Der Jeck im Fohlen-Stall

Von Interview: Markus Hoffmann
Gladbach, Alexander Voigt
© Imago

Mönchengladbach - Die Fohlen sind zurück in der Bundesliga. Nach einem Jahr in der 2. Liga ist Borussia Mönchengladbach wieder in der höchsten deutschen Spielklasse.

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Am 1. Spieltag empfangen die Gladbacher am Sonntag den VfB Stuttgart (17 Uhr im SPOX-TICKER). Eine wichtige Säule beim Aufsteiger ist Alexander Voigt - und das als Kölner. Am Anfang noch kritisch beäugt, spielte er sich in seinem ersten Jahr in die Herzen der Gladbacher Fans.

Nun will der 30-jährige Linksverteidiger mit seinem Team den Klassenerhalt anpeilen. Im Interview mit SPOX spricht Voigt über die Ziele, die Verbindung zur Heimatstadt und darüber, wer die größte Stimmungskanone im Gladbacher Team ist.  

SPOX: Herr Voigt, Borussia Mönchengladbach hat mit sieben Siegen in acht Spielen eine erfolgreiche Vorbereitung gespielt. Auch im DFB-Pokal ging es locker in die nächste Runde. Wie schätzen Sie zum Bundesliga-Start den Leistungsstand der Mannschaft ein?

Alexander Voigt: Das werde ich wohl erst nach dem ersten Saisonspiel beurteilen können. In der Vorbereitung ging es einfach darum, fit zu werden und den Rhythmus zu finden. Klar haben wir schon ganz gut gespielt, aber das zählt nicht mehr. Jetzt kommen andere Faktoren dazu wie Druck und Nerven.

  

SPOX: Was rechnen Sie sich gegen den VfB Stuttgart aus?

Voigt: Ich denke, wir können Stuttgart schlagen. Sie wirkten in den letzten Tests noch nicht richtig eingespielt. Ich denke, für uns ist es der richtige Gegner zum Auftakt vor heimischem Publikum.

SPOX: Gehen Sie davon aus, dass Sie in der Startelf stehen?

Voigt: Nach meiner ganz guten Vorbereitung gehe ich schon davon aus.

SPOX: Wie stark spüren Sie auf der Linksverteidiger-Position die Konkurrenz von Neuzugang Jean-Sebastien Jaures?

Voigt: Der Konkurrenzkampf ist schon da und auch wichtig. Momentan hat er noch ein wenig Probleme, da er lange in Frankreich gespielt hat und sich noch umgewöhnen muss. Aber man sieht schon, dass er ein guter Spieler ist.

SPOX: Wie lautet die Zielsetzung in Gladbach für diese Saison?

Voigt: Natürlich können wir als Aufsteiger nicht erwarten, oben anzugreifen, aber wir sollten neben dem Minimalziel Klassenerhalt schon ein wenig Richtung Mittelfeld gucken. Denn ich denke, dass wir uns vor vielen Mannschaften nicht verstecken müssen.

SPOX: Wie schätzen Sie die beiden Mitaufsteiger Köln und Hoffenheim ein?

Voigt: Beide sehr stark. Hoffenheim hat sich Ende der letzten Saison richtig gefunden und nun nochmals super verstärkt. Mit Köln ist auch zu rechnen.

SPOX: Sie haben mehr Zweitliga- als Erstligaspiele auf dem Buckel, spielten zuletzt 2004 für Köln in Liga eins. Sind Sie nach vier Jahren wieder richtig heiß auf die Bundesliga?
Voigt: Ja, auf jeden Fall. Ich bin froh, dass ich noch einmal die Gelegenheit dazu bekomme, und möchte gerne noch einige Spiele sammeln.

SPOX: Haben Sie sich als Ex-Kölner eigentlich über den Mitaufstieg des FC gefreut?

Voigt: Das hat mich nicht wirklich interessiert.

SPOX: Immerhin haben Sie als gebürtiger Kölner 18 Jahre beim FC gespielt. Verbindet das nicht noch?

Voigt: Ich kenne in der aktuellen Mannschaft außer Mathias Scherz keinen einzigen Spieler mehr. Auch vom alten Trainerteam ist niemand mehr da. Insofern hat sich das für mich erledigt. 

SPOX: Und ihre alten Kumpels aus Köln, kommen die nun nach Gladbach, um sie spielen zu sehen?

Voigt: (lacht) Nein, das sind alles FCler. Von denen verirrt sich keiner nach Gladbach. Das ist aber schon okay.

SPOX: Als Kölner Urgestein letztes Jahr nach Gladbach zu gehen, war mutig.

Voigt: Am Anfang war es für mich aufgrund der großen Rivalität zwischen Köln und Gladbach, die ich natürlich auch gepflegt habe, schon ein wenig komisch. Aber das hat sich inzwischen komplett beruhigt.

SPOX: Derbys zwischen Mönchengladbach und Köln bleiben trotzdem etwas Besonderes?

Voigt: Ganz klar. Und viele Spieler sind sich der Brisanz auch bewusst und gehen dadurch noch emotionaler und ehrgeiziger zur Sache.

SPOX: Was ist eigentlich aus Ihrem Lotto-Geschäft in Köln geworden?

Voigt: Das habe ich schon vor längerer Zeit verkauft.

SPOX: Und in Gladbach ein neues aufgemacht?

Voigt: (lacht) Nein, das habe ich auch nicht vor.

SPOX: Sportdirektor Christian Ziege hat vor kurzem den Teamgeist der Mannschaft mit dem der Europameister von 1996 verglichen. Was ist da dran?

Voigt: Wir haben uns letzte Saison sehr schnell als Team gefunden. Viele Spieler kannten sich schon und wir hatten das Glück, dass es sportlich optimal lief. Dadurch entsteht natürlich automatisch eine positive Stimmung im Team, die nun ein großer Vorteil ist.  

SPOX: Und die aktuellen Neuzugänge sind bereits gut integriert?

Voigt: Auf jeden Fall. Ich denke, die Neuen hatten es bei uns relativ leicht, da wir keinerlei Probleme in der Mannschaft haben. Trotz der sprachlichen Probleme, die bei Spielern aus dem Ausland am Anfang immer auftreten, harmonieren wir schon ganz gut.

SPOX: Borussia hat keine großen Stars, sondern eher unbekannte Spieler verpflichtet. Welche Philosophie steckt dahinter?

Voigt: Der Verein versucht immer Spieler zu holen, die charakterlich optimal zu uns passen. Da wir diese Saison versuchen müssen, über die mannschaftliche Geschlossenheit zu kommen statt über einen großen Einzelspieler, ist das enorm wichtig. Unsere Neuzugänge haben vielleicht nicht die klangvollsten Namen, ich denke aber, dass sie uns enorm weiterhelfen werden.

SPOX: Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Marko Marin?

Voigt: Marko ist schon ein Ausnahmespieler. Wie er zwei, drei Gegenspieler ausspielen kann, ist schon außergewöhnlich. Seine überragenden Qualitäten wird er auch in der Bundesliga zeigen können, da habe ich keine Zweifel.

SPOX: Wie würden Sie ihren Trainer Jos Luhukay charakterisieren?

Voigt: Für unsere Mannschaft ist er genau der richtige Trainer, mit seiner ruhigen, sachlichen, aber auch bestimmten Art. Er hält keine riesengroßen Ansprachen und lässt uns nicht über Scherben laufen, sondern sagt uns ganz klar, was wir machen sollen, und das machen wir auch.

SPOX: Ist der Trainer denn immer so ruhig und entspannt, oder geht er auch mal aus sich raus?

Voigt: Er kann auch schon mal richtig laut werden.

SPOX: Gibt's auch den Spaßvogel Luhukay?

Voigt: Eher selten. Aber auf der Aufstiegsfeier war er doch ganz gut drauf.

SPOX: Wer ist innerhalb der Mannschaft die größte Stimmungskanone?

Voigt: (lacht) Sascha Rösler ist immer für irgendwelchen Unsinn gut. Zahnpasta verschmieren und Schuhe verstecken. Alles schon da gewesen.

SPOX: Verfolgen sie eigentlich die Olympischen Spiele?

Voigt: Klar. Immer, wenn ich Zeit habe, schalte ich ein.

SPOX: Was sehen Sie am liebsten?

Voigt: Eigentlich alles, außer Reiten vielleicht. Handball, Schwimmen und Leichtathletik finde ich besonders gut.