"No Change" in Hamburg

SID
Der 46-jährige Bernd Hoffmann ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV
© Getty

Nach dem klaren Votum für seine Vereinspolitik stand Bernd Hoffmanns Vision vom Hamburger SV der kommenden Jahre nichts mehr im Wege.

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"Ich wünsche mir, dass wir den FC Bayern in der Bundesliga jagen, endlich wieder einen Titel gewinnen und unter die Top-20 der europäischen Klubs aufsteigen", erklärte der 46-jährige Klubchef, nachdem sein sportlicher wie wirtschaftlicher Erfolgskurs auf der größten Mitgliederversammlung in der HSV-Geschichte eine überwältigende Unterstützung erfahren hatte.

Statt Wechsel-Stimmung, stärkerer Kontrolle des Vorstands oder gar Putschversuchen, wie sie einige Vorstands-Kritiker im Vorfeld der HSV-Aufsichtsratswahl angestrebt hatten, blieb die breite Basis der Vereinstreuen lieber auf Linie. "No Change" in Hamburg lautete das eindeutige Signal der hanseatischen Anhängerschaft in Abwandlung eines geflügelten Wortes aus dem US-Wahlkampf.

Kontinuität statt Revolution

In Zeiten der finanziellen Unsicherheit entschieden sich die Mitglieder des Traditionsvereins für Kontinuität statt Revolution. Der eigentliche Wahlsieger Hoffmann, der vom neu gewählten Kontrollgremium eher weniger als mehr Gegenwind erwarten darf, gab sich entsprechend versöhnlich.

Sichtlich erleichtert und vom unerwartet klaren Wahlergebnis geradezu euphorisiert war er bemüht, den gesamten Verein - inklusive seiner Gegenspieler aus der kommerzkritischen Fan-Organisation "Supporters" - für den künfigen Erfolg zu vereinen: "Nach dem hart geführten Wahlkampf ist jetzt wichtig, dass wir wieder zusammenfinden. Wir haben sportlich Fahrt aufgenommen, darauf sollten wir uns konzentrieren."

Hoffmann räumt auch Versäumnisse ein

Allerdings räumte der HSV-Vorstandsvorsitzende auch freimütig Versäumnisse des Vorstands ein. "Wir sind nicht frei von Fehlern. Hier und da gibt es Dinge zu korrigieren. Dieser Vorstand hat für die nächsten Jahre noch Luft nach oben."

Beispielsweise werde man die Ticketpreise für Top-Spiele eindämmen, nachdem Eintrittskarten von bis zu 97 Euro für das letzte Heimspiel gegen Werder Bremen eine Welle der Entrüstung hervor gerufen hatten. "Das war daneben und wird nicht wieder vorkommen", versprach Hoffmann.

Seine Kritiker zeigten sich derweil als gute Verlierer und akzeptierten das Mitglieder-Votum als einen Akt der Demokratie. "Es ist ein eindeutiges demokratisches Ergebnis, mit dem wir Leben können", erklärte der als Fan-Einpeitscher bekannte und im Vorfeld der Wahl als "Totengräber des HSV" verunglimpfte Supporters-Kandidat Johannes Liebnau, der wie seine drei Mitstreiter im Kampf um die Aufsichtsratsplätze chancenlos war.

Sergej Barbarez ab sofort im Aufsichtsrat

Neben Alteingesessenen, darunter der bisherige Rats-Vorsitzende Horst Becker, und einem Kompetenz-Team aus der Hamburger Wirtschaft wird künftig auch der ehemalige HSV-Profi Sergej Barbarez im höchsten Gremium des Vereins sitzen.

Seine Rolle ist dem Bosnier bereits klar. "Ich bringe sportliche Kompetenz mit, und auch die ist im Aufsichtsrat erforderlich", so der 37-Jährige, der seine aktive Laufbahn im vergangenen Sommer bei Bayer Leverkusen beendet hatte.

Hoffmann: "Es wird noch den ein oder anderen Einkauf geben"

Bei den erforderlichen Transfers für die am Freitag mit dem Nord-Süd-Schlager gegen Bayern beginnende Rückrunde wird Barbarez allerdings noch nicht helfen können. Nach dem Wechsel von Nigel de Jong (Manchester City/20 Millionen Euro) und dem bevorstehenden Abgang von Thiago Neves (voraussichtlich Al-Hilal/Saudi-Arabien) muss der HSV dringend nachrüsten.

"Es wird noch den einen oder anderen Einkauf geben", erklärte Hoffmann, der mit einem Top-Transfer weitere Pluspunkte in der Gunst der Fans sammeln könnte.

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