"Gerland traue ich mehr zu als Klinsmann"

Von SPOX
Heribert Bruchhagen, Eintracht Frankfurt, Friedhelm Funkel
© Imago

Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen äußert sich über die neue Generation von Spielern und verrät, warum er von Bayern-Amateurtrainer Hermann Gerland mehr hält als von Jürgen Klinsmann.

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Bruchhagen ist am Donnerstag 60 Jahre alt geworden und damit offenbar in einem Alter, in dem man eine früher-war-alles-besser-Mentalität  zu pflegen beginnt.

Getreu diesem Motto geht Bruchhagen mit der heutigen Spielergeneration hart ins Gericht. Er wirft ihr vor, sich nicht mehr auf die elementaren Dinge des Fußballs zu konzentrieren.

"Man hat den Eindruck, als könnten die Profis von heute ohne i-Pod-Knopf im Ohr nicht mehr spielen", so der Eintracht-Chef in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau". Zur Verbesserung der Bundesliga sehnt sich Bruchhagen nach Akteuren, "die sich morgens um sechs den Kicker am Kiosk kaufen. Ich wünsche mir Spieler, die sich ihre Schmerzen auf dem Platz holen und nicht beim Tätowieren".

Unverständnis über Desinteresse

Auch den eigenen Profis macht der Jubilar den Vorwurf, mitunter eine mangelnde Berufsauffassung an den Tag zu legen.

"Es gibt da Dinge, die kann ich nicht verstehen: Wenn zum Beispiel ein Konkurrent von uns am Freitagabend spielt und wir im Hotel sind, dann gibt es da tatsächlich Spieler, die sich das Spiel nicht im Fernsehen angucken. Die interessiert das nicht. Das kann ich nicht verstehen."

Eher Gerland als Klinsmann

Auf Unverständnis stößt bei Bruchhagen zudem, dass sich Bayern-Coach Klinsmann in der Vergangenheit wenig fußballverrückt in Bezug auf Deutschlands höchste Spielklasse zeigte.

"Ich kann nicht verstehen, dass ein Trainer wie Jürgen Klinsmann in Amerika lebend drei Jahre völlig auf die Bundesliga verzichten kann", so der 60-jährige.

Er präferiere eher andere Trainertypen: "Da lobe ich mir doch die Gerlands der Welt, die sich ausschließlich mit Fußball beschäftigen. Denen traue ich einfach mehr zu."

Elementare Dinge des Fußballs entscheidend

Von einer zu starken Fokussierung auf Innovationen rund um den Fußball, als deren Vorreiter sich Klinsmann etabliert hat, nimmt Bruchhagen Abstand.  "Ich höre immer von Wohlfühlzentren mit Pädagogen, Psychologen, unzähligen Trainern, Buddhas und so weiter. Das hat einen großen Stellenwert bekommen, einen zu großen", spielt er auf den Umschwung, insbesondere beim Deutschen Meister an.

"Entscheidend ist immer noch die individuelle Trainingssteuerung und Technikschulung", ist sich Bruchhagen sicher, und scheint sichtlich erleichtert, dass er den Trainerposten bei der Eintracht mit einem Gerland-Typen besetzt hat.

Klares Bekenntnis zu Funkel

Frohe Kunde also für Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel, auf den Bruchhagen nach wie vor große Stücke hält. "Mein Vertrauen in Funkel ist grenzenlos", lässt der Eintracht-Boss verlauten. Allerdings schätzt er gleichzeitig die Halbwertszeit des Trainerjobs realistisch ein.

"Jeder Trainer, selbst der größte, wird irgendwann mal von einem Verein entbunden. Weil sich gewisse Dinge abgenutzt und verbraucht haben. Das muss man dann zum jeweiligen Zeitpunkt auch erkennen. Aber diesen Zeitpunkt sehe ich noch lange nicht als gegeben."

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