Es kann nur Köln geben

Von Stefan Rommel
Baldiges Wiedersehen? Lukas Podolski zu seiner FC-Zeit mit dem Kölner Geißbock
© Getty

Das Wechsel-Hickhack um Lukas Podolski biegt auf die Zielgerade ein, spätestens bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar soll eine Entscheidung fallen. Dem Spieler und seinem Verein FC Bayern München bieten sich mehrere Optionen - und am Ende wird Podolski ziemlich sicher beim 1. FC Köln landen.

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Kein Tag vergeht, an dem nicht irgendein Satz in irgendeiner Gazette in Europa über Lukas Podolski verloren wird.

Seit einer gefühlten Ewigkeit geht das nun schon so und nicht wenige sind schlicht nur noch genervt vom permanenten Hickhack um den Nationalspieler.

Die Ausgangslage ist dabei relativ klar: der Spieler will weg, sein Verein Bayern München wird Poldi keine großen Steine in den Weg legen und eins der großen Missverständnisse des deutschen Fußballs endgültig beenden.

Köln hat sich finanziell bewegt

Bis spätestens 31. Januar, wenn die Transferperiode endet, wollen alle Parteien Klarheit. Die Bayern, Podolski - und natürlich der künftige Arbeitgeber des 23-Jährigen. "So oder so - ich möchte so schnell wie möglich eine Entscheidung. Definitiv bis Ende des Monats."

Und mittlerweile ist ein Ende in Sicht. "Ich muss sagen, die Kölner haben sich noch einmal bewegt. Das Ganze sieht gut aus. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt. Sie müssen noch ein wenig drauflegen. Aber zwischen dem, was sie anbieten und dem, was wir wollen, ist kein allzu großer Unterschied mehr. Das sollten sie auch noch hinbekommen. Sie sind auf einem guten Weg", verriet Karl-Heinz Rummenigge in Dubai.

Die Zutaten für den heißesten Wintertransfer des Jahres sind also gegeben. Aber in welcher Konstellation geht der Deal über die Bühne. Wer sind Gewinner und Verlierer? Und was ist eigentlich das Beste für Poldi?

Szenario 1: Podolski gibt in der Winterpause seinen Wechsel bekannt, spielt aber in der Rückrunde noch für die Bayern und tritt am 1. Juli 2009 seinen Dienst bei seinem neuen Arbeitgeber an.

Offenbar die von Uli Hoeneß bevorzugte Lösung, "damit die Spekulationen aufhören und sich Lukas voll auf den Fußball konzentrieren kann. Denn er kann uns helfen, wenn er den Kopf frei hat. Er will einen guten Abgang."

Der Nachteil aus Bayern-Sicht: Podolski verpasst auf Grund seiner Erkältung das Trainingslager in Dubai und würde in den kommenden Wochen der verpassten Grundlagenausdauer hinterher rennen. Mit einem voll leistungsfähigen Podolski können die Bayern also frühestens Anfang März rechnen.

Der nächste große Gewinner wäre der 1. FC Köln. Potenziellen Mitbietern bleibt bis Ende des Monats kaum Zeit, um die gewichtigen Klauseln in Podolskis Vertrag finanziell zu umschiffen.

Der FC muss über jede Anfrage eines anderen Klubs von den Bayern informiert werden, wobei die Kölner in gleicher finanzieller Höhe immer den Zuschlag bekommen werden."Ich glaube nicht, dass sich das in den nächsten zehn Tagen ändern wird. Klar ist nur: Olic wechselt im Winter nicht zu den Bayern. Und was der HSV macht, muss uns nicht interessieren", wird Kölns Manager Michael Meier im "Express" zitiert.

Dazu ist Köln immer noch mit großem Abstand Poldis Wunschkandidat. "Wir reden bisher nur mit Köln über einen Transfer. Wir können doch gar nicht mit Hamburg richtig verhandeln. Was machen wir denn, wenn wir uns mit denen einigen und Lukas am Ende des Tages gar nicht dorthin möchte? Bisher hat er nur über Köln mit uns gesprochen", sagt Hoeneß.

Köln kann in Ruhe noch bis Ende der Transferperiode taktieren, da es bereits jetzt eine Art stillschweigendes Abkommen zwischen allen drei Parteien zu geben scheint. Die Bayern hätten Podolski los und die damals investierten zehn Millionen wieder zurück. Der Stürmer wäre wieder in der Heimat und Köln hätte seinen verlorenen Sohn endlich wieder.

Fazit: Nach dem verbesserten Angebot des FC die wahrscheinlichste aller Varianten, weil nur Köln in Frage kommt und sie alle Parteien glücklich machen würde.

Szenario 2: Podolski entscheidet sich im Winter für einen Wechsel und vollzieht den auch bis zum Start der Rückrunde.

Aus rein sportlicher Sicht die beste Lösung für Poldi. Bei einem neuen Klub wäre er als Zugang gesetzt und könnte endlich über einen längeren Zeitraum das zeigen, was er in München lediglich angedeutet hat.

Mit einer Abkehr von München hätte der Gefühlsmensch Podolski endlich Ruhe und könnte befreit aufspielen. Seinen Ambitionen in der Nationalmannschaft kann ein Wechsel schon im Winter nur gut tun.

Als Abnehmer kommt dann nur Köln in Frage, einem Tausch zwischen Hamburg Ivica Olic und Podolski räumt Hoeneß eine Chance von einem Prozent ein. Allerdings ist der Manager nicht gewillt, den Stürmer für ein Butterbrot gehen zu lassen.

Alle würden sich täuschen, "wenn sie mit Lukas ein Schnäppchen machen wollen. Er ist für Köln Summe X wert, für andere Vereine die Summe Y. Köln muss nicht so viel bezahlen, sollte seinen Vorsprung aber nutzen. Zehn Millionen, oder sie bekommen ihn nicht. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."

Das große Problem aus Bayern-Sicht: Für die Unternehmen Titelverteidigung und Angriff in der Champions League stünden plötzlich mit Miro Klose und Luca Toni nur noch zwei echte Stürmer zur Verfügung - und Landon Donovan.

Der ist aber vorerst nur bis Mitte März von LA Galaxy ausgeliehen. Donovans Transferrechte liegen aber zu 100 Prozent bei der Profiliga MLS, ein Kauf würde die Bayern angeblich bis zu zehn Millionen Euro kosten.

Für das von Hoeneß postulierte eine Prozent müsste der HSV deutlich mehr als zehn Millionen investieren, um Köln auszustechen. Das allerdings käme einem finanziellen Selbstmord gleich. Auch hier hält der FC deshalb alle Trümpfe in der Hand, ein ernstzunehmender Kandidat außer den Kölnern ist nicht in Sicht.

Fazit: Eine durchaus mögliche, aber nicht unbedingt wahrscheinliche Konstellation.

Szenario 3: Die Bayern und Podolski können sich nicht zu einer finalen Entscheidung durchringen, also erfüllt Poldi notgedrungen seinen Vertrag bei den Bayern zumindest bis Saisonende. Dann wird neu verhandelt.

Eine unbefriedigende Situation für Podolski und demzufolge auch mittelbar für die Bayern. Podolski hat seine Wechselabsichten nicht nur einmal mehr als deutlich formuliert, eine weitere Halbserie auf der Bank käme einer Bankrotterklärung gleich.

Die Bayern hätten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zunächst keine hundertprozentige Planungssicherheit, aber noch einen lukrativen Trumpf in der Hinterhand: Potente Interessenten können sich ein Wettbieten liefern, das bei mehr als den momentan veranschlagten zehn Millionen Euro Ablöse enden könnte.

Fazit: Nicht mehr als eine Notlösung und nur realistisch, sofern Podolski die FC-Verantwortlichen nicht dazu bewegen könnte, die geforderte Ablöse zu bezahlen. "Ich denke, dass er nach Köln wechselt. Wir werden jedenfalls alles tun, um ihn zu holen", versprach Trainer Christoph Daum aber jüngst.

Alle Daten und Fakten zu Lukas Podolski