Bayern hat's kapiert

Von Thomas Gaber
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© Getty

Beim 4:1-Sieg des FC Bayern München gegen Hertha BSC Berlin hat Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann seinen ersten Bundesliga-Dreier eingefahren. Ein entscheidender Faktor dabei: Die Systemumstellung, die Klinsmann vorgenommen hat.

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Bayern-Manager Uli Hoeneß wollte nicht so recht mitdiskutieren. "Journalisten sollten sich nicht so viele Gedanken über Taktik machen, davon verstehen sie nämlich nicht viel", entgegnete Hoeneß einem Pressevertreter auf die Frage nach dem veränderten Spielsystem der Münchner beim 4:1 (1:0)-Sieg gegen Hertha BSC Berlin.

Lieber Herr Hoeneß, wir versuchen's trotzdem. Erstmals ließ Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann seine Mannschaft in der Bundesliga im 3-5-2 auflaufen.

Von der Systemumstellung mit einem zusätzlichen Mann im Mittelfeld versprach sich Klinsmann ein variableres Offensivspiel mit mehr Ballkontrolle. Aktion statt Reaktion, Dominanz statt Abwarten.

Ottl überzeugt

Nach einer kurzen Phase der Desorientierung - Bastian Schweinsteiger fand sich bei einem Berliner Konter auf der Liberoposition wieder - setzten die Bayern Klinsmanns Plan um. "Wir haben versucht, in Ballnähe stets Überzahl zu schaffen und permanent Druck aufzubauen. Das ist uns insgesamt sehr gut gelungen", sagte Philipp Lahm.

Andreas Ottl füllte die Rolle im defensiven Mittelfeld glänzend aus und kam auf beeindruckende 107 Ballkontakte. "Mit fünf Mittelfeldspielern kann man den Ball über viele Stationen laufen lassen und warten, bis sich vorne eine Lücke ergibt", so Ottl.

Diese Lücken ergaben sich zwangsläufig, obwohl vor allem Miroslav Klose in der ersten Halbzeit meist den falschen Laufweg wählte. Sei's drum, auch Klose war zufrieden - nicht nur wegen seines ersten Saisontores. "Wir haben uns sehr gut bewegt und waren in allen Mannschaftsteilen aggressiv am Mann", analysierte der Nationalstürmer.

Überragender Demichelis

Die vom überragenden Martin Demichelis organisierte Dreierabwehrkette spielte absolut fehlerfrei, Daniel van Buyten gewann 78 Prozent seiner Zweikämpfe, und Lucio fühlt sich in einer Dreierabwehr ohnehin wohl. "Für mich ist das überhaupt kein Problem. Ich bin es aus der Nationalmannschaft und meiner Zeit in Leverkusen gewohnt, im 3-5-2 zu spielen", sagte der Brasilianer zu SPOX.

In Abwesenheit des gesperrten Mark van Bommel war Demichelis der heimliche Chef auf dem Platz. "Er hat die Abwehr, so wie es sein sollte, bis an die Mittellinie verschoben. Martin hält den Laden zusammen und reißt durch sein Engagement Lucio und van Buyten mit", schwärmte Klinsmann. 

Der Coach bescheinigte der ganzen Mannschaft ein Spiel "auf sehr hohem Niveau": "Das sah schon alles ganz gut aus. Wir haben viel Druck gemacht und die Tore erzwungen. So langsam kommen wir ins Rollen." Klingt fast wie eine Drohung. Und dabei hat der FC Bayern keineswegs schon alle Karten auf den Tisch gelegt.

Klinsmann: "Wir haben in der Vorbereitung verschiedene Systeme eingeübt und sind jederzeit in der Lage, zwischen diesen Systemen zu wechseln. Wir können auch im 3-4-1-2 spielen mit Tim Borowski auf der Spielmacherposition und dann ins 4-4-2 wechseln. Es spielt aber keine Rolle, welches System wir spielen, wenn wir dem Gegner unser Spiel aufzwingen."

Oddo beeindruckt

Das ist gegen schwache Berliner gelungen. Die Hertha war aber an diesem Tag kein Maßstab. Das weiß auch Massimo Oddo. Gefallen hat dem Neuzugang vom AC Milan der Auftritt seiner neuen Kollegen aber durchaus.

"Wir haben richtig guten Fußball gezeigt. Unsere Mannschaft ist stark genug, um in der Champions League ein Wörtchen mitzureden", sagte Oddo, der gegen Berlin noch nicht im Kader stand.

Diesen Beweis muss der FC Bayern freilich erst noch antreten. Im 4-4-2, 3-5-2, 3-4-1-2 oder welchem System auch immer. Und dann wird Uli Hoeneß auch wieder mitdiskutieren.

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