Marc Janko: "Für Hertha wird es schwer"

Von Interview: Daniel Börlein
Marc Janko (l.) beim Jubel mit Sturmpartner Alexander Zickler
© Imago

Marc Janko ist aktuell Europas Top-Torjäger - und deshalb heiß begehrt. Aus der Bundesliga hat Hertha BSC Berlin bereits beim Angreifer von Red Bull Salzburg angefragt. Im Interview mit SPOX erklärt er, warum die Chancen für die Berliner eher schlecht stehen, er nicht zu Manchester United will, und wie ihm Alexander Zickler imponiert hat.

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Marc Janko ist bereits 25 Jahre alt - und gilt noch immer als Talent, was vor allem daran liegt, dass der 1,96-Hüne in seiner Vergangenheit mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen hatte. So bringt es Janko gerade mal auf etwas über 60 Liga-Spiele und nur sieben Länderspiele.

Doch wenn er denn spielt, dann trifft der Modellathlet, der vor dem Tor nicht lange fackelt, im Kopfballspiel stark ist, aber dennoch technisch durchaus versiert ist. In der laufenden Saison immerhin alle 53 Minuten. Nicht zuletzt deshalb hat auch Herthas BSC Berlin sein Interesse an Janko geäußert.

Dass es Salzburgs Goalgetter allerdings auch außerhalb der österreichischen Liga kann, bewies er in den Länderspielen gegen die Top-Teams aus Frankreich und Italien. Janko scheint also nicht nur bereit für neue Rekorde, sondern auch für einen Wechsel in eine europäische Top-Liga. Dabei hat er einen großen Traum.

SPOX: Herr Janko, 20 Tore in 15 Liga-Spielen ist eine Bilanz, die in Europa derzeit seinesgleichen sucht. Wenn alles normal läuft, werden Sie den Vereinsrekord von Oliver Bierhoff, der 23 Tore erzielt hat, pulverisieren. Ist ja nicht so schlecht.

Janko: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass die Jagd nach Rekorden nicht einen gewissen Reiz hat. Zumal Rekorde ja meist für längere Zeit bestehen und man dadurch auch in Erinnerung bleibt. Und wenn ich damit meinen Teil zum Erfolg der Mannschaft beitragen kann, ist es doppelt schön. Denn trotz aller Rekorde ist wichtig, dass die Mannschaft erfolgreich spielt. Aber zu Bierhoff fehlen mir ja noch drei Tore.

SPOX: Wir legen uns nun einfach mal fest, dass Sie die drei Treffer noch erzielen werden. Aber wie sieht es mit dem Liga-Rekord von 41 Toren von Hans Krankl aus?

Janko: Da ist es noch weit hin. Wenn ich richtig informiert bin, habe ich derzeit zwar drei Treffer mehr, als er damals, aber 41 Tore sind doch ziemlich heftig. Da schau ich lieber erstmal auf die Marke von Bierhoff und die Meisterschaft mit Red Bull Salzburg.

SPOX: Könnte allerdings auch gut sein, dass Red Bull den Titel dann ohne Sie feiern muss. Und zwar, wenn Sie sich für einen Wechsel im Winter entscheiden.

Janko: Grundsätzlich wäre ich dazu schon bereit. Aber Fakt ist, dass ich in Salzburg noch Vertrag habe, Red Bull deshalb mein erster Ansprechpartner ist und ich mit dem Verein keine falschen Spielchen spielen will. Denn man war immer fair zu mir und so werde ich mich nun auch verhalten. Dennoch ist es kein Geheimnis, dass ich schon immer ins Ausland wechseln wollte. Speziell nach England. Von dort gibt es auch schon einige Anfragen.

SPOX: Die Tendenz scheint also eher Richtung Premier League zu gehen. Doch auch Hertha BSC Berlin hat bei Ihnen angefragt.

Janko: Das Angebot von Hertha reizt mich schon ungemein. Denn die deutsche Bundesliga ist eine richtig gute und vor allem auch attraktive Liga. Allerdings wollte ich eben auch schon seit meiner Kindheit mal in England spielen. Von daher geht die Tendenz eher hin zur Premier League. Und für die Hertha wird es eher schwer. Aber man soll niemals nie sagen. Ich bin für ein Engagement im Ausland offen, ob das nun England oder Deutschland wird, wird man sehen.

SPOX: Oder vielleicht doch noch warten mit einem Wechsel? Im Sommer soll Bristol City an Ihnen interessiert gewesen sein, nun schon Klubs wie Newcastle United, vielleicht klopft in einem halben Jahr Manchester United an.

Janko: Nun ja, in erster Linie geht es dann schon um die sportliche Perspektive. Man sollte immer einen Schritt nach dem anderen machen. Schon für den Sprung von Österreich nach Deutschland oder England braucht man sicher eine gewisse Zeit. Deshalb wäre einer der ganz großen Vereine derzeit die völlig falsche Wahl. Aber wer weiß, vielleicht schaffe ich in drei, vier oder fünf Jahren den großen Durchbruch und lande dann bei einem absoluten Spitzenklub.

SPOX: Aktuell gibt es einige Skeptiker, die Ihnen den Sprung ins Ausland nicht oder noch nicht zutrauen.

Janko: Ich gebe auf irgendwelche Skeptiker nicht so viel. Was soll ich auch sagen? Wenn es zu einem Wechsel kommt, dann werde ich versuchen, Taten und nicht Worte sprechen zu lassen.

SPOX: Einer Ihrer Skeptiker kommt aus den eigenen Reihen. Coach Co Adriaanse sagte, Sie seien noch nicht reif fürs Ausland, höchstens für Ungarn. Wie kommt er denn zu dieser Ansicht?

Janko: Ich weiß es nicht. Ich nehme mal an, er wollte mich ein bisschen ansticheln und provozieren. Er will wohl niemanden auf mich aufmerksam machen und meine Wechselabsichten schüren. Er sagt, ich bin noch nicht reif, damit andere Klubs das glauben und vielleicht auch, damit ich das glaube. Aber ich weiß natürlich, wo ich stehe und was ich kann. Und deshalb nehme ich diese Aussage einfach nur zur Kenntnis.

SPOX: Böse Zungen sagen, da in Österreich selbst Carsten Jancker trifft, könne es dort ja nicht so schwer sein, Tore zu erzielen.

Janko: Carsten Jancker hat immerhin mit Bayern München die Champions League gewonnen. Das sollte man nicht vergessen. Und deshalb gebe ich auf solche Aussagen eigentlich relativ wenig.

SPOX: Dennoch, warum kommt die österreichische Liga häufig so schlecht weg?

Janko: Zum einen spielen da sicher die Ergebnisse der Nationalmannschaft eine Rolle. Die waren in den letzten Jahren einfach nicht besonders berauschend. Hinzu kommt, dass die Vereine auch auf internationaler Ebene kaum vertreten sind. Allerdings merken Spieler, die hierher kommen, häufig auch recht schnell, dass der Unterschied gar nicht so groß ist.

SPOX: Mit Alexander Zickler spielt ein weiterer Ex-Bundesliga-Profi in Salzburg. Sie erklärten ihn mal zu einem Ihrer Vorbilder. Was schauen Sie sich von ihm ab?

Janko: Er hat, wie ich auch, lange Verletzungsphasen durchlebt und ist gestärkt daraus hervorgegangen. Das hat mir schon imponiert, bevor ich ihn gekannt habe. Generell ist es so, dass mich Menschen beeindrucken, die sich nicht unterkriegen lassen und noch stärker zurückkommen.

SPOX: Die lange Verletzungsphase ist längst Vergangenheit. Im Sommer gab es mit der Nichtnominierung für den EM-Kader allerdings auch einen sportlichen Tiefschlag. War das die bislang größte Enttäuschung der Karriere?

Janko: Es war so, dass ich schon vor meiner Verletzung einer der großen Hoffnungsträger in Österreich war und auch nach meiner Pause einige Tore erzielt habe. Sicher war die EM das große Ziel, und deshalb war es auch eine Riesenenttäuschung. Aber auch hier habe ich versucht, gestärkt herauszukommen. Und das ist mir, glaube ich, eindrucksvoll gelungen.

SPOX: Mittlerweile sind Sie fester Bestandteil des ÖFB-Teams, mit dem es zuletzt positive Ergebnisse wie den Sieg gegen Frankreich, aber auch negative, wie das Remis auf den Faröer Inseln, gab. Wo steht die österreichische Nationalmannschaft im Moment?

Janko: Das Problem ist schon längere Zeit, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. Nach guten Spielen wird man hochgejubelt, nach schlechten wird gleich wieder Weltuntergangsstimmung verbreitet. Es gibt keinen Mittelweg in der Berichterstattung.

SPOX: Ist das denn nur ein Problem der Medien?

Janko: Wir Spieler wissen eigentlich schon, uns selbst einzuschätzen. Man kriegt natürlich mit, wie und was berichtet wird. Aber man lässt sich davon nicht beeinflussen.

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