Klinsmann mahnt zur Geduld

SID
Klinsmann, Bayern, Inter, Arena
© Getty

München - Nur gut für Jürgen Klinsmann, dass eine verpatzte Saison-Generalprobe noch lange kein schlechtes Omen sein muss.

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Doch das erstaunlich laute Pfeifkonzert der 64.000 Zuschauer nach dem lahmen 0:1 des deutschen Meisters bei der missglückten Heimpremiere des neuen Bayern-Trainers gegen Inter Mailand offenbarte vor allem eins: Auch für den großen Reformer zählen im Tagesgeschäft Fußball allein Ergebnisse.

Klinsmann quittierte die Niederlage im Spiel um den "Franz-Beckenbauer-Pokal" mit einem gequälten Lächeln, der Ernstfall folgt am 10. August im DFB-Pokal beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt. "Wir müssen Geduld haben", forderte Klinsmann nach der Niederlage und verbreitete trotz Verletzungspech und Rückständen der EM-Teilnehmer Zweck-Optimismus: "Wir sind zuversichtlich, dass wir die ersten Hürden schaffen."

"Erfurt ist nicht Inter"

Vorsichtshalber ermahnten die Verantwortlichen sich selbst und die Anhängerschaft vor den ersten Pflichtspielen aber schon mal zur Gelassenheit. "Es war uns klar, dass es wohl ein holpriger Start wird", bemerkte Manager Uli Hoeneß, Furcht vor einer Erstrunden-Blamage im DFB-Pokal plagt ihn gleichwohl nicht: "Erfurt ist nicht Inter Mailand!"

Das Team des ausgebufften Trainers Jose Mourinho erwies sich in der Allianz Arena als Spielverderber. Der Portugiese nutzte das "schöne Trainingsspiel" als 90-minütige Abwehr-Übungseinheit und ermauerte einen Sieg, den Neuzugang Mancini (52. Minute) mit einem feinen Lupfer sicherte.

"Inter stand größtenteils nur in der Abwehr", klagte Klinsmann, "und wir hatten noch nicht die Beine, um Pressing zu spielen. Im Großen und Ganzen war es absolut okay."

Mannschaft und Verein sind stabil

Vom dominanten und offensiven Tempo-Fußball Marke Klinsmann war ohne Franck Ribery, Luca Toni, Tim Borowski, Willy Sagnol und den an einem grippalen Infekt erkrankten Bastian Schweinsteiger wenig zu sehen.

"Der Prozess wird Monate dauern, vielleicht auch ein, zwei Jahre", mahnte Klinsmann. Franz Beckenbauer versicherte, dass "Mannschaft und Verein so stabil sind, dass sie das verkraften". Zu Saisonbeginn müsse man sich "über Ergebnisse hinwegschwindeln".

Leicht wird das nicht. Gegen Inter humpelte auch noch Martin Demichelis nach einem "Schlag auf die Wade" (Klinsmann) vom Platz. Einziger Lichtblick war Youngster Toni Kroos, der Francesco Toldo mit zwei sehenswerten Flachschüssen prüfte. "Kroos hat ein paar gute Akzente gesetzt", lobte Klinsmann.

Ansonsten wurde deutlich, wie unverzichtbar der zu Deutschlands "Fußballer des Jahres" gekürte Franzose Ribery und Bundesliga-Torschützenkönig Toni für den Rekordmeister sind. "Ohne Ribery und Toni haben wir nicht diese Durchschlagskraft", gestand Hoeneß ohne Umschweife ein.

"Kein Titel wäre ein Desaster"

Große personelle Möglichkeiten hat Klinsmann zum Saisonstart nicht, die Mannschaft stellt sich fast von selbst auf und die Nationalspieler müssen sich nach ihrem EM-Urlaub durchbeißen.

"Die Nachzügler brauchen noch einige Wochen, bis sie im Saft stehen", betonte Klinsmann. Er weiß, dass er als Nachfolger von Titelsammler Ottmar Hitzfeld zum Erfolg verdammt ist.

Das verdeutlichte Kollege Mourinho, der aussprach, woran ein Trainer bei einem großen Klub gemessen wird: "Keine Titel zu holen, wäre ein Desaster." Der zum Trainer des Jahres gewählte Hitzfeld holte in der letzten Saison gleich zwei - übrigens nach einem 0:1 gegen den FC Barcelona kurz vor Saisonbeginn bei der Premiere des "Franz-Beckenbauer-Pokals".

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