"Es kommt nur Slomka in Frage"

Von SPOX
Mirko Slomka (r.) gilt in Stuttgart als Kandidat für die Nachfolge von Armin Veh (l.)
© Getty

Nach der Entlassung von Armin Veh steht Markus Babbel nun als Teamchef des VfB  Stuttgart in der Verantwortung. Und gleich die erste Aufgabe in der Bundesliga hat es für den 36-Jährigen in sich: Die Schwaben müssen gegen Schalke 04 antreten (So., ab 16.45 Uhr im LIVE-TICKER).

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Vor dem Spiel sprach SPOX mit den VfB-Kennern Karlheinz Förster (1977 - 86 Spieler in Stuttgart, heute Spielerberater), Günther Schäfer (1980-97 Spieler, heute Leiter der Fußballschule in Stuttgart) und Thomas Berthold (1993 - 2000 Spieler).

Drei ehemalige Profis - mit drei unterschiedlichen Meinungen zur Entlassung von Armin Veh, zur Rolle von Manager Horst Heldt und den richtigen Nachfolger auf der Bank der Stuttgarter. Kandidaten gibt es einige, zuletzt wurde auch der Name Trond Sollied gehandelt. Der Norweger sollte vor einigen Jahren schon einmal beim VfB unterschreiben und trainiert inzwischen den SC Heerenveen.

Berthold, Schäfer und Förster beziehen Stellung.

SPOX: Wie haben Sie die Entlassung von Armin Veh wahrgenommen - waren Sie überrascht, dass am Ende alles so schnell ging?

Thomas Berthold: Ich war überrascht, dass man jetzt - drei Spieltage vor Schluss - so eine Entscheidung trifft. In der Winterpause hätte man resümieren können und dann sicher auch den Trainer hinterfragen. Aber vielleicht erhoffen sich die Verantwortlichen noch einen extra Kick für die letzten drei Spiele, anders kann ich mir die Entscheidung nicht erklären.

Günther Schäfer: In gewisser Weise war ich auch überrascht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht damit gerechnet. Allerdings kann ich die internen Vorgänge nicht beurteilen. Ich stehe ja nicht unten auf dem Trainingsplatz.

Karlheinz Förster: Ich fand den Zeitpunkt richtig, denn viel schlechter konnte es ja nicht werden. Man hat gemerkt, dass es zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr funktioniert. Der Schritt war notwendig, um sich die Chance auf den internationalen Wettbewerb noch zu erhalten. Auch an Aussagen und Interviews der Offiziellen war schließlich zu erkennen, dass es nicht mehr stimmt.

SPOX: Also die richtige Entscheidung?

Förster: Ich hätte genauso gehandelt. Die Mannschaft hatte kein Feuer mehr, es war nicht zu erkennen, dass die Spieler eine Partie noch drehen wollen. Und in der Mannschaft steckt mehr Potenzial als der Tabellenplatz zeigt. Die Qualität wäre grundsätzlich da.

Berthold: Und das ist doch das ganze Geheimnis im Trainergeschäft: Er muss das Potenzial des Kaders aktivieren. Jeder Spieler muss an seine Leistungsgrenze, gerade bei einer Mannschaft wie Stuttgart, die einfach keinen Ribery hat, der ein Spiel auch mal alleine entscheidet, wenn bei anderen ein paar Prozent fehlen. Und es war schon auffällig, dass viele Spieler eben nicht die 100 Prozent abgerufen haben. Da muss man den Trainer hinterfragen.

SPOX: Veh selbst hat sich vor dem Wolfsburg-Spiel ja selbst hinterfragt, mit seiner Kritik an der Personalpolitik aber auch Horst Heldt getroffen. Wie beurteilen Sie die Rolle des Sportdirektors?

Förster: Ich rede da jetzt vielleicht ein wenig gegen den Trend, aber ich halte Horst Heldt für den richtigen Mann, um das Ruder beim VfB noch rumzureißen.

Berthold: Meiner Meinung nach muss sich auch er kritische Fragen gefallen lassen. Die Personalpolitik hat er mit zu verantworten, und die kann man durchaus diskutieren. Dass Veh damit nicht immer glücklich war, kann ich nachvollziehen. Auch vor dieser Saison gab es die eine oder andere unglückliche Entscheidung: Dass Bastürk verletzungsanfällig ist, wusste man vorher. Und Simak nach dessen Vorgeschichte zu verpflichten, ist einfach ein Risiko. Oder Jens Lehmann: Ein Topmann, aber der wirkt inzwischen auch leicht gefrustet, der überlegt sich doch auch, ob er überhaupt weitermachen will. Und dann haben sie die nächste Baustelle.

Förster: Aber Heldt hat ja niemanden gegen den Willen des Trainers geholt. Die Hauptverantwortung für Neuverpflichtungen liegt immer beim Trainer.

Berthold: Trotzdem muss jetzt die Gesamtstruktur kritisch hinterfragt werden. Ich habe vor kurzem eine Aussage von Heldt gehört, es solle eine Scouting-Abteilung aufgebaut werden. Das ist doch ein Armutszeugnis. Das muss man doch fragen: Ja, was haben die denn in den letzten zwei Jahren da gemacht?

Förster: Klar waren die Einkäufe der letzten beiden Jahre nicht optimal. Aber ich bin trotzdem überzeugt, dass der Kader prinzipiell die Qualität hat, sich wieder fürs internationale Geschäft zu qualifizieren.

SPOX: Und mit welchem Trainer?

Schäfer: Lasst das doch jetzt erstmal den Markus Babbel machen. Und wenn er Erfolg hat, warum soll er es dann nicht länger machen? Der Trainer kann sich nur am Erfolg messen lassen, so ist das nun mal im Fußballgeschäft.

Förster: Mit Babbel als Trainer liegt die Verantwortung jetzt bei den Spielern. Aber für mich ist er eine Übergangslösung. Er hat noch nicht ausreichend Erfahrung.

SPOX: Wer wäre dann Ihrer Meinung nach der richtige Mann?

Förster: Guido Buchwald wäre für mich ein Kandidat. Wichtig ist, dass der neue Mann modernen Fußball spielen lässt, das Spiel nach vorne favorisiert - auch im Hinblick auf das Stuttgarter Publikum. Der Trainer sollte offensiv denken.

Schäfer: Wichtig ist erstmal, dass wir schon in Genua punkten. Denn Stuttgart muss im UEFA-Cup weiterkommen. Das ist wichtig für den weiteren Saisonverlauf.

Berthold: Vor allem muss der Trainer auch eine Atmosphäre schaffen, in der die Spieler wieder an irgendetwas glauben.

SPOX: Und wem trauen Sie das zu?

Berthold: Mal ganz ehrlich: Wer ist denn auf dem Markt? Von denen, die im Moment da sind: Vielleicht noch Mirko Slomka. Eigentlich kommt nur der in Frage. Alle anderen sehe ich eher nicht.

Thomas Doll kann ich mir nach dem, wie es zuletzt in Dortmund gelaufen ist, nicht vorstellen. Falko Götz vielleicht noch, aber der ist auch schon eine Weile weg. Sonst fällt mir keiner ein. Egal, wer da jetzt Trainer wird, das Saisonziel zu erreichen, wird so oder so schwer.

Stuttgarts UEFA-Cup-Gruppe im Überblick