"Diego hat mich geschubst und beleidigt"

Von Für SPOX in Bremen: Stefan Rommel
Vor Diegos Freistoß zum 1:0 beschwerten sich Lehmann und Kollegen bei Schiedsrichter Perl
© Imago

Das hitzige Nachspiel von Werder Bremens 4:0-Sieg über den VfB Stuttgart fand in der Mixed Zone des Bremer Weserstadions statt. VfB-Torhüter Jens Lehmann erklärte im Interview seine Sicht der Dinge im Streit mit Werders Spielmacher Diego und die Verbalattacken, die Bremens Manager Klaus Allofs im Kabinengang schlichten musste.

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Jens Lehmann ließ sich lange Zeit. Oder besser: Er musste sich lange Zeit lassen. Lehmann wurde gleich im Anschluss an das unterhaltsame 4:0 im Bremer Weserstadion zur Dopingkontrolle gebeten.

In seiner Abwesenheit wurde viel spekuliert und geredet, was es mit Lehmanns Disput im Kabinen Gang mit Werders Diego auf sich hatte.

"Macht in jedem Spiel Probleme"

Dann kamen plötzlich beide Protagonisten aus der Kabine. Lehmann baute sich gleich am Beginn der Mixed Zone auf, sein Widersacher Diego ein paar Meter davon entfernt. Der Brasilianer hatte sich zuvor schon am Premiere-Mikrophon über Lehmann geärgert und legte nochmal nach.

"Lehmann macht in jedem Spiel Probleme und bekommt Gelbe Karten. Er soll sich darauf konzentrieren, die Bälle zu halten. Ich finde, es steht ihm nicht zu, sich über andere Spieler zu äußern. Er ist schließlich nicht der Schiedsrichter."

Lehmann hörte Diegos Worte nicht, sein Blick schweifte aber dennoch häufig rüber. Dann legte er los und schilderte seine Sicht der Dinge.

Frage: Herr Lehmann, auf dem Weg von der Kabine zurück auf den Platz kam es vor der zweiten Halbzeit zwischen Ihnen und Diego zu einem kleinen Disput. Worum ging es da?

Jens Lehmann: Diego ist ein Spieler, der sich immer fallen lässt. Er hat darauf gewartet, bis ein Gegenspieler von hinten an ihm dran war und hat sich dann fallen lassen. Darauf habe ich ihn hingewiesen.

Frage: Sie haben vor dem Freistoß, der zum 1:0 führte, auch bei Schiedsrichter Perl interveniert. Haben Sie ihn auch darauf hingewiesen?

Lehmann: Nein, da ging es um etwas anderes. Diego hat den Ball einfach an eine andere Stelle gelegt. Spieler versuchen das immer wieder, sich den Ball günstiger zu legen. Das habe ich dem Schiedsrichter gesagt. Es ging darum, wo der Ball auf einmal lag und nicht um das angebliche Foul an sich. In Hannover haben wir vor ein paar Wochen schon mal so ein Gegentor kassiert.

Frage: Der Freistoß war dann gut getreten...

Lehmann: Der Freistoß war sehr gut, aber was davor abgelaufen ist, nicht. Wenn man Fouls herausholt, indem man täuscht, ist das auch für den Schiedsrichter sehr schwer.

Frage: Was genau haben Sie zu Diego gesagt?

Lehmann: Ich habe ihm gesagt, dass er ein sehr guter Spieler, aber auch ein Cheater (englisch für Schummler, Anm. d. Red.) ist. Einer, der täuscht und Fouls durch Täuschen schindet. Er hat mich daraufhin gleich geschubst und beleidigt. Aber das war nicht so schlimm.

Frage: Also hat Sie auch das vermeintliche Foul aufgeregt?

Lehmann: In meiner Mannschaft weise ich meine Mitspieler immer darauf hin, dass man so etwas nicht tun sollte. Das habe ich jetzt auch mit einem Spieler des Gegners gemacht. Ich kann solche Spieler nicht akzeptieren und respektieren. Nicht in meiner Mannschaft und nicht in der des Gegners.

Frage: Diego sagt, Sie sollten sich um andere Dinge kümmern...

Lehmann: Wenn Diego das freut, wenn er täuscht, zeugt das offenbar von seinem Charakter. Das muss er dann mit sich selbst ausmachen. Aber wenn ein Spieler so etwas macht, ist das meine Art, damit umzugehen.

Frage: Ihr Manager Horst Heldt war nach eigenem Bekunden "stinksauer", so sauer wie noch nie nach einem Spiel über seine Mannschaft  und bezeichnete die Vorstellung des Teams als "arrogant und überheblich". Sehen Sie das auch so?

Lehmann: Wir haben 0:4 verloren. Das bedeutet, dass alles besser werden muss. Ich muss mich mehr anstrengen...

Frage: Der Manager meinte eher die gesamte Mannschaft.

Lehmann: Aber jetzt stehe ich vor Ihnen und schildere die Dinge aus meiner Sicht und sage, was ich beim nächsten Mal anders machen muss.

Frage: Wie lauten die Ziele für den VfB in dieser Saison?

Lehmann: Das witzige ist ja, dass die anderen auch nicht viel besser spielen. Das ist das Gute.

Frage: Vor dem Spiel war von der Champions League die Rede.

Lehmann: Es kann alles passieren. Es kann rauf gehen oder runter gehen. Fragen Sie mich doch in fünf Wochen nochmal.

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