Klinsmann als Improvisationskünstler gefragt

SID
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© DPA

Erfurt - Vorhang auf zur ersten Pflichtvorstellung: Doch statt als Stardirigent aufzutreten, ist Bayern Münchens Trainer Jürgen Klinsmann als Improvisationskünstler gefragt.

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Für die Erstrundenpartie im DFB-Pokal des deutschen Rekordmeisters und Titelverteidigers beim Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt fehlen dem ehemaligen Bundestrainer acht Spieler seines Kaders. "Im Hochleistungssport passieren solche Verletzungen, wir nehmen das sportlich", sagte Klinsmann.

Und dabei wird er versuchen, nicht in ähnliche Fettnäpfchen zu treten wie sein ehemaliger Trainer Giovanni Trapattoni. Der italienische Star-Coach vergeigte nämlich sein erstes Pflichtspiel mit den Bayern.

Historische Niederlage unter Trapattoni

Am 14. August 1994 verloren die Münchner in der ersten Pokal-Runde gegen den bayerischen Drittligisten TSV Vestenbergsgreuth mit 0:1. An solch ein Desaster verschwendete Klinsmann keine Gedanken: "Jetzt werden wir an Resultaten gemessen. Das beginnt in Erfurt. Ich hoffe, wir kommen ohne Verlängerung aus."

Im vergangenen Jahr schafften das die Münchner nicht. Sie setzten sich in der ersten Runde erst mit 4:3 im Elfmeterschießen gegen den Regionalligisten Wacker Burghausen durch. Anschließend stürmten sie jedoch bis ins Finale und feierten den 14. Pokalsieg.

Die Verletztenliste

Bis Berlin ist es für Klinsmann, der nie selbst den DFB-Pokal gewonnen hat, noch ein weiter Weg. Vermeintliche Hürden versucht der Fußball-Reformer schon frühzeitig zu erkennen. "Wir haben Erfurt vor Ort beobachten lassen", sagte Klinsmann, dessen Mannschaft sich fast von selbst aufstellt.

Die Verletztenliste ist lang: Luca Toni, Franck Ribéry, Willy Sagnol, Tim Borowski, Martin Demichelis und Ersatz-Torhüter Hans-Jörg Butt fallen aus. Zudem sind José Ernesto Sosa und Breno für die Olympischen Spiele in Peking abgestellt. "Bei unserer Verletztensituation hätte ich die beiden gern in München gehabt", gab Klinsmann zu.

"Vollgas gegen die Bayern"

Personalprobleme hat Erfurts Trainer Karsten Baumann nicht. Sein Top-Torjäger Albert Bunjaku soll nach monatelanger Schulterverletzung wieder im Kader stehen. Zudem meldete sich Innenverteidiger Martin Pohl trotz eines Nasenbeinbruchs einsatzbereit.

"Wir geben Vollgas gegen die Bayern", versprach Baumann, der sich die 0:1-Heimniederlage des großen Favoriten gegen Inter Mailand aufmerksam angesehen hat.

Seine Analyse: "Von den Sitzen riss einen das Match wirklich nicht." Taktische Anlehnung an den erfolgreichen italienischen Meister will Erfurt aber nicht nehmen. "Wenn wir auf die Bayern warten, wie es Inter getan hat, rutscht sicherlich mal einer durch."

Baumann glaubt an Siegchance

An eine Siegchance glaubt der ehemalige Bundesliga-Profi des 1. FC Köln und von Borussia Dortmund fest: "Und die wird größer, wenn Bayern einen schlechten Tag erwischt und wir einen guten haben."

Für ein mögliches Elfmeterschießen bereitete sich Erfurts Torwart Dirk Orlishausen schon einmal vor. Von Co-Trainer Heiko Nowak bekam er Informationen über die Strafstoß-Vorlieben der Bayern.

Einen Spickzettel wie einst Nationalkeeper Jens Lehmann braucht er aber nicht. "Das merke ich mir. Wir wollen es besser machen als Burghausen im vergangenen Jahr."

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