitte.

Frage: Aber das Thema interessiert die Leute. Wenn wir uns jetzt kurz wieder beruhigen, können wir doch ganz normal darüber sprechen...

Hoeneß: Wir geben dazu überhaupt keine Antwort. Das ist eine Sache von Schalke 04 und nicht von Bayern München.

Frage: Aber Sie haben sich in anderen Medien ja auch schon dazu geäußert...

Hoeneß: Ich habe dazu gar keine Meinung abgegeben. Wenn Sie alle Zeitungen richtig gelesen haben, haben Sie festgestellt, dass vom FC Bayern überhaupt keiner etwas dazu gesagt hat.

Frage: Immerhin haben Sie erklärt, Sie suchen selbst als Nachfolger einen um die 40 Jahre - hatten Sie da nicht auch Oliver Kahn im Blick?

Hoeneß: Das ist Ihre Interpretation.

Frage: Ich frage Sie ja nun...

Hoeneß: Habe ich den Namen Oliver Kahn genannt?

Frage: Heute nicht.

Hoeneß: Damals? In dem betreffenden Artikel?

Frage: Nein, aber Sie haben gesagt, Sie suchten einen zirka Vierzigjährigen, und nun habe ich Sie gefragt, ob Oliver Kahn nicht ein möglicher Kandidat wäre...

Hoeneß: Ihr müsst nicht immer alle Interpretationen uns unterstellen. Wir haben dazu nichts gesagt. Und wir werden dazu auch weiterhin nichts sagen.

Frage: Dann danke ich trotzdem für die Einschätzung.

(Wenig später äußerte sich Hoeneß in der Mixed-Zone übrigens dann doch noch vor Journalisten zum Thema Kahn: "Wenn er Manager von Schalke 04 wird, heißt das ja nicht, dass er nicht doch irgendwann zum FC Bayern kommt. Er wird ja nicht 100 Jahre auf Schalke arbeiten, sondern vielleicht nur drei Jahre.")

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