Die Schiedsrichter stellen sich ihren Kritikern

SID
Die Bundesliga-Schiris, hier Michael Kempter, treffen sich in Mainz
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Bei ihrer Halbzeittagung in Mainz suchen die Bundesliga-Schiedsrichter den Dialog mit ihren Kritikern. Beide Seiten werben dabei für mehr Respekt im Umgang miteinander.

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Im Kampf um mehr Respekt suchen Deutschlands Bundesliga-Schiedsrichter ganz offensiv den Dialog mit ihren ärgsten Kritikern und wollen neue Wege beschreiten.

Der Warnstreik des Kabinenpersonals der Lufthansa machte den Referees am Freitag allerdings erst einmal einen kleinen Strich durch die Rechnung.

Rainer Koch zog positives Fazit

Wegen der Beeinträchtigung des Flugverkehrs konnten einige Vereins-Offizielle wie Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler oder der Hamburger Sportchef Dietmar Beiersdorfer nicht nach Mainz kommen, um auf Einladung des Schiedsrichterausschusses des Deutschen Fußball-Bundes an der Halbzeittagung der Unparteiischen teilzunehmen.

Trotzdem zog DFB-Vizepräsident Rainer Koch nach der knapp zweistündigen Diskussion zwischen den Klub-Offiziellen und den Referees in einem Mainzer Hotel ein durchweg positives Fazit.

Daum: "Respekt ist da ganz wichtig"

"Die Veranstaltung ist das geworden, was ich mir erhofft habe. Alle haben eingesehen, dass wir mehr Verständnis für die Entscheidungen des anderen aufbringen müssen", bilanzierte Koch. Die Tagung läuft noch bis Sonntag.

Auch Heribert Bruchhagen, Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, lobte den in dieser Form neuen Workshop: "Die Kommunikation ist immer der richtige Weg. Die Dialoge werden häufiger, das ist gut."

Trainer Christoph Daum vom 1. FC Köln will künftig in Reihen seines Teams für mehr Verständnis für die Spielleiter werben: "Respekt ist da ganz wichtig", meinte Daum nach der Unterredung.

Roth fordert mehr Respekt

Mit Hilfe einer zusammengeschnittenen DVD mit strittigen Szene der Hinrunde soll den Klub-Vertretern die gültige Lehrmeinung erläutert werden.

Roth will die Chance nutzen, um in diesem Zusammenhang auch das heikle Thema Respekt und Anerkennung anzusprechen: "Ohne das ist nichts möglich: kein Zusammenleben zwischen Spielern, Trainern und Schiedsrichtern", kritisierte der 66-Jährige die Umgangsformen, die seiner Meinung nach zuletzt arg gelitten hätten.

Als Negativ-Beispiel nannte Ex-FIFA-Referee Roth den verbalen Angriff des Schalker Nationalspielers Jermaine Jones auf Schiri Peter Gagelmann (Bremen) im abschließenden Hinrundenspiel der Königsblauen in Hoffenheim (1:1) Mitte Dezember 2008.

"Wer den Schiri anbrüllt, sollte Rot sehen"

Roth hat dazu eine klare Meinung und machte bereits vor der Tagung eine deutliche Ansage für die in einer Woche beginnende Rückrunde: "Wer den Schiri anbrüllt, der sollte in Zukunft Rot sehen."

Auch Franz Beckenbauer hatte unlängst ein härteres Durchgreifen gegen etwaige "Etiketten-Rowdies" gefordert und den Unparteiischen den Rücken gestärkt: "Wir müssen den Beteiligten mehr Respekt beibringen. Mit Roten Karten!", meinte der Kaiser.

Der Dialog mit den Klub-Offiziellen ist aber nicht die einzige Neuerung bei dem Treffen in Mainz. Erstmals werden die besten deutschen Schiris mit einem Experten für Körpersprache arbeiten, dem Buchautor und Theaterregisseur Stefan Spies.

Vierte Offizielle sollen noch genauer hinsehen

Zudem sollen die vierten Offiziellen angehalten werden, noch genauer hinzuschauen, damit künftig auch die versteckten Fouls sofort geahndet werden können.

Ein anderes heikles Thema steht zumindest inoffiziell auf der Tagesordnung. Nachdem Christian Seifert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem DFB in der vergangenen Woche in Sachen Schiedsrichter einen gewissen Nachholbedarf attestiert hatte, will DFB-Vizepräsident Rainer Koch dazu heute Stellung beziehen.

Abwehrende Haltung gegenüber Videobeweis

Insgesamt zog Volker Roth aus Sicht der Unparteiischen bereits ein zufriedenes Hinrunden-Fazit, untermauerte aber seine abwehrende Haltung gegenüber dem Videobeweis.

Fußball sei ein fließendes Spiel, kein ruhendes wie Rugby oder American Football.

"Beim Topspiel Bayern gegen Hoffenheim waren 16 Kameras im Einsatz. Haben Sie mal errechnet, wie viel Zeit es in Anspruch nehmen würde, pro strittiger Situation alle Kameraeinstellungen zu sichten? Das wäre kein Fußball im heutigen Sinne mehr", mahnte der frühere Top-Schiedsrichter aus Salzgitter.

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