Daum setzt aufs falsche Pferd

Von Daniel Börlein
Kevin Pezzoni (M.) im Zweikampf mit Bremens Torsten Frings
© Getty

Bayern München patzt mal wieder, 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen dagegen nicht. Hertha BSC Berlin lässt das nächste Top-Team stolpern, und Energie Cottbus schafft am 13. Spieltag endlich den zweiten Sieg. Dieses Mal unter anderem im SPOX-Zapping: Der HSV, der alles verliert, die Aufbauhelfer vom KSC, zwei halbe Deppen, Hans Meyer im Recht - und Christoph Daum gegen seinen Charakter.

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Werder Bremen - 1. FC Köln 3:1: Christoph Daum legt für gewöhnlich viel Wert auf Selbstbewusstsein und dementsprechendes Auftreten. In Bremen ließ er diese Charaktereigenschaft allerdings vermissen. Anstatt der gewohnten Aufstellung zu vertrauen, brachte der Coach mit Kevin McKenna eine zusätzliche defensive Absicherung. Der Kanadier sollte die Kreise von Diego einschränken und so Bremens Spiel zerstören.

Doch dieses Vorhaben ging gründlich nach hinten los. McKenna bekam Diego kaum zu fassen, der Brasilianer war Dreh- und Angelpunkt der Bremer Offensive, und ließ beim Elfmeter Frank Baumann in seinem Rücken einfach weglaufen. Daums Plan wurde also zum Eigentor, dabei waren sich die Kölner hinterher einig, dass sie die Bremer Verunsicherung zu Beginn des Spiels besser ausnützen hätten müssen. Vielleicht mit einer offensiveren Grundausrichtung. Zur SPOX-Analyse

1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg 3:2: Ob starker Leistungen steht Hoffenheim derzeit ja bundesweit im Blickpunkt. Am 13. Spieltag ganz besonders: die Herren Tobias Weis und Marvin Compper. Das Hoffenheimer Duo wurde zusammen mit Wolfsburgs Marcel Schäfer erstmals von Bundestrainer Jogi Löw ins DFB-Team berufen.

In Mannheim lieferten sowohl Compper und Weis auf der einen, als auch Schäfer auf der anderen Seite immerhin ordentliches Mittelmaß ab. Die beiden Hoffenheimer waren damit - dem Sieg sei Dank - auch vollauf zufrieden. Wolfsburgs Schäfer hingegen ganz und gar nicht. Lag wohl vielleicht aber auch daran, dass sich der Linksfuß entgegen seiner Gewohnheiten so gar nicht nach vorne einschalten konnte, sondern nur defensiv mit Hoffenheims Offensivkünstlern beschäftigt war. Zur SPOX-Analyse

Hertha BSC Berlin - Hamburger SV 2:1: Es ist noch gar nicht so lange her, da stand der HSV auf Platz eins und wurde vom ein oder anderen gar als Kandidat für die Meisterschaft gehandelt. Vom Titel spricht nun keiner mehr, der HSV hat die letzten drei Auswärtsspiele verloren, bereits 21 Gegentore kassiert und ist mittlerweile Fünfter.

Das einzige, das bei den Norddeutschen derzeit noch so funktioniert wie vor einigen Wochen, ist Mladen Petric' Torinstinkt. Der Kroate traf gegen die Hertha nicht nur per wunderschönem Fallrückzieher, sondern bereits zum zehnten Mal in einem Pflichtspiel in dieser Saison. Bislang allerdings war ein Petric-Treffer auch immer gleichbedeutend mit einem Hamburger Sieg. Fazit: Spiel: verloren, Spitzenplätze: weg, die Petric-Sieggarantie: dahin. Zur SPOX-Analyse

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt 4:0: Die Eintracht kämpft, die Eintracht rackert, die Eintracht gibt sich nicht auf, die Eintracht müht sich nach Kräften, doch mehr ist bei dieser Eintracht derzeit einfach nicht drin. Und so verliert man auch schon mal mit 0:4 bei der Borussia aus Dortmund.

Momentan fehlt den Hessen schlichtweg die Klasse. Die tummelt sich gerade verletzt im Krankenstand, und damit sind die Frankfurter derzeit einfach nicht stärker, als ein Team aus dem unteren Tabellendrittel. Das Ziel daher: Ganz schnell in die Winterpause. Und zwar mit noch dem ein oder anderen Punkt - vor allem aber ohne weitere Verletzte.Zum Spielbericht

Bayer Leverkusen - Schalke 04 2:1: Sieg gegen einen Mitkonkurrenten, Tabellenführung verteidigt, alles gut bei Bayer. Zumindest auf den ersten Blick. Denn gegen Schalke offenbarten die Gastgeber doch einige Schwächen: Unkonzentriertheiten im Stellungsspiel, leichte Fehler im Spielaufbau und Ineffizienz im Torabschluss.

Konnte man sich dieses Mal allerdings auch leisten, denn auf der Gegenseite standen völlig indisponierte Schalker, die es dieses Mal wieder mit den drei defensiven Orlando Engelaar, Jermaine Jones und Fabian Ernst versuchten und damit böse auf die Nase fielen. "Ich bin sehr sauer, dass wir so ein Spiel absolviert haben. Ich mache mir Sorgen", schimpfte Coach Fred Rutten. Zur SPOX-Analyse

Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 2:2: Sieben Punkte aus fünf Spielen ist nun wirklich nicht überragend. Aber eben weitaus besser, als drei Zähler aus sieben Partien. Und deshalb ist Hans Meyer eben schlichtweg erfolgreicher als sein Vorgänger Jos Luhukay.

Dabei macht Meyer kaum etwas anders. Der 66-Jährige lässt nicht kompromissloser stürmen oder intensiver verteidigen. Gladbachs neuer Coach wechselt ebenso oft seine Startelf wie der alte und sucht noch nach dem perfektem System. Doch Meyer hat Punkte - und damit Recht. Zur SPOX-Analyse

VfB Stuttgart - Arminia Bielefeld 0:0: Ein torloses Remis präsentierten die Schwaben und Ostwestfalen dem geneigten Stuttgarter Publikum. Das langweiligste aller Ergebnisse passt derzeit allerdings perfekt zu beiden Teams. Denn wirklich spektakuläre Leistungen boten zuletzt weder der VfB noch die Arminia.

Für einen Ausschlag nach oben sorgten bei beiden Teams in den letzten Wochen meist nur die Torjäger. Doch wenn ein Mario Gomez und ein Artur Wichniarek dann mal nicht wollen oder nicht können, dann kommt eben so ein torloses Remis zustande. Zum Spielbericht

Energie Cottbus - Karlsruher SC 1:0: Wenn der Spielplan einem derzeit den KSC als nächsten Gegner beschert, dann reibt man sich allerorts die Hände. Denn die Badener bauen derzeit jeden Gegner auf, egal wie tief der in der Krise steckt.

Ob beim FC Bayern, Eintracht Frankfurt oder der Gladbacher Borussia - allen Problem-Teams griffen die Badener helfend unter die Arme und überließen brav die Punkte. Nun also auch Energie Cottbus. Die allerdings bräuchten den KSC auch in den nächsten Wochen noch ein paar Mal als Gegner, schließlich sind die Lausitzer nach wie vor Letzter. Zum Spielbericht

Hannover 96 - VfL Bochum 1:1: Als Torwart pendelt man häufig zwischen den Extremen. Mal bist du Held und dann wieder Depp. Zwei halbe "Deppen" gab es am Freitag in Hannover.

Zwar hielten Hannovers Florian Fromlowitz und Bochums Daniel Fernandes 90 Minuten tadellos, je ein grober Fehlgriff allerdings machte die beiden Keeper zu den großen Verlierern des Abends. Am Ende teilten sich beide Teams die Punkte und die Schlussmänner den Titel "Depp des Abends". Zwei halbe Deppen quasi. Zur SPOX-Analyse

Der komplette Spieltag im Überblick