Rensing bemängelt fehlende Lobby

Von Thomas Gaber
Michael Rensing absolvierte bislang 43 Bundesligaspiele für den FC Bayern
© Getty

Seit einem halben Jahr ist Michael Rensing die Nummer eins im Tor des FC Bayern München. Als Nachfolger von Oliver Kahn hatte er von Beginn an keinen leichten Stand. Kritik an seinen Leistungen ließ ihn bislang kalt. Doch vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln bemängelte Rensing nun fehlenden Respekt.

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Michael Rensing ist ein höflicher junger Mann. Als er im Trainingslager der Bayern in Dubai zwei Stunden zu spät zu einem vereinbarten Interview-Termin kam, weil Uli Hoeneß zum Geburtstagsdinner lud, bezahlte er die Getränkerechnung der wartenden Journalisten.

"Bei mir wird immer nach Fehlern gesucht"

Starallüren sind dem Torhüter des FC Bayern fremd, von in München gängigen Sehen-und-gesehen-werden-Partys hält er wenig. Rensing verzieht sich lieber in seinen DJ-Keller und wirft Techno-Scheiben auf den Plattenteller.

In Gesprächen macht Rensing einen ausgeglichenen Eindruck. Meistens zumindest. Kritik lässt ihn kalt, verriet Rensing im Interview mit SPOX. Doch mittlerweile hat es Rensing satt, dass seine Leistungen nicht die nötige Wertschätzung bekommen. Er fühlt sich verfolgt und bemängelt fehlende Lobby.

"Wenn ich Fehler mache - wenn mir zum Beispiel mal ein Ball durchrutscht - dann gebe ich den Fehler gerne zu. Aber es ist symptomatisch, dass bei mir immer nach Fehlern gesucht wird. Warum? Diese Frage muss erlaubt sein", sagte Rensing am Donnerstag in München.

Eine Antwort hat Rensing noch nicht gefunden. "Offenbar will man mir keine Ruhe lassen. Ich weiß nicht, ob mich die Leute unsympathisch finden oder ob sie sich noch nicht daran gewöhnt haben, dass jetzt ein Torhüter bei Bayern im Tor steht, dessen Spiel ganz anders ist als das von Oliver Kahn", so der 24-Jährige.

Rummenigge hat vollstes Vertrauen

Kritik musste Rensing in seiner ersten Saison als Nummer eins beim FC Bayern reichlich einstecken. Als "amateurhaft" bezeichnete Franz Beckenbauer beispielsweise seine Strafraumbeherrschung im Bundesligaspiel beim VfB Stuttgart.

Dass Rensing exzellente Fähigkeiten hat, ist unbestritten. Er hat den Bayern vor allem in der Champions League Punkte gerettet. Die Bayern-Verantwortlichen schätzen Rensing. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge betonte zuletzt mehrfach, Rensings Position sei unantastbar.

Rensing bietet Angriffsfläche

Doch seine Leistungen sind (noch) nicht konstant genug, Rensing bietet Angriffsfläche. Dicke Patzer waren nicht dabei, aber Rensing sah bei einigen Gegentoren in der Bundesliga nicht gut aus. Beispielsweise beim Gegentor in Hamburg durch Mladen Petric, als er einen Schuss von David Jarolim unkonventionell nach vorne abwehrte, anstatt den Ball zur Seite wegzufausten.

Rensing sieht das anders. "Ich hab den Ball gut gehalten, er war noch abgefälscht. Ich bin froh, dass ich gerade noch hinkomme", so seine Einschätzung. Auch am ersten Gegentor in Berlin sei er schuldlos gewesen: "Es gab eine klare Ansage. Ich habe gerufen, dass der hohe Ball weggeschlagen werden soll."

Rensing fordert Zu-Null-Spiel gegen Köln

Kritik an Christian Lell, der Herthas Andrej Woronin unbedrängt einköpfen ließ, wollte Rensing nicht äußern. "Es geht nicht darum, Mitspielern Fehler anzukreiden. Wir müssen einfach unsere Nachlässigkeiten abstellen", sagte Rensing.

Gegen den 1. FC Köln soll zu Hause endlich mal zu Null gespielt werden. Rensing zu SPOX: "Höchste Priorität ist drei Punkte zu holen. Aber es wäre schön, wenn wir in einem Heimspiel mal kein Gegentor kassieren würden. Das würde uns Ruhe und Selbstvertrauen geben." Und er selbst würde ein wenig aus der Schusslinie geraten.

Michael Rensing im Steckbrief