Hamburg ist der Big Player

Von Haruka Gruber
fußball, bundesliga, alex silva
© Getty

Fast wie Dagobert Duck: Rund 20 Millionen Euro erwirtschaftete der Hamburger SV mit den Verkäufen von Rafael van der Vaart und Vincent Kompany. Damit avanciert der Hamburg SV zum Big Player auf dem Transfermarkt und jagt unter anderem Brasilien-Star Alex Silva. Aber auch bei 1899 Hoffenheim oder Borussia Dortmund tut sich etwas vor dem Ende der Transferperiode am 31. August.

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BWL für Anfänger: Verkaufe Rafael van der Vaart und Vincent Kompany für rund 23 Millionen Euro. Investiere 4,5 Millionen in Mladen Petric. Ergibt summa summarum einen Transfergewinn von 18,5 Millionen - oder umgerechnet zwei bis drei namhafte Neuverpflichtungen.

Aber das ist ja nur BWL für Anfänger. "Es ist eine schöne Rechnung", stellt Hamburgs Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer richtig, "aber sie geht so leider nicht eins zu eins auf. Die tatsächliche Zahl lässt sich nicht so einfach beziffern, sie hängt auch mit der Liquidität und der Bilanz des Vereins zusammen."

Pralle Kriegskasse

Die "Kriegskasse" auf dem Transfermarkt beträgt demnach 18,5 Millionen minus X. Weil etwa die Abfindung für Juan Pablo Sorin bezahlt werden muss oder Rücklagen geschaffen werden für verbesserte Vertragsangebote an Frank Rost und Ivica Olic.

Unter dem Strich bleibt aber trotz aller Ausgaben: Ein satter Erlös durch die zwei Verkäufe. Ein satter Erlös, der den HSV bis zum Schließen des Transferfensters am 31. August zum Big Player im Wechselkarussell macht.

Hamburg ist jedoch nicht der einzige Verein, der in dieser Woche nach Last-Minute-Verstärkungen Ausschau hält. Hoffenheim etwa sucht einen Stürmer, Dortmund fahndet nach einem Linksverteidiger. Ein Überblick über die möglichen Transfers bis zum 31. August:

Hamburger SV

Was wird gebraucht? Mindestens ein Innenverteidiger, denn nach dem Kompany-Transfer stehen mit Mathijsen und Reinhardt nur noch zwei gelernte Innenverteidiger im Kader. Außerdem: ein Offensivspieler. "Uns fehlt nach dem Weggang von van der Vaart ein bisschen die Kreativität", sagt Trainer Jol.

Wer ist im Gespräch? Die heißeste Spur führt zu Alex Silva, Innenverteidiger des FC Sao Paulo und Stammspieler der Selecao bei den Olympischen Spielen (im Bild rechts). In Brasilien gilt auch Miranda, Silvas Teamkollege in Sao Paulo, als Kandidat, in Internet-Foren kursieren zudem Namen wie Robert Huth oder Alexander Madlung.

Sollte Linksverteidiger Atouba zu Celtic Glasgow oder Newcastle verkauft werden (Atouba: "Es kann alles passieren"), heißt die erste Alternative Luciano Monzon. Dessen Präsident bei Boca Juniors, Pedro Pompilio, wurde zuletzt mit den Worten zitiert: "Wir haben uns mit dem HSV geeinigt." Für 6,2 Millionen Euro bekommt Hamburg angeblich 60 Prozent der Transferrechte und zusätzlich ein Vorkaufsrecht für fünf Nachwuchsspieler Bocas.

Weitere Namen: Defensiv-Allrounder Leon Andreasen (Fulham, früher in Bremen und Mainz) und das senegalesische Sturmtalent Baye Djiby Fall von Odense BK. Sein Berater: "Ich kann bestätigen, dass ihn der HSV und Dortmund beobachten." Andreasen und Fall kosten jeweils rund vier Millionen.

Was wird passieren? Alex Silvas Transfer steht kurz vor dem Abschluss, er wird die Woche zu sportärztlichen Untersuchungen in Hamburg erwartet. Als Ablöse sind 6,5 Millionen im Gespräch. Silva soll jedoch nur der Anfang sein.

"Der Markt rotiert. Da kann plötzlich jemand um die Ecke kommen, den man vorher gar nicht so im Visier hatte", sagt Beiersdorfer. Denn: "Wir haben nicht den qualitativ ausreichend besetzten Kader, den wir uns wünschen."

1899 Hoffenheim

Was wird gebraucht? Im Grunde nichts. Lange galt der Sturm als zu dünn besetzt, doch durch die Rückkehr von Olympia-Teilnehmer Obasi und das in Kürze zu erwartende Debüt von Wellington verfügt Trainer Rangnick plötzlich über ein respektables Angreifer-Quartett.

Wer ist im Gespräch? Im Grunde die gleichen Namen wie seit einigen Wochen. Basels Eren Derdiyok, Brasiliens Nationalspieler Rafael Sobis (Betis Sevilla) und Nürnbergs Robert Vittek. Alles Stürmer.

Was wird passieren? Wegen Ibisevic' fulminantem Bundesligastarts (zwei Spiele, drei Tore) verspüre man keinen Druck, unbedingt nachlegen zu müssen, sagt Rangnick. Dennoch könnte noch was passieren: Wenn Basel die Champions League verpasst und daher auf Einnahmen angewiesen ist. Oder Betis weniger als die kolportierten zehn Millionen für Sobis fordert.

Borussia Dortmund

Was wird gebraucht? Nach Dedes Kreuzbandriss: ein Linksverteidiger.

Wer ist im Gespräch? Als Premium-Lösung: Javier Pinola (Nürnberg) oder Hamburgs Atouba. Denkbare und günstige Lösung: Osnabrücks Andreas Schäfer oder Koblenz' Marko Lomic.

Was wird passieren? Eines steht fest: Es muss was passieren. Als Ersatz für Dede stehen Florian Kringe, Patrick Owomoyela oder Marcel Schmelzer parat. Probleme: Kringe ist ein Mittelfeldspieler, Owomoyela ein Rechtsverteidiger, Schmelzer talentiert (wie gegen den FC Bayern zu erahnen) aber unerfahren.

Geschätfsführer Watzke bestätigte bereits, dass der BVB definitiv jemanden verpflichtet. Ihm schwebt ein Spieler vor, der a) über Routine verfügt, b) sich nach Dedes Genesung ohne zu Murren auf die Bank setzt und c) variabel einsetzbar ist und nicht auf die Linksverteidiger-Position beschränkt ist. Sprich: Pinola und Atouba dürften eigentlich nicht in Frage kommen...

VfL Wolfsburg

Was wird gebraucht? Ein Stürmer. Wegen Grafites Sperre und Dzekos Verletzung musste Dejagah in Bochum zum zweiten Mal in Folge als Stoßstürmer aushelfen (Hier geht's zum Spielbericht!).

Wer ist im Gespräch? Nach einer wahren Flut an möglichen Neuzugängen wurde es zuletzt ruhig in Wolfsburg. Der letzte Name, der gehandelt wurde: der zweimalige italienische Nationalstürmer Franco Brienza (Reggina). Mögliche Ablöse: drei Millionen.

Was wird passieren? Drei Millionen sind für Wolfsburg fast schon Peanuts. Aber: Magath betont seit längerem, dass der VfL erst aktiv wird, wenn der aufgeblähte Kader ausgedünnt wird. Eine Forderung, die zuletzt mit dem Weggang von Radu, Niang, Boakye und voraussichtlich Madlung erfüllt wurde.

Hertha BSC Berlin

Was wird gebraucht? Ein Spielmacher.

Wer ist im Gespräch? Dario Conca, einer der Leistungsträger beim überraschenden Durchmarsch des brasilianischen Erstligisten Fluminense Rio de Janeiro ins Copa-Libertadores-Endspiel. Der Markwert des 1,67 Meter kleinen Offensivspielers aus Argentinien (Zum Steckbrief!), dessen Rechte bei River Plate liegen: drei Millionen.

Was wird passieren? Vielleicht nichts mehr. Wunschkandidat Jorge Valdivia unterschrieb lieber bei Al Ain (Vereinigte Arabische Emirate), zu Ersatz Conca fehlt offenbar das Vertrauen. Trainer Favre: "Ich habe Conca in Brasilien gesehen. Er kann im Mittelfeld überall spielen, ist aber kein Favorit. Die Frage ist, ob er sich körperlich in der Bundesliga durchsetzen kann."

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