Favoritenschreck Hertha

Von Florian Bogner / Thomas Gaber
Lost at Hauptstadt: Hoffenheim kassierte in Berlin die dritte Saisonniederlage
© Getty

Ob in Frankfurt, Köln, Hamburg, Wolfsburg, Bochum oder Bielefeld - am 12. Spieltag der Bundesliga sorgten die Schiedsrichter für viel Gesprächsstoff. Die Männer mit der Pfeife wurden heftig kritisiert, teilweise berechtigt, teilweise überzogen.

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Aber alles der Reihe nach - im SPOX-Zapping, dem Streifzug durch die Liga.

Hertha BSC Berlin - 1899 Hoffenheim 1:0

Die Hertha entwickelt sich immer mehr zum Favoritenschreck. Nicht nur, dass man nach Leverkusen nun auch Hoffenheim mit defensiver Disziplin zermürbte, bis Andrej Woronin eiskalt zuschlug.

Mit Hoffenheim reiste mal wieder ein Tabellenführer nach Berlin und musste ohne Tor und Dreier wieder abreisen - schon zum sechsten Mal war das nun in Folge der Fall. "Weltklasse! Erste Sahne!", meinte da nicht nur Manager Dieter Hoeneß. Zur SPOX-Analyse

FC Schalke 04 - FC Bayern München 1:2

Gegen Bielefeld hatten die Bayern in der letzten Woche 20 Eckbälle - was Vereinsrekord seit Einführung der Datenerhebung 1992 bedeutete. Auf Schalke hatten die Bayern nun 18 Eckbälle gegen sich - Negativrekord - und gewannen am Ende dennoch.

Ein Grund dafür war freilich die miese Qualität der Schalker Standardsituationen. Normalerweise ist Königsblau nach ruhenden Bällen am gefährlichsten, nicht aber wenn Christian Pander verletzt von der Seitenlinie zusehen muss. Ohne Pander sind die Schalker Standards nämlich nur die Hälfte wert - 18 Eckbälle hin oder her. Zur SPOX-Analyse

Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 2:2

Es bleibt dabei: Fußballspiele mit Beteiligung von Eintracht Frankfurt sind in letzter Zeit extrem kurzweilig und tragen immer ein wenig Dramaturgie in sich. Nach Comeback-Siegen gegen Karlsruhe, Cottbus und Mönchengladbach gab es diesmal trotz einer 2:0-Führung nur einen Punkt aufs Konto.

Und dann war da ja noch der Schiedsrichter. Babak Rafati zog sich zuerst den Zorn der Stuttgarter zu, weil Nikos Liberopoulos vor dem 2:0 seinen Gegenspieler Elson umschubste, Rafati jedoch woanders hinsah. Und zwei Minuten vor Schluss waren dann auch noch die Frankfurter sauer, weil sich Benjamin Köhler vor Mario Gomez' Ausgleichskopfball ebenfalls gefoult fühlte. Wie sagte Jens Lehmann so schön? "So schlecht! Also irgendwo finde ich, muss es Bessere geben." Zur SPOX-Analyse

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VfL Wolfsburg - Energie Cottbus 3:0

Marco Kurth erzielte in der 33. Minute einen sehenswerten Treffer. Referee Lutz Wagner gab das Tor wegen angeblicher Abseitsstellung nicht. Ganz kniffliges Ding. Komplett daneben lag Wagner aber eine Minute später, als Wolfsburgs Edin Dzeko im Energie-Sechzehner über die eigenen Beine stolperte. Wagner zeigte auf den Punkt - krasse Fehlentscheidung.

"Mehr Schwalbe geht nicht. Der haut sich selber hinten in die Hacke und wir werden dafür bestraft und durch diese Aktion um unseren Lohn gebracht. Das war mit Abstand die Spiel entscheidende Aktion. Die Entscheidungen gegen uns sind schon sehr auffällig", schimpfte Timo Rost bei Premiere.

Hamburger SV - Borussia Dortmund 2:1

Schiedsrichter Jochen Drees übersah den Rempler von Mladen Petric an Robert Kovac vor dem 1:0. Aber selbst Kovac wollte Drees dies nicht als Fehler ankreiden. Trotzdem ging der BVB-Verteidiger nach dem Spiel auf Drees los und unterstellte ihm, für die Heimmannschaft gepfiffen zu haben. "Ich habe ihm gesagt, dass er sich ins Hemd macht. Darauf hat er sehr dünnhäutig reagiert", so Kovac. Und zwar mit der Roten Karte.

Ob das wirklich dünnhäutig ist, sei mal dahingestellt. Neben Kovac wurde Drees von Tamas Hajnal und Jürgen Klopp angefönt. "Ich hatte kein Verständnis dafür, dass er nur zwei Minuten Nachspielzeit gegeben hat. Ein Witz", sagte der BVB-Coach. Dortmund hat sich die Niederlage in Hamburg allerdings selbst zuzuschreiben. Zur SPOX-Analyse

VfL Bochum - Werder Bremen 0:0

Werder ist derzeit nicht gut drauf. Auch in Bochum lieferten die Bremer keine berauschende Vorstellung ab. Schiedsrichter Deniz Aytekin aber auch nicht. In der siebten Minute zupfte Bochums Christian Fuchs eifrig an Claudio Pizarros Leibchen. Ein elfmeterwürdiges Vergehen. Korrekt entschied Aytekin nach Mesut Özils Tätlichkeit gegen Thomas Zdebel. Glatt Rot für den Bremer. 

Pizarro ließ sich bei Premiere dennoch zu folgender Behauptung hinreißen: "Wir haben heute mit elf gegen zwölf gespielt." Torsten Frings legte noch einen drauf: "Das war eine Alibi-Vorstellung des Schiedsrichters." Was sagte Kovac nochmal? Dünnhäutig. Gilt auch für Pizarro und Frings.

Arminia Bielefeld - Borussia Mönchengladbach 0:2

Dank des Doppelpacks von Marko Marin beendete die Borussia die Negativserie auf fremden Terrain. Soweit hätte es aber gar nicht kommen dürfen. In den ersten 30 Minuten hackte Marin so ziemlich jeden Bielefelder um, der ihm über den Weg lief. Die Opfer hießen Markus Schuler, Oliver Kirch und Rüdiger Kauf.  Außerdem schimpfte Marin wie ein Rohrspatz in Richtung Schiedsrichter.

Peter Gagelmann beließ es unverständlicherweise bei einer Gelben Karte. "Er hat die Klappe nicht gehalten und war hochgradig rotgefährdet", erklärte Trainer Hans Meyer. Erst ein Versprechen rettete Marin. "Er kam zu mir und sagte: 'Herr Meyer, ich werde heute nicht fliegen. Ich halte meine Schnauze und foule auch nicht mehr'", so Meyer. Zur SPOX-Analyse

Karlsruher SC - Bayer Leverkusen 3:3

Seltsam. Im aufregendsten Spiel des Tages stand der Schiedsrichter nicht im Mittelpunkt. Günther Perl hatte die Partie jederzeit im Griff. Die Aufmerksamkeit gebührte anderen. Zum Beispiel Alexander Iaschwili.

Der Georgier rettete dem KSC mit seinem ersten Bundesligator seit Mai 2005 einen Punkt nach fünf Pleiten in Folge. Damals dümpelte der KSC in den Niederungen der Zweiten Liga herum. Zur SPOX-Analyse

1. FC Köln - Hannover 96 2:1

Es fing am Freitag alles so gut an. Schiedsrichter Peter Sippel und sein Team sahen beim umstrittenen Ausgleich durch Kölns Pedro Geromel alles richtig. Hannover Szabolcs Huszti schlug den Ball erst weg, als dieser die Linie bereits mit vollem Umfang überschritten hatte. Das musste auch 96-Trainer Dieter Hecking hinterher anerkennen. Jiri Stajner flog nach einem Ellbogenschlag gegen Roda Antar zurecht vom Platz, den Tschechen erwartet für seine dumme Aktion eine lange Sperre.

Auch bei Pierre Womes Handspiel lag Sippel richtig. Der Kameruner verlor im Zweikampf mit Jan Schlaudraff das Gleichgewicht, zog extra noch die Arme an und berührte den Ball wirklich nicht mit Absicht. Zur SPOX-Analyse

Für Gesprächsstoff an diesem Wochenende sorgten aber nicht nur die Bundesliga-Schiedsrichter. In Brasilien riss ein Spieler dem Schiri die Gelbe Karte aus der Hand, die dieser einem Mitspieler gezeigt hatte, zerknüllte das gute Stück und hielt sie dem verdutzten Referee unter die Nase. Der reagierte - Sie ahnen es - dünnhäutig und zeigte dem Witzbold die Rote Karte.

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