Für Freunde von Ballerspielen

Von Oliver Wittenburg
Mario, Gomez, Maik, Franz, Karlsruhe, Stuttgart
© Imago

München - Sie kennen das. Alle zwei Jahre im Sommer stellt sich ein Gefühl der Leere ein, immer dann, wenn eine WM oder wie jetzt gerade eine EM zu Ende gegangen ist.

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Der große Fußballzirkus ist noch im Kopf, das unvermeidbare "We are the Champions" noch im Ohr und die Bereitschaft, sich auf KSC gegen SV 1896 Schluchtern oder irgendeinen von Kuhglockengeläut begleiteten Murmeltier-Cup im benachbarten Ausland einzulassen, noch nicht vorhanden.

Doch man kann sich auch trösten lassen. Zum Beispiel von der DFL. Nur noch 45 Tage sind es bis zum Bundesliga-Start und die Liga war so frei, schon mal den Spielplan rauszuposaunen.

Der komplette Spielplan im Überblick!

Das Eröffnungsspiel lautet gleich Bayern gegen den HSV, was so schlecht ja nicht klingt, selbst wenn das EM-Finale gerade erst abgepfiffen wurde.

Dass man am 15. August Fußball gucken muss, versteht sich von selbst. Welche anderen Spiele man sich jetzt schon mal in seiner Lieblingsfarbe in den Kalender schreiben muss, steht in den "Top-10-Must-see-Games" der 46. Bundesliga-Saison, vollkommen subjektiv und parteilich ausgewählt von der SPOX.com-Redaktion.

10. Bayern München - VfL Wolfsburg, 9. Spieltag

Nein, jetzt kommt keine Geschichte darüber, dass Felix Magath ja mal Trainer beim FC Bayern war und da dann weg ist und so. Das Hauptaugenmerk sollte auf einer rein italienischen Angelegenheit liegen: Luca Toni gegen Andrea Barzagli oder Weltmeister gegen Weltmeister.

Wenn jemand schließlich weiß, wie man den Italiener Toni stoppen kann, dann ja wohl ein Innenverteidiger aus Italien. Wobei, da hätte Magath ja auch spanische, rumänische oder niederländische Abwehrleute holen können...

9. Werder Bremen - Arminia Bielefeld, 18. Spieltag

Ein kleiner Geheimtipp für alle Freunde von Ballerspielen: Am 8. Spieltag der vergangenen Saison gab's acht Stück für die Arminia in Bremen. Diesmal trifft man sich anlässlich der 18. Runde im Weserstadion - ein Schuft, wer Böses dabei denkt. Damals durfte jeder Mal, sogar Per Mertesacker, der noch dazu Geburtstag hatte. Ein zweistelliges Ergebnis verhinderte übrigens der brave Armine Rüdiger Kauf bzw. dessen Unterleib.

8. Hamburger SV - FC Schalke 04, 8. Spieltag

Der große Holländer-Test. Beide Klubs haben tolle Erfahrungen gemacht mit Trainern aus dem Nachbarland, sprich: mit Huub Stevens. Stevens hatte sich bei Hamburgs 170-tägigem Trainercasting für Fred Rutten stark gemacht und sich nicht sehr nett über Martin Jol geäußert. Unverständlich war für Stevens, warum der HSV bei Rutten ewig zögerte, bis der dann bei Schalke vorgestellt wurde und der HSV schließlich Jol verpflichtete. Also noch mal: Stevens war in Hamburg und auf Schalke erfolgreich. Stevens kennt Rutten und Jol und findet Rutten besser als Jol. Rutten ging zu Schalke, Jol für Stevens zum HSV. Jol folgte Stevens übrigens auch mal als Trainer in Kerkrade nach. Für das Bundesliga-Duell Mitte Oktober ist das übrigens alles wurscht, aber spannend ist es.

7. Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund, 1. Spieltag

Dass es dazu gleich zum Saisonauftakt kommen muss: Labbadia gegen Klopp. In der Vorberichterstattung wird immer wieder darauf hingewiesen werden, dass beide ja tolle Arbeit geleistet haben in Fürth bzw. Mainz und aus jungen Namenlosen gestandene Profis formten. Dann wird auch immer wieder zu bedenken gegeben werden, dass es schon etwas anderes sei, in - mit Verlaub - der Provinz zu amtieren, als bei einem Big Player mit Europacup-Ambitionen. Und überhaupt: Wie gehen der Bruno und der Kloppo damit wohl um? Und wie fühlt sich das eigentlich an? Nachher wird der Bruno sagen, dass dieses ganze Thema "von den Medien hochsterilisiert wurde" und Klopp wird im Brustton der Überzeugung meinen, dass er sich sicher sei, dass "meine Mannschaft ja wohl nicht zwei Mal hintereinander so einen Dreck spielen wird".

6. Bayern München - 1899 Hoffenheim, 16. Spieltag

Vor dem Spiel wird ein O-Ton von Freiburg-Coach Robin Dutt eingespielt. "Warum zum Teufel Robin Dutt?", fragt jetzt der eine oder andere. Deshalb: "Hoffenheim könnte irgendwann mal selbst dem FC Bayern gefährlich werden", sagte Dutt einst. Und was wird passieren? Die Bayern kommen über einen Punkt gegen den impertinenten Liganeuling nicht hinaus, denn Hoffenheim ist insgesamt zu abgezockt und vorne einfach zu gut besetzt. Die Rangnick-Truppe macht die Herbstmeisterschaft perfekt, und Dutt wird als ganz großer Visionär des deutschen Fußballs gefeiert.

5. Bayer Leverkusen - 1. FC Köln, 9. Spieltag

Klar ist das ein Derby, aber die Liste würde lang werden, wenn alle Derbys Zugang fänden. Interessanter ist da schon, dass Patrick Helmes erstmals im Bayer-Trikot auf seinen FC trifft. Und Rudi Völler auf Christoph Daum. Die hatten sich beim Wechseltheater um den Fast-EM-Teilnehmer Helmes mächtig in den Haaren. Man stelle sich vor: Völler und Daum nach einem wüsten Kick mit Emotionen ohne Ende am Premiere-Mikro, und Völler sagt folgenden Satz zu Daum: "Wenn ich einen Ausdruck wie Moral aus seinem Mund höre, dann finde ich das abenteuerlich. Wenn es um den Begriff Moral geht, kann ich ihm gerne erklären, was er bedeutet."

4. Energie Cottbus - 1899 Hoffenheim, 1. Spieltag

Zehn Millionen Euro betrug der Saisonetat 07/08 von Energie Cottbus. Rund 20 Millionen investierte Hoffenheim in der vergangenen Spielzeit in seine Mannschaft, allein acht Millionen kostete der Brasilianer Eduardo. Damit ist das meiste schon gesagt. Aufsteiger Hoffenheim kann sich jetzt schon mal warm anziehen für das Gastspiel im Stadion der Freundschaft. Klassenkampf ist das Stichwort. Gleich am ersten Spieltag wird der Shooting-Star im bezahlten Fußball feststellen, dass er mit anderen Augen gesehen werden wird als der Ottonormalaufsteiger. "Kein Mitleid" wird die Devise heißen. Sollte Cottbus gewinnen, gibt's Hohn und Spott in Dimensionen als wäre man der FC Bayern. Hier schon mal ein paar Pressestimmen aus dem Boulevard: "Spar-Ossis ballern FC Neureich weg", "Hopps Geld schießt keine Tore", "Maloche schlägt Retorte", usw.

3. VfB Stuttgart - FC Bayern München, 17. Spieltag

Im Prinzip und ganz grob vereinfacht war es ja so: In der vorletzten Saison machte der VfB gegen die Bayern sein Meisterstück, in der vergangenen war's umgekehrt. Wäre Hoffenheim nicht, ginge es diesmal vielleicht um die Herbstmeisterschaft und analog dann im Saisonfinale vielleicht um den Titel. Aber eigentlich ist ja Jürgen Klinsmann das Thema. Allein schon, weil in den Vorberichten sein unfassbarer Fallrückzieher im VfB-Trikot gegen die Bayern wieder und wieder gezeigt werden wird. Ein absoluter Pflichttermin. Interessant auch: Wie geht das Werben der Bayern um Gomez weiter? Wie vergiftet wird die Atmosphäre sein? Hat definitiv Potenzial für ein hitziges Gefecht, auch wenn das Spiel in die Adventszeit fällt.

2. VfB Stuttgart - Karlsruher SC, 5. Spieltag

Es war der Beginn einer einzigartigen Männerfreundschaft, dieser 23. Februar 2008. Inmitten einer von beiden Fanlagern aufgeheizten Atmosphäre gab es noch Zeit für zarte Gesten und Momente des intimen Miteinanders. Oder sollte es nur ein "One-Afternoon-Stand" gewesen sein? Hinterher distanzierten sich beide Protagonisten jedenfalls mit markigen Worten voneinander. "Normalerweise respektiere ich im Fußball jeden Gegenspieler. Aber dieses Arschloch... Er ist einfach ein unfairer Sportsmann", sagte Stuttgarts Mario Gomez über Karlsruhes Maik Franz. "Er ist ein guter Fußballer, aber alles andere ist vielleicht noch verbesserungswürdig. Ich will mich nicht auf das Niveau herablassen", sagte Karlsruhes Maik Franz über Stuttgarts Mario Gomez. Sie meinten es nicht so. Sie freuen sich auf ein Wiedersehen.

1. Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln, 7. Spieltag

Ein Aufsteigerduell als Nummer eins? Was ist hier denn los? Berechtigte Frage. Die Antwort: Warum nicht! Zum einen sind sie ja nicht irgendwelche Aufsteiger, sondern die Nummer sieben und acht der Ewigen Bundesliga-Tabelle, zum anderen gab's da ja dieses Zweitliga-Match am 7. April. Noch mal in Kürze: Kölner Fans, organisiert unter dem Namen "Wilde Horde", hatten den Gladbacher Ultras eine Fahne geklaut. Just zur 85. Minute des Derbys - Gladbach führte 1:0 in Köln und Köln brauchte Punkte für den Aufstieg - holten sie diese hervor und schändeten sie in einer Art und Weise, die den Gladbacher Anhängern den Schaum vor den Mund trieb. Leuchtraketen und der Beinahe-Abbruch durch Schiri Kinhöfer waren die Folge. Am Ende ging's 1:1 aus. Angesprochen auf das Rematch in Liga eins meinte ein Gladbach-Fan aus den Reihen von SPOX.com auf Nachfrage von SPOX.com: "Das wird nett. Da brennt's."

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