"Guerrero ist jetzt unser Olic"

Von Stefan Moser
Ivica Olic traf in dieser Bundesliga-Saison sechs Mal, Paulo Guerrero drei Mal
© Imago

Ivica Olic ist in Hamburg der Mann der Stunde: Erst unterschrieb er überraschend einen neuen Vertrag beim FC Bayern München, dann schoss er den HSV mit drei Treffern ins Pokalviertelfinale - und nun empfangen die Hanseaten gleich zum Rückrundenstart seinen künftigen Arbeitgeber. Dabei hat Olic allerdings nur ein Problem: Er darf nicht mitspielen.

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Nach einer Rauferei mit Carlos Eduardo im Testspiel gegen Hoffenheim wurden beide Streithähne vom DFB für je zwei Ligaspiele gesperrt. "Natürlich tut uns das weh, Ivica war gerade richtig gut in Form", sagt Hamburgs Kapitän David Jarolim vor dem Spiel gegen die Bayern (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere).

Schon während der Woche sorgte Jarolim für leichtes Stirnrunzeln, als er in der "Sport Bild" mit sinistren Verschwörungstheorien zitiert wurde: Der DFB schwäche die unmittelbare Konkurrenz der Bayern, indem zwei wichtige Akteure für Pflichtspiele gesperrt werden, obwohl die Platzverweise aus einen Freundschaftsspiel stammten.

Jarolim: "Glaube nicht an Verschwörung"

Im Gespräch mit SPOX distanzierte sich der 29-Jährige allerdings vom Vorwurf der bewussten Wettbewerbsverzerrung: "Ich glaube nicht an eine Verschwörung. Trotzdem ist es ungerecht. Auch wenn es nicht böswillig passiert, wurden in der Vergangenheit doch Ausnahmen gemacht. Breno von den Bayern wurde zum Beispiel nach seiner Roten Karte im Sommer nicht gesperrt."

Eine bewusste Manipulation könne er sich zwar nur schwer vorstellen, aber "natürlich spielt es den Bayern in die Karten, wenn Hoffenheim auf Eduardo und wir auf Ivica verzichten müssen."

Fünf Ex-Bayern beim HSV

Zumal Olic bislang das Versprechen wahr machte, das er den Fans nach seiner Unterschrift in München gegeben hatte: "Ich werde bis zu meinem letzten Tag alles für den Verein geben." Er absolvierte eine starke Vorbereitung, lief sich wie gewohnt die Lunge aus dem Leib und erzielte alleine in den letzten beiden Pflichtspielen fünf Treffer.

"Wir werden ihn gegen die Bayern sehr vermissen", sagt auch Bastian Reinhardt gegenüber SPOX. Der HSV-Verteidiger macht sich für das Spitzenspiel aber dennoch keine Sorgen: "Wir haben zuletzt gegen die Bayern gute Ergebnisse erzielt. Außerdem haben wir ja noch Paolo Guerrero. Der hat dieselben Qualitäten - und als ehemaliger Münchner brennt er sicher auf das Spiel."

Mit Trainer Martin Jol (war als Spieler Ende der 70er eine Saison in München), Jarolim, Piotr Trochowski und Marcell Jansen ist der Peruaner einer von insgesamt fünf Ex-Bayern in Reihen des HSV. Er und Trochowski erzielten auch die beiden Tore beim 2:2 im Hinspiel in München.

Zahlen sprechen für Hamburg

Überhaupt gab es in den letzten sieben Duellen nur einen einzigen Sieg für den Rekordmeister.Dreimal gingen die Hamburger als Gewinner vom Platz, die letzen drei Vergleiche endeten remis. Am Freitag würde der Sieger der Partie zumindest vorübergehend die Tabellenführung übernehmen.

"Wir freuen uns auf das Spiel, das ist ein Klassiker", sagt Reinhardt und demonstriert das neue Hamburger Selbstbewusstsein: "Die Bayern haben gegen Stuttgart natürlich ein sehr, sehr gutes Spiel gezeigt, aber das Spiel in Hamburg ist eine andere Geschichte. Wir wollen gewinnen und an den Bayern vorbeiziehen."

18 Millionen für de Jong? "Schwer nachzuvollziehen"

Dafür muss der HSV allerdings auch den Abgang von Nigel de Jong spielerisch kompensieren. Der Mittelfeld-Abräumer wechselte in der Winterpause für die Rekordsumme von 18 Millionen Euro zu Manchester City.

"Mich wundert mittlerweile überhaupt nichts mehr", kommentiert Reinhardt den Transfer trocken: "Solche Summen sind kaum nachzuvollziehen, aber der Markt gibt das her. Und für den HSV gab es keine Option - er musste da zuschlagen."

Auch Jarolim, der immerhin seinen Partner auf der Doppel-Sechs verloren hat, trägt die Entscheidung mit: "Was soll ich mich darüber groß ärgern: So ist das nun mal heutzutage im Fußball. So ein Angebot kann im Moment wohl nur von Manchester City kommen, da darf man dann nicht lange überlegen."

Noch kein echter Ersatz

Einen echten Ersatz konnten die Hamburger bislang nicht präsentieren. Mit Marcel Ndjeng und Tomas Rincon wurden nur zwei Spieler auf Leihbasis verpflichtet (mehr). Die 18 Millionen aber liegen weiter auf der hohen Kante.

"Wir sind gut beraten, in der jetzigen wirtschaftlichen Situation ein bisschen Geld auf dem Konto zu haben", befürwortet Reinhardt auch diesen Kurs, "denn die Preise sind gerade jetzt in der Winterpause sehr hoch. Wir sollten schon bis zum Sommer warten."

Neuzugang Rincon könnte die de-Jong-Position zwar spielen, mit seinen 21 Jahren ist er aber wohl eher als Perspektivspieler vorgesehen. Die Hamburger leihen den Venezueler bis zum Sommer aus und wollen erst dann über einen endgültigen Transfer entscheiden.

Olic: "Das schwerste Spiel meines Lebens"

Gegen die Bayern wird also wohl Collin Benjamin die Rolle vor der Abwehr ausfüllen.

Der 30-Jährige ist bislang der Gewinner der Vorbereitung, Jol sagt über ihn: "Collin ist ein echter 6er. Er weiß, was zu tun ist. Ich kann mich auf ihn verlassen." Gegen die Bayern kann er das Vertrauen seines Trainers zurückzahlen.

Ivica Olic wird dabei auf der Treppe hinter der Bank sitzen und die Daumen drücken. "Das wird das schwerste Spiel meines Lebens. Ich werde sehr nervös sein", verriet der 29-Jährige am Donnerstag. Trotzdem ist er sich sicher: "Wir werden die Bayern schlagen. Auch ohne mich!"

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