Ein Spitzenspiel, das keines ist

Von Thomas Gaber
Mark van Bommel, FC Bayern München, Bundesliga, Werder Bremen, Frank Baumann
© Getty

Die Kopfwäsche von Werder-Kapitän Frank Baumann vor dem Spiel der Bremer beim FC Bayern (Sa., 15.30 Uhr im SPOX-TICKER) hat offenbar nicht die gewollte Wirkung erzeugt.

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Ausgerechnet Claudio Pizarro, der beim 0:0 in der Champions League gegen Famagusta eine Fahrkarte nach der anderen schoss, sieht Werder in der derzeitigen Verfassung auf Augenhöhe mit den Münchnern.

"Es treffen zwei gleichstarke Mannschaften aufeinander", sagte der Stürmer vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub, für den er in 174 Spielen 71 Tore erzielte.

Hier geht's zu den voraussichtlichen Aufstellungen

Viele Baustellen bei Werder

Mit der Realität hat Pizarros Aussage recht wenig zu tun. Während die Bayern unter Jürgen Klinsmann immer besser ins Rollen kommen, stagniert Werder derzeit auf bescheidenem Niveau.

Die vier Angreifer (Rosenberg, Pizarro, Almeida und Sanogo) genügen nationalen Ansprüchen, ein Ausreißer nach oben ist aber nicht dabei.

Torsten Frings fehlt nach drei Knieoperationen die Dynamik. Clemens Fritz spielt seit Wochen unter Form, Diego ist der zermürbende Reisemarathon anzumerken und die Neuzugänge wie Sebastian Prödl laufen der Musik hinterher.

Keine Weiterentwicklung

Wenn Klaus Allofs, ein Mann der ruhigen Hand, nach dem Famagusta-Spiel bitter enttäuscht von "fehlender Geilheit auf Tore" spricht und Baumann auf die Kollegen losgeht ("Wir haben ein Einstellungsproblem"), liegt die Vermutung nahe, dass einiges im Argen liegt im beschaulichen Bremen.

Ein reinigendes Gewitter kann da schon mal helfen. Auch, um Werder etwas aus der Lethargie zu holen.

Seit dem Double 2004 hat Bremen keinen Titel geholt, in der Champions League war spätestens im Achtelfinale Schluss. Werder schießt zwar jede Saison die meisten Bundesligatore, attraktive Spiele wechseln sich aber zu oft mit blutleeren, leidenschaftslosen Darbietungen ab.

Eine Weiterentwicklung ist nicht zu sehen. Die Ansprüche sind stets die gleichen, Allofs gibt sich damit zufrieden, regelmäßig die Champions League zu erreichen.

Nix zu holen für Werder

Auch in dieser Hinsicht gehen Bayern und Bremen derzeit unterschiedliche Wege. Jürgen Klinsmann hat in München eingefahrene Strukturen aufgebrochen und sich wie zu Bundestrainer-Zeiten höchste Ziele gesetzt. 2006 war es der Weltmeistertitel, jetzt soll der Sieg in der Champions League her.

Dass die internationale Konkurrenz ganz andere Mittel zu Verfügung hat, stört Klinsmann nicht im Geringsten. Er stellt Atmosphäre und Philosophie über einen 100-Millionen-Transfer und liegt damit bei seinen Spielern im Trend.

"Seine positive Aura färbt auf die Spieler ab", sagte Torhüter Michael Rensing nach dem Sieg in Bukarest. "Die Arbeit der Trainer trägt langsam Früchte."

Das soll sich auch gegen Bremen zeigen. "Wenn wir so auftreten wie in den letzten Spielen, werden wir auch Werder schlagen", sagte Rensing zu SPOX.

Zum Wies'n-Start an die Spitze

Daniel van Buyten ist sich ebenfalls sicher, "dass es für Werder nichts zu holen gibt. Wir wollen in der Arena keine Punkte mehr verschenken." Erst recht nicht zum Oktoberfest-Start.

"Wir wollen zum Wies'n-Start an die Tabellenspitze. Da gehört der FC Bayern hin. Und wenn wir erstmal oben sind, ist es schwer, uns da wieder runterzuholen", sagt Rensing.

Da muss Tabellenführer HSV (in Wolfsburg) aber erst noch mitspielen. Und Werder selbstverständlich.

Rensing warnt jedenfalls vor den angeschlagenen Bremern. „Sicherlich lief die Saison bisher nicht optimal für Werder. Aber sie haben so viele starke Einzelspieler, die jederzeit für Tore gut sind."

Ob er da auch an Claudio Pizarro gedacht hat?