"Jürgen hat sich selber unter Druck gesetzt"

SID
Hitzfeld, Ottmar
© Getty

München - Der ehemalige Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld traut Jürgen Klinsmann als seinem Nachfolger Erfolge in der Champions League zu.

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"Ich bin überzeugt, dass Jürgen mit seinem Ehrgeiz und seiner Winnermentalität Bayern wieder dahin bringt, wo sie hin gehören in der Champions League. Aber ganz nach oben braucht es auch Zeit", sagte Hitzfeld in München.

"Ich finde es legitim, wenn man sagt, man will jeden Tag die Spieler besser machen. Natürlich wird man gemessen an der Aussage, wenn es mal schlechter läuft. Jürgen hat sich auch etwas selber unter Druck gesetzt."

Gut erholt vom Stress

Mit Meistertitel und DFB-Pokalsieg war Hitzfeld am Saisonende als Trainer des FC Bayern München abgetreten, als neuer Schweizer Nationalcoach präsentierte er sich bei einer Pressekonferenz des TV-Senders Premiere gut erholt vom Stress als Vereinstrainer.

"Das ist eine ganz andere Beanspruchung als als Nationaltrainer", sagte Hitzfeld mit Blick auf Klinsmann, den auch die zwei Jahre als Bundestrainer schon sichtbar viel Kraft gekostet hatten.

"Ich bin gespannt, wie er das mental packt und wie er in drei, vier Jahren aussieht. Ich traue es ihm sicherlich zu, ich habe es ja auch sechs Jahre geschafft und war etwas älter - und etwas gezeichnet nach den sechs Jahren."

"Das hätte ich mir nicht mehr zugemutet"

Im Trainingsalltag ist Hitzfeld gespannt, wie Klinsmann den Alltagsstress nach der Vorbereitung meistert. "Die Vorbereitung kann man planen, aber danach muss man improvisieren, man muss schnelle Entscheidungen treffen und hat nicht viel Zeit", sagte Hitzfeld, der gerne den "einen oder anderen Star" als Neuzugang gesehen hätte.

Der große Trainerstab Klinsmanns ist nach Ansicht von Hitzfeld auch kräftezehrend. Er sei gespannt, wie man alle Trainer beschäftige. "Trainer sollen ja Spieler beschäftigen, aber Klinsmann muss auch die Trainer beschäftigen, was auch viel Kraft und Zeit in Anspruch nimmt", sagte Hitzfeld.

"Ich hätte mir das nicht mehr zugemutet, sieben, acht, neun Trainer zu beschäftigen." Für Klinsmann sei die Saison insgesamt "eine gute Chance, als Vereinstrainer gleich bei Bayern einzusteigen, andere müssen da größere Umwege gehen."

Klinsi auf einem schmalen Grat

Auch der frühere Bayern-Kapitän Stefan Effenberg verfolgt die Entwicklung beim Ex-Klub mit großem Interesse. "Ich bin gespannt, wie das alles funktioniert, ob das alles so harmonisch ist wie in der Vorbereitung. Das kann sich alles ändern bei Bayern München, wenn der Erfolg eben nicht da ist", sagte Effenberg.

"Jürgen hat gesagt, ich möchte jeden einzelnen Spieler besser machen: Das ist die Aufgabe eines jeden Bundesliga-Trainers, auch in der 2. oder 3. Liga", betonte Effenberg. Klinsmann befinde sich ebenso wie Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund auf einem schmalen Grat, von dem man auch nach unten fallen könne.

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