Geständnis: "Ja, wir sind Außerirdische!"

Von Oliver Kucharski
Gaben endlich ihre wahre Herkunft bekannt: Hoffenheims R2-D2 (rechts) mit Busenfreund C-3PO.
© Getty

Es gibt immer noch Mannschaften, die nicht wissen, was auf sie zukommt, wenn sie gegen Hoffenheim spielen. Und es gibt immer noch Trainer, die nicht wissen, was auf sie zukommt, wenn sie mit Stuttgart versehentlich die Meisterschaft geholt haben.
 

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Und es gibt immer noch Menschen, die nicht wissen, auf welcher Position Kevin Kuranyi eigentlich eingesetzt werden muss. Doch damit ist nun gottlob Schluss. Denn die Alternative Liste des 14. Spieltags leistet wieder mal wichtige Aufklärungsarbeit.

1. Unter vier Augen: Äußerst ungehalten war Wolfsburgs Felix Magath ob der Leistung von Schiri Dr. Fleischer. Doch anstatt die Beleidigungen branchenüblich und wüst auf den Platz zu brüllen, wählte Magath, ganz Gentleman, den direkten Weg und brüllte Fleischer in der Halbzeit ganz persönlich und wüst unter vier Augen zusammen. Der jedoch, ganz Ignorant, wusste diese noble Geste nicht zu würdigen ("Das war in Lautstärke und Wortwahl nicht angemessen") und verbannte Magath auf die Tribüne.

2. Falsche Ausrede: Wenig erfreut war auch Frankfurts Funkelfriedhelm, als Galindo nach dem Spiel seiner Nationalmannschaft ohne jede Ankündigung dem Spiel gegen Hannover ferngeblieben war. Begründung des Mexikaners: Mit dem Auto in eine Demo geraten! Eindeutig die falsche Ausrede, denn verschlafen oder Flugzeug verpassen hätte Funkel ja noch durchgehen lassen, wenn Galindo denn wenigstens angerufen hätte. Doch auch das tat er nicht: Zeitverschiebung!

3. Diplomatie: Unpünktlichkeit ist die Sache von Marvin Compper nicht. Öffentliches Herumpöbeln schon gar nicht. Der Hoffenheimer Musterknabe kaut lieber Kaugummi und sagt dabei so furchtbar freundliche Sachen. Den Gedanken, dass die Konkurrenz erschreckend schwach ist, formulierte Compper, ganz Diplomat, im Aktuellen Sportstudio zum Beispiel so: "Es gibt immer noch Mannschaften, die nicht wissen, was auf sie zukommt, wenn sie gegen uns spielen."

4. Gefühlter Abstieg: Weniger diplomatisch hatte Armin Veh unter der Woche die Situation des VfB umrissen: "Wir sind gefühlter Neunzehnter!" "Hoppla, das hieße ja Abstieg", dachten sich da die Verantwortlichen und setzten den Meistertrainer ganz branchenüblich vor die Tür. Und der wunderte sich. Es gibt nämlich immer noch Trainer, die nicht wissen, was auf sie zukommt, wenn sie mit Stuttgart einmal versehentlich die Meisterschaft gewonnen haben.

5. Sekten und Ufos: Einen etwas holprigen Reim präsentieren die Anhänger des nicht nur gefühlten Siebzehnten aus Karlsruhe auf einem Spruchband: "Das Blut ist am Kochen, die Geduld am Ende: Wann kommt die Wende?" Eine Antwort hatte zwar auch KSC-Keeper Markus Miller nicht, wohl aber unkonventionelle Lösungsvorschläge: "Vielleicht müssen wir in eine Sekte eintreten oder Ufos beschwören." Gegenvorschlag: Wie wäre es denn damit, einfach mal wieder das Tor zu treffen?

6. Ruhig bleiben: Einen pragmatischeren Ansatz verfolgte auch Dortmunds Jürgen Klopp auf der anschließenden Pressekonferenz: Ruhig bleiben, weiter machen wie bisher, dann klappt das auch mit dem KSC und dem Klassenerhalt. Woraufhin es einem Anwesenden zu bunt wurde: Mit kochendem Blut raunzte der dazwischen: "Wenn der KSC weiter macht wie bisher, dann steigt er ab." Was wiederum Klopps Blut zum Kochen brachte: "Sind Sie Journalist? Oder trinken Sie nur Bier hier?"

7. Unbrasilianisch: Gar nicht über Fußball sprechen wollte Herthas Cicero nach dem Sieg in Bochum. Denn er hatte Einschnei(d)endes erlebt: "Gestern habe ich zum ersten Mal diesen Schnee gesehen!" Und anders als Otto-Normal-Brasilianer hatte Cicero am folgenden Tag nicht die branchenüblichen Wechselwünsche gen Südeuropa geäußert, sondern wieder mal ein bärenstarkes Spiel hingelegt. Dank Cicero mischt die Hertha noch immer oben mit. Einzig mögliche Erklärung: Sekten und Ufos.

8. Apropos Schnee: Christoph Daum sorgte nach dem Schlusspfiff gegen Hoffenheim indes ganz im Sinne Comppers dafür, dass künftig wirklich alle Bundesligisten wissen, was auf sie zukommt, wenn sie gegen den Aufsteiger spielen: unfaire und unseriöse Provokationen von der Bank! Wie fies! Und kein Einzelfall! Bielefeld operiert mit ähnlichen Mitteln, so dass auch Bayers Bruno der Kragen platzte. Wüst brüllte er: "Die sollen von der Bank nicht immer so tun, als ob jemand getötet wurde."

9. Humorkritik: Dabei hatten die Kölner Fans ja angefangen mit den Provokationen: "1 Dorf, 8 gesponserte Fans, 99 Prozent Investor. Das nennt ihr Tradition?", war auf einem Spruchband zu lesen. Andere präsentierten im Internet eine Collage, die Lukas Podolski in Hans-Martin-Schleyer-Pose unter der Aufschrift "Seit 733 Tagen Gefangener des FC Bayern" zeigt. Liebe Kölner: Lieber die Hoffenheimer "Tradition" als Euren "Humor"!

10. Nur mal fragen: Ohnehin ist es jetzt vorbei mit der Hoffenheimer Herrlichkeit. Dafür hat die BILD gesorgt. Und das ganz ohne Daumsches Remmidemmi. Denn mit der schlichten Kernerschen Man-wird-ja-wohl-noch-fragen-dürfen-Frage "Knackt Ibisevic jetzt Gerd Müllers Torrekord?" hat die BILD ja schon ganz andere Torserien beendet. Es ist daher amtlich: Vedad Ibisevic trifft von nun an keinen Möbelwagen mehr. Da kann er Ufos beschwören, so lange er will.

11. Keine Liste ohne Kevin: Mit seinen spektakulär versemmelten Tausendprozentigen verdiente sich der Schalker "Angreifer" mal wieder einen dicken Eintrag ins Klassenbuch. Doch Kuranyi-Bashing ist out. Schließlich ist allein der Trainer schuld. Fred Rutten stellt falsch auf, das weiß selbst der bierselige Journalist im Karlsruher Presseraum. Wer die Dinger so zuverlässig von der Linie kratzt wie Kevin Kuranyi, der MUSS im Abwehrzentrum aufgestellt werden. Folgerichtig unsere Petition: Kuranyi in die Innenverteidigung! Unterschriften bitte unten per Kommentar.