Es gibt noch viel zu tun...

Von Stefan Rommel
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© Getty

Der 3. Bundesliga-Spieltag war ein aufregender - und mit 31 Treffern auch ein sehr torreicher.

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Genügend Stoff für das SPOX-Zapping, den Streifzug durch die Liga - mit bockigen Bremern, blutjungen Dortmundern, Ümits Glück im Unglück und Herthas langwierigem Lernprozess.

Bayern München - Hertha BSC 4:1: Am Morgen vor dem Spiel hatte Dieter Hoeneß noch Herthas Werdegang in den kommenden Jahren skizziert. Kurz gefast lautet das Ziel, 2010 um den Titel mitzuspielen. Das heißt, in etwa auf Augenhöhe mit Klubs wie Schalke 04, Werder Bremen, dem HSV oder Bayern München zu sein.

Nach dem Spiel beim Meister von 2008 erboste sich Hoeneß über die völlig indisponierte Einstellung seiner Mannschaft. "Einige müssen sich hinterfragen, was sie hier abgeliefert haben. Ich verstehe nicht, warum wir in München immer so ängstlich spielen. Für mich ist das das leichteste Spiel der Saison."

Neulich fabulierte Trainer Lucien Favre nach dem 2:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt: "So stelle ich mir Fußball vor, das war ein bisschen wie bei Arsenal London." Der Auftritt in München hatte leider wieder ganz viel... von der Hertha der letzten Jahre. Zwei Jahre bleiben also noch, um etwas mehr Konstanz ins Spiel zu bekommen. Dann klappt's auch mit dem Titel.

VfB Stuttgart - Hannover 96 2:0: Es gibt nicht viele Torhüter in der Bundesliga, gegen die Mario Gomez noch kein Tor erzielt hat. Robert Enke war einer davon. Dann aber schickte sich Gomez' linker Fuß in der 18. Minute an, dem Fluch endlich ein Ende zu bereiten.

"Ich habe Mario nach dem Spiel gratuliert", gestand Enke nach dem 0:2 ein. Der Nationalkeeper hätte sogar Gomez' neuer Lieblings-Torhüter werden können, im folgenden Privatduell blieb aber Enke der Sieger und verhinderte noch mehr Gomez-Tore für den VfB. "In der zweiten Hälfte habe ich dann dreimal gegen ihn gehalten, aber die erste Chance hat er leider genutzt."

Trotz des kleinen persönlichen Erfolgserlebnisses müssen sich Enke und Hannover 96 in den nächsten zwei Wochen in der Tabelle ganz am unteren Rand suchen.

Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen 3:2: Vor dem Spiel hatte Thomas Schaaf noch vor zu viel Offensivdrang und Unbekümmertheit gewarnt. Anscheinend verwechselte der Bremer Trainer Unbekümmertheit mit Überheblichkeit.

"Ich suche nach dem richtigen Wort. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal so schlecht gespielt haben, so viele Dinge falsch gemacht haben", schimpfte Manager Klaus Allofs.

Was Werder beim Aufsteiger ablieferte, war a) über weite Strecken der Partie eines Meisterschaftskandidaten nicht würdig und b) ein reines Deja-vu-Erlebnis aus verschiedenen vergangenen Spielzeiten.

Bremen war in der Rückwärtsbewegung einmal mehr blauäugig, machte dieselben Fehler wie schon oft in der Vergangenheit - nur der längst überfällige Lerneffekt will einfach nicht eintreten.

Sinnlose Abseitsfallen, fehlende Zuordnung im Zentrum und als Krönung beim 70-Meter-Solo des Gegners nur Geleitschutz. Werder kann vorne gar nicht so viel richtig machen, wie es hinten falsch macht. Auch nicht gegen einen erneut auf fünf Positionen und im Spielsystem umgestellten Aufsteiger.

Bayer Leverkusen - 1899 Hoffenheim 5:2: Auch Ralf Rangnick hatte sein Team vor dem Spiel bei Bayer gewarnt: "Leverkusen ist uns noch um Jahre voraus." Genau drei Tore waren es am Ende.

Jene drei Tore, die Hoffenheim aus Standardsituationen kassiert hatte. Der Aufsteiger durfte zum ersten Mal in der neuen Welt etwas lernen und Bayer war ein gestrenger Lehrmeister. Die Naivität der jüngsten Bundesligamannschaft nutzte die zweitjüngste gnadenlos aus.

Aber nicht die Art und Weise der Niederlage wurmte Rangnick danach, sondern der Anflug von Charakterlosigkeit seiner Elf. "Mich ärgern die letzten zehn Minuten. Da haben wir uns hängen lassen, nach dem Motto: Jetzt ist alles egal!"

Arminia Bielefeld - Hamburger SV 2:4: Große Bühne für zwei der neuen Hoffnungsträger beim HSV. Marcell Jansen und Mladen Petric durften auf der Alm ran. Jansen 65 Minuten, Petric immerhin 45 Minuten.

Viel gerissen haben beide nicht. Jansen musste "mit Wasser im Knie" nach einer mäßigen Leistung ausgewechselt werden, Petric hing nach seiner Einwechslung eine Halbzeit ohne Bindung zu Spiel und Mitspielern völlig in der Luft.

Zwei Dinge stimmen dennoch versöhnlich: Für den HSV reichte es trotzdem zum Sieg und bei beiden Spielern ist noch genügend Luft nach oben.

Energie Cottbus - Borussia Dortmund 0:1: Letzte Saison traute sich Thomas Doll offenbar nicht so recht, die Ur-Verteidiger Christian Wörns und Robert Kovac auszusortieren oder zumindest regelmäßig auf die Bank zu setzen.

Jürgen Klopp bewies mehr Mut und baut seit dem 1. Spieltag auf seine Bubi-Abwehr mit Neven Subotic und Mats Hummels (beide 19). Und was soll man sagen? Hummels gewann sagenhafte 92 Prozent seiner Zweikämpfe, Subotic erzielte schon seinen zweiten Pflichtspieltreffer und damit das Goldene Tor in Cottbus.

Schalke 04 - VfL Bochum 1:0: Und wenn wir schon bei treffsicheren Abwehrspielern sind: Schalke hat jetzt mit fünf Toren schon sieben Punkte ergattert und steht damit auf Platz eins.

Drei von fünf Toren erzielten allerdings Spieler, deren Kerngebiet eigentlich das Verhindern von Toren ist. Gegen Bochum war es Heiko Westermann, der drei Punkte sicherte. Das kann man jetzt natürlich als besondere Stärke der Schalker ansehen.

Im Umkehrschluss heißt es allerdings auch, dass von den Stürmern im Moment nicht allzu viel kommt. Stellvertretend sei hier Kevin Kuranyi genannt, der alleine drei Großchancen relativ dilettantisch liegen ließ. Und das kann sicherlich nicht im Sinne der Verantwortlichen sein.

VfL Wolfsburg - Eintracht Frankfurt 2:2: Manchmal ist es so einfach: Wer seine Chancen nicht nutzt, darf sich am Ende nicht beklagen, wenn er das Spiel nicht gewinnt.

Eintracht Frankfurt musste in Wolfsburg fast eine Handvoll Nackenschläge hinnehmen. Marco Russ und Ioannis Amanatidis mussten verletzt raus, Schiri Marc Seemann gab einen zweifelhaften Elfmeter für Wolfsburg, auf der anderen Seite aber bei einer ähnlichen Situation keinen.

Wolfsburg wurde nach dem 2:1 der Sieg auf dem silbernen Tablett serviert, doch die Gastgeber lehnten dankend ab. Und so durfte Faton Toski kurz vor Schluss noch mal abziehen und sich die Eintracht über einen echten Triumph des Willens freuen.

Karlsruher SC - 1. FC Köln 0:2: Über Fußball braucht man hier nicht viel reden. Ümit Özats Zusammenbruch ließ einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Zum Glück scheint der Türke nur einen Kreislaufkollaps erlitten zu haben.

Zurück bleibt - hoffentlich! - nur ein leichter Schock für alle Beteiligten, insbesondere natürlich für Ümit Özat. Von dieser Stelle noch mal gute Besserung.