Typen, Tore, Temperamente

Von Florian Bogner
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© Getty

Der 4. Bundesliga-Spieltag hatte es in sich: Ein Wahnsinnsderby in Dortmund, Poldi-Mania in Köln und losgelöste Hamburger, die sich hartnäckig weigern, nach 0:2-Rückstand auch mal zu verlieren.

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Warum Hertha-Fans bei Elfmetern abschalten, was sich Armin Veh von Jürgen Klinsmann abschaut, warum Madonna kein Erdbeben ist und die Entdeckung des Hannover Dreigestirns steht im SPOX-Zapping - dem Streifzug durch die Liga.

1. FC Köln - FC Bayern 0:3: Wirklich, wirklich letztmalig was zu Lukas Podolski und der leidigen Wechselthematik. Uli Hoeneß, der Bayern-Manager, sprach: "Karl-Heinz Rummenigge war heute mit Wolfgang Overath (Kölns Präsident, Anm. d. Red.) Mittagessen, und dabei kam heraus, dass die Kölner hinten und vorne kein Geld haben, um Lukas zurückzuholen. Deshalb sollten die Kölner das Thema ein für allemal begraben, dann sind beide Seiten glücklich." Eine Poldi-Rückkehr zum FC wird es also nicht geben.

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Zuvor verlebte der 23-Jährige einen spaßigen Nachmittag, vor allem, als ihm die Köln-Fans das Warmlaufen mit Podolski-Sprechchören versüßten und als sie ihm nach seinem Tor zum 3:0-Endstand applaudierten.

"Dass die gegnerischen Fans bei einem Tor jubeln, das gibt es glaube ich nirgendwo auf der Welt. Das ist etwas ganz besonderes und hat mich sehr berührt", sprach Poldi. Wie sich wohl die Kölner Spieler gefühlt haben, steht auf einem anderen Blatt. SPOX-Analyse

Hamburger SV - Bayer Leverkusen 3:2: Der Comeback-HSV hat noch immer nicht alle seine 28-Millionen-Transfers integriert und ist doch schon spitze. Während Thiago Neves (spielte ordentlich) und Mladen Petric (Siegtor nach Einwechslung) überzeugten, musste Marcell Jansen 85 Minuten lang von draußen zusehen.

Der Grund: Trainer Martin Jol zog ihm Thimothee Atouba vor, der eigentlich schon so gut wie an Newcastle United verkauft war. Jansens Problem: Atouba spielte richtig gut, sammelte ordentlich Pluspunkte. Innenverteidiger Alex Silva war hingegen nach seiner Länderspielreise noch keine Alternative zu Joris Mathijsen und Bastian Reinhardt. SPOX-Analyse

Borussia Dortmund - Schalke 04 3:3: Ein Spiel wie eine Wunderkiste. Riesencomeback der Dortmunder, zwei Platzverweise, hitzige Szenen auf dem Platz. Immer mitten drin: Schalkes Rafinha.

Zunächst schnauzte er Schiri Wagner nach einem Foul von Florian Kringe an Gerald Asamoah aus ca. fünf Zentimetern Entfernung an, sah aber kein Gelb. Beim Elfmeter von Farfan diskutierte er minutenlang mit dem Peruaner, wollte offenbar selbst schießen.

Dann ein Wischer mit der Hand ins Gesicht von Valdez - gab Gelb, aber kein Rot. Klar, dass der Spieler, der eigentlich schon hätte runter müssen, anschließend selbst das 2:0 erzielte. Da passte es auch, dass Wagner in der zweiten Halbzeit großzügig auf Gelb-Rot verzichtete, als Rafinha Kuba sekundenlang am Hemdzipfel hing. Sind ja sonst auch genügend Schalker runter geflogen... SPOX-Analyse

Werder Bremen - Energie Cottbus 3:0: Vorhersehbares Ergebnis. Bremen schießt bekanntlich viele Tore, Cottbus wenige bis keine. Nach vier Spieltagen steht bei Energie immer noch die Null - dummerweise am falschen Ende. Die Bilanz: 0:7 Tore, Besserung ist nicht in Sicht. "Wir wollten eigentlich mehr nach vorne machen, aber wir brauchen eben noch etwas mehr Geduld", war die lapidare Erklärung von Trainer Bojan Prasnikar.

Kapitän Timo Rost bemühte lieber eine alte Fußballweisheit: "Wenn du kein Tor machst, kannst du keine Punkte einfahren und auch kein Spiel gewinnen."

Hertha BSC - VfL Wolfsburg 2:2: Wenn Marko Pantelic zum Elfmeter antritt, greifen 85 Prozent der Hertha-Fans zur Fernbedienung, ergab eine spontane SPOX-Umfrage. Gegen Wolfsburg versemmelte Pante bereits zum vierten Mal in Folge einen Strafstoß, diesmal wie einst Francis Kioyo meilenweit links neben den Kasten.

Dabei war der Serbe gar nicht als Schütze vorgesehen, griff sich aber mit Mega-Ego den Ball. Trainer Lucien Favre war "not amused" und sprach: "Cicero war als Nummer eins vorgesehen, er nur als Nummer zwei. Er hat sich darüber hinweg gesetzt. Ich war auch mal Spieler und kann das ein, zwei Mal verstehen. Aber irgendwann ist es zu viel." Da wird wohl noch einiges aufzuarbeiten sein...

1899 Hoffenheim - VfB Stuttgart 0:0: Was der Klinsi kann, kann ich schon lang, dachte sich VfB-Coach Armin Veh und installierte flugs eine Dreierkette in der Defensive.

Khalid Boulahrouz, Mathieu Delpierre und Serdar Tasci machten ihre Sache gut, Stuttgart blieb zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor. Und was den Dreien durchflutschte, machte Jens Lehmann zunichte. Hoffenheim blieb damit erstmals in der Bundesliga ohne Torerfolg.

Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach 5:1: In Hannover zweifelten sie schon an ihren drei großen Hoffnungsträgern. Drei Spiele, kein einziges Tor. Szabolcs Huszti hatte mit den ständigen Wechselgerüchten zu tun, Mikael Forssell war nicht fit und Jan Schlaudraff noch nicht ins Spiel integriert. Gegen Gladbach folgte der spektakuläre Durchbruch und gleich fünf Buden des Dreigestirns.

Ein bisschen gespickt hatten sie auch, beim großen FC Bayern. So wie Luca Toni und Bastian Schweinsteiger Aufbauarbeit bei Miro Klose betrieben und den vor zwei Wochen den Elfer gegen Berlin schießen ließen, durfte Forssell ein paar Minuten vor dem Ende etwas für's Selbstvertrauen tun. Eine nette Geste - und so Team bildend.

VfL Bochum - Arminia Bielefeld 2:0: Oft ist von einem glücklichen Händchen die Rede, wenn ein Trainer die richtigen Wechsel vornimmt. Insofern muss Bochums Coach Marcel Koller eine gar güldene Hand gehabt haben vor dem Spiel gegen die Arminia.

Marcin Miciel bekam seinen ersten Einsatz von Beginn an - und traf gleich nach 22 Minuten ins Netz. Da wollte sich Marc Pfertzel - zum ersten Mal seit dem ersten Spieltag wieder in der Startelf - nicht lumpen lassen und tat es dem Polen nach. Am Ende standen zwei glückliche Rückkehrer, ein allwissender Trainer und ein saloppes 2:0 gegen Bielefeld zu Buche.

Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC abgesagt: Madonna - besser gesagt ihre Fans - wüteten am Dienstag so arg auf dem Rasen der Commerzbank-Arena, dass das Grün in aller Schnelle ausgetauscht und das Spiel letztlich wegen "Gesundheitsgefährdung der Spieler durch den fehlenden Unterboden" abgesagt werden musste.

Kommentar von Eintracht-Coach Friedhelm Funkel: "Das ist doch kein Erdbeben. Es fällt einfach nur ein Fußballspiel aus." Gefreut haben sich darüber die Zweitligisten Kaiserslautern und St. Pauli, weil deren Spiel stattdessen in alle Welt ausgestrahlt wurde.

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