50+1-Regel: Liga vor Bewährungsprobe

SID
Reinhard Rauball will verhindern, dass Martin Kind die Solidaritätsgemeinschaft sprengt.
© Getty

Erst der geplatzte Fernsehdeal mit Sirius und die Diskussionen um neue Anstoßzeiten, jetzt der Streit um die 50+1-Regel: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht bei ihrer Mitgliederversammlung am Freitag in Frankfurt/Main vor einer Bewährungsprobe.

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Mit immer härteren Bandagen kämpft Martin Kind, Vorstandschef von Hannover 96, für eine Mehrheitsbeteiligung von Investoren in den Vereinen.

Die Aufforderung von Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball zur Treuepflicht konterte der 64-jährige Unternehmer erneut. "Nette Sprüche, ohne Inhalt", sagte Kind dem Fachmagazin "kicker".

Frist der TV-Rechte-Ausschreibung läuft aus

Während sich die Vertreter der 36 Profi-Vereine in einem Hotel am Flughafen beraten, läuft um 12 Uhr die Bieterfrist für die TV-Rechte von der Saison 2009/2010 an aus.

Dies soll angesichts der zeitlichen Überschneidung kein großes Thema bei der Versammlung sein, doch Zündstoff gibt es genügend: Zuletzt hatte Rauballs Vorgänger Wolfgang Holzhäuser (Bayer Leverkusen) die geplanten neuen Anstoßzeiten als "Termin-Chaos" bezeichnet.

"Mit solchen Einzelmeinungen schadet man der Ausschreibung", wetterte wiederum Liga-Vizepräsident Peter Peters (Schalke 04). Holzhäuser schlug auch eine Reduzierung der ersten Liga vor - obwohl die DFL gerade an eine Aufstockung auf 20 Clubs denkt und deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hat.

Rummenigge fordert bessere Bedingungen

Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat zudem kürzlich den Dachverband aufgefordert, die Rahmenbedingungen für die Top- Mannschaften zu verbessern und "Wege aus der internationalen Krise, die wir im Club-Fußball seit einigen Jahren haben, aufzuzeigen".

Kippt die 50+1-Regel? Auch unterwegs immer top-informiert sein!

Darum geht es auch Hannovers Vereinschef Kind, der sein Ansinnen noch einmal in der "Neuen Presse" erklärte: "Wir brauchen diese Öffnung, damit wir die Zukunft gestalten können - auch hier in Hannover. Sonst haben wir keine Zukunft mehr."

Bisher muss ein deutscher Profiverein nach den DFL-Statuten 50 plus einen Anteil an der Profigesellschaft halten, um eine Mehrheitsbeteiligung wie zum Beispiel bei englischen Clubs wie dem FC Chelsea zu verhindern. Die DFL-Spitze hatte im Oktober beschlossen, dies beizubehalten und will dies der Mitgliederversammlung vorschlagen.

Kind denkt an verschiedene Modelle

Kind bräuchte eine Zwei-Drittel-Mehrheit sowohl in der Mitgliederversammlung als auch im Bundestag des Deutschen Fußball- Bundes, um die Regel zu kippen. Dass ihm dies gelingt, halten Experten für unwahrscheinlich.

Hannovers Clubchef will der Versammlung nun ein Konsensmodell vorstellen, hält aber auch eine Klärung nach EU-Recht für möglich.

Ebenfalls denkbar sei eine Strukturveränderung von Hannover 96, obwohl der Bundesligist damit gegen die derzeitige Lizenz-Ordnung verstoßen würde. Zur Not will er vor Gericht ziehen.

Rauballs Kritik, dass Kind "die Solidaritätsgemeinschaft zu sprengen versucht" und die derzeitige Krise auf den Finanzmärkten nicht im Auge habe, konterte dieser: Das Solidaritätsprinzip hätten schon andere Vereine nicht erfüllt, sagte er mit Blick auf 1899 Hoffenheim, VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen mit ihren finanzstarken Mäzenen bzw. Firmen im Hintergrund.

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