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Von Stefan Rommel
In 168 Länder der Welt wurde die Partie aus der Allianz Arena live übertragen
© Getty

Das Spitzenspiel zwischen Bayern München und 1899 Hoffenheim förderte neben dem Ergebnis noch zahlreiche andere Erkenntnis zutage. Zum Beispiel, dass der Aufsteiger durch die Niederlage nur noch stärker werden wird.

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Letzte Saison hatte die Deutsche Fußball Liga eine ganz phantastische Idee: In der Winterpause wurden Borussia Dortmund und Energie Cottbus ins ferne Asien komplimentiert.

Imagegewinn der Bundesliga

Die Marke Bundesliga sollte sich einem der Wachstumsmärkte präsentieren, in den dafür vorgesehenen Testspielen gegen Indonesien und die chinesische Olympia-Auswahl durfte sich die Liga in ihrer vollen Pracht zeigen.

1899 Hoffenheim schlummerte damals noch im Mittelfeld der 2. Liga, an den Dorf-Klub dachte in der DFL-Zentrale in Frankfurt am Main niemand.

Ein Jahr später kamen Indonesier und Chinesen doch in den Genuss eines Hoffenheim-Spiels, genauso wie 166 andere Länder.

Der Kracher gegen die Bayern wurde fast in die ganze Welt ausgestrahlt und in Frankfurt dürften danach die Jubelschreie so laut gewesen sein, dass sie selbst Kilometer entfernt noch zu hören waren.

Wie aus der Premier League

Noch nie hatte sich die Liga im Ausland so gut darstellen können, was vor allem daran lag, dass es unter gewissen Gesichtspunkten auch noch nie so ein Spiel gegeben hatte.

An Intensität und vor allem an Spieltempo war das Spiel Zweiter gegen Erster für Bundesligaverhältnisse ein Novum. Hätte man nichts von der Spielpaarung gewusst, die Partie hätte gerne auch als ein Top-Spiel aus der Premier League durchgehen können.

Das ist eine schöne Erkenntnis für die Bundesliga, aber vor allem für die beiden Mannschaften, die sich dadurch klar von den anderen 16 Mannschaften abgrenzen. Nicht umsonst waren sich alle Beteiligten danach einig, dass in München die Besten des Landes aufeinander trafen.

"Man hat gesehen, dass sich da ohne Frage die zwei besten deutschen Mannschaften gegenüber standen. Wir waren von zwei Klasse-Mannschaften die etwas glücklichere", fasste Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge treffend zusammen.

Testlauf für die Champions League

Es ist auch eine sonderbare Facette des Spiels, dass sich beide Mannschaften als Gewinner fühlen dürfen und dass diese 90 Minuten jeden um Längen weiter nach vorne bringen wird.

"Wenn man in Europa mithalten will, braucht man solche Spiele", sagte Mark van Bommel. "Insofern sind wir froh, dass Hoffenheim oben mit dabei ist. Wenn man so ein Spiel jede Woche machen würde, wird man automatisch besser."

Der Holländer meinte damit vor allem das atemberaubende Tempo, das Hoffenheim über eine Stunde lang und die Bayern ganz speziell in der Schlussphase gehen konnten. Das hatte eindeutig Champions-League-Niveau - und zwar solches, mit dem man auch in der K.o.-Phase gegen die Besten Europas mithalten kann.

Die Klinsmann-Bayern...

Und das war schließlich einer der Hauptgründe, warum sich die Bayern vor gut einem Jahr zum sensationellen Plan mit Jürgen Klinsmann als Trainer hatten hinreißen lassen. Der Bundesliga-Dominator will zurück in den elitären Zirkel des europäischen Großadels - Klinsmann scheint in dieser Beziehung auf einem sehr guten Weg.

"Ich finde, dass das, was wir im Moment spielen, sehr stark mit dem Namen Jürgen Klinsmann zu verbinden ist. Er hat die Mannschaft in diesen sportlichen und vor allem körperlichen Zustand gebracht und dass wir heute dieses Tempo mitspielen können, ist seine Leistung", meinte auch Manager Uli Hoeneß.

...und ihre Probleme

Die Bayern haben aber trotz aller Euphorie noch einige Baustellen zu bearbeiten. In Sachen Spielanlage und vor allem Raumaufteilung hatte der Aufsteiger den Rekordmeister klar im Griff, die Bayern fanden knapp eine Stunde lang kein Mittel gegen den bissigen Gegner.

Mit den Störspielern Demba Ba und Chinedu Obasi kamen die Münchener überhaupt nicht zurecht, die Folge des aggressiven Pressings waren lange Bälle auf Luca Toni, den Stoßstürmer.

So entschied am Ende ein Fehler der Gäste und die individuelle Klasse der Bayern das Spiel - ganz so, wie es Hoeneß vorausgesagt hatte: "Nicht die Taktik entscheidet Spiele, sondern durch die besseren Einzelspieler. Und die haben wir."

Die Niederlage als Lernbeispiel

Der Angriff des Herausforderers wurde noch mal abgewehrt. Aber auf lange Sicht könnte Hoffenheim den Bayern noch mal dankbar sein. Bisher hat die Mannschaft immer bewiesen, dass sie aus ihren Niederlagen die richtigen Schlüsse zieht.

Die Fallhöhe in diesem Spiel in München war hoch - und dementsprechend eindringlich dürften sich auch die Erkenntnisse aus der Niederlage in die Köpfe der Spieler einbrennen.

"Dass sie in letzter Minute verloren haben, wird sich letztlich auszahlen. Weil die Erfahrungen, die sie in diesem Spiel gemacht haben, schmerzhaft und einschneidend sind. Aber dadurch erzeugen sie eine besondere Wirkung. Man wird die Lehren aus dieser Niederlage ziehen", befand auch Günter Netzer in seiner BamS-Kolumne.

Rangnicks subtile Drohung

Die TSG hat ein Spiel verloren. Im großen Masterplan - und der kann nach dieser Vorrunde nur auf die Meisterschaft ausgerichtet sein - aber wird diese eine Niederlage vielleicht noch Gold wert sein.

"Wenn wir die Partie morgen noch mal spielen könnten, würden wir die Fehler bestimmt nicht mehr machen", sagte Ralf Rangnick noch am Freitagabend. An sich eine einfache Feststellung. Sie klang aber wie eine Drohung an den Rest der Liga.

Nach dem Spiel: Hoeneß geht auf Rangnick los