Kahn will Abschiedsspiel nur "überleben"

SID
Oliver, Kahn, Sepp, Maier
© Getty

Typisch Oliver Kahn! Mit einem Spezialtraining mit seinem langjährigen Coach Sepp Maier hat sich der Torhüter im Ruhestand auf sein "sehr emotionales" Abschiedsspiel mit dem FC Bayern gegen die deutsche Nationalmannschaft eingestimmt.

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"Ich werde mit dem Seppi nochmal alles durchexerzieren, auch Freistöße und Elfmeter", scherzte Kahn bei einer launigen Pressekonferenz im neuen Leistungszentrum des Rekordmeisters, durch das ihn zuvor der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann geführt hatte. "Mal sehen, ob mich Jürgen aufstellt", sagte Kahn mit einem Grinsen.

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Am 2. September will der "Titan" in der mit 69.000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena beim letzten Auftritt in kurzen Hosen vor allem ein "Fest mit den Zuschauern" und alten Weggefährten von Winfried Schäfer bis Rudi Völler zelebrieren.

Ums "Gewinnen", das ihn als Profi zwei Jahrzehnte zu Höchstleistungen antrieb, denkt der 39-Jährige nicht mehr: "Es geht darum, die 75 Minuten, die ich spielen werde, zu überleben."

Kahn verlässt sich auf Erfahrung

Trotz Golf und Joggen, in Form ist der einst weltbeste Torhüter nicht mehr. "Ich bin mir nicht ganz so sicher, wie ich drauf bin. Ich verlasse mich auf meine Erfahrung", flachste er.

Die Entscheidung, dass er nicht noch einmal das Tor der Nationalelf hüten will, was er in 86 Länderspielen tat, solle man nicht überbewerten: "Darüber hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht. Da ist ein falscher Eindruck entstanden. Das soll man nicht so eng sehen, wer wo spielt."

Es sei für ihn eine "besondere Ehre", dass die Nationalmannschaft zu seinem Abschied aufläuft, der für ihn auch zu einem letzten großen Zahltag wird. "Fast alle, die mich begleitet haben, kommen", sagte Kahn.

Torhüter vermisst den Spaß mit dem Team

Drei Monate nach dem Karriere-Ende vermittelt er nicht den Eindruck, als wenn ihm der Profi-Stress fehlen würde. "Die ersten drei Monate ohne Fußball waren fantastisch." Er hat viel Zeit mit der Familie verbracht, war vor Sardinien und an der Cote d'Azur mit dem Schiff unterwegs, hat Golf gespielt und sich erholt. "Was fehlt, ist die Mannschaft, der Flachs, der Spaß, die Freude", verriet er.

Einen Rücktritt vom Rücktritt werde es definitiv nicht geben, keine Chance. "Es gab einige Angebote, aber das ist nicht im Ansatz eine Überlegung wert", versicherte Kahn - und fügte sicherheitshalber hinzu: "Du magst irgendwann die kurzen Hosen nicht mehr anziehen."

Grüße aus aller Welt

Ein Mal tut er es aber noch. Ein großes Show-Programm wird vor dem Anpfiff geboten, mit Grüßen aus aller Welt. Der FC Bayern wird Kahn zum Ehrenspielführer ernennen.

Bundestrainer Joachim Löw, für den das "Spaßspiel" den Aufgalopp der DFB-Auswahl für den Start in die WM-Qualifikation am kommenden Samstag in Liechtenstein sowie vier Tage später in Finnland bildet, würdigte die langjährige deutsche Nummer 1 vorab: "Oliver kann stolz auf seine Laufbahn zurückblicken. Dass er dreimal zum 'Welttorhüter des Jahres' gewählt wurde, sagt eigentlich alles. Als Persönlichkeit ist er immer seinen Weg gegangen und dadurch auch mal angeeckt. Aber er hat immer seine Linie durchgezogen, um nach oben zu kommen."

Elfmeterschießen um 100.000 Euro

Kahn will seinen "authentischen Weg" nach 86 Länderspielen, 140 Europapokaleinsätzen, 557 Liga-Partien, acht Meistertiteln, sechs Pokalsiegen, dem Gewinn des Weltpokals, der Champions League und des UEFA-Cups auch als millionenschwerer Privatier weitergehen.

Schon am Mittwoch kommender Woche wird er beim Länderspiel Finnland gegen Deutschland sein Debüt als ZDF-Experte geben.

Dazu wird er seine Engagements in Asien und für den Deutschen Kinderschutzbund beim Motivationsprogramm "Ich schaff's" intensivieren. Für Letzteres wird er sich auch Dienstagabend besonders ins Zeug legen: Zehn Schützen treten in der Halbzeitpause gegen ihn aus 16 Metern an.

Wer trifft, kassiert 100.000 Euro. Gewinnt Kahn das Duell mit dem Schützen, fließt das Geld auf das Konto des Kinderschutzbundes.

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