Stevens kündigt Memoiren an

SID
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© DPA

Hamburg - Vier Tage vor seinem Abschied hielt sich der enttäuschte Huub Stevens mit Kritik noch zurück, in seinen Memoiren will der scheidende Coach aber klare Worte über seine Zeit beim Hamburger SV finden.

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"Geradlinig" soll das Buch heißen, in dem der 54-Jährige dem HSV ein Kapitel widmen und seine Wahrnehmung der schlechten Rückrunde darstellen wird. "Ich sage dazu jetzt nichts, das wird in meinem Buch stehen", deutet Stevens an.

Ob das Verhältnis zwischen der Mannschaft des Bundesliga-Fünften und dem Lehrer der alten Schule noch stimmt, darf stark bezweifelt werden. Seine Mittel der vergangenen Wochen, in denen die Hanseaten nur einen Sieg aus neun Partien holten: Geldstrafen, Suspendierungen und zuletzt ein Straftraining am Pfingstsonntag.

Kein Draht zur Mannschaft

Wegen der Erkrankung seiner Frau Toos, zu der Stevens direkt nach Spielen zuletzt oft eilte, hat es niemand im Verein gewagt, allzu kritisch mit dem Disziplinfanatiker umzugehen.

Hinter vorgehaltener Hand fragt sich mancher, ob der Niederländer nicht schon längst in Gedanken mehr beim PSV Eindhoven weilt als beim HSV.

Den Draht zur Mannschaft scheint er verloren zu haben, auch wenn sich keiner traut, dies offen zu sagen. Kritik an seiner defensiven Spielweise ("Stevensive") wird sofort unterbunden.

Schulz: "Die Spieler haben abgeschaltet"

Auch Fragen von Journalisten werden ins Lächerliche gezogen oder mit Floskeln beantwortet. "Auch ich habe Fehler gemacht", lautet eine Pauschal-Aussage von Stevens, der nach dem alles entscheidenden UEFA- Cup-Endspiel gegen den Karlsruher SC überraschend noch zu einem Sonntagsfrühstück mit der Presse geladen hat.

Dass nicht allein Stevens, sondern der Vorstand und die sechsmonatige Trainersuche Schuld an der sportlichen Durststrecke der Hamburger sind, findet Aufsichtsratsmitglied Willi Schulz.

"Einige Spieler haben im Kopf abgeschaltet, weil sie wissen, dass Stevens sowieso bald geht", meint der 69-Jährige. Im Gegensatz zum FC Bayern München, bei denen seit Januar Jürgen Klinsmann als Hitzfeld- Nachfolger feststeht, hätte der HSV viel zu lange gewartet.

Die Verantwortlichen in der Kritik

Das zwölfköpfige Vereinsgremium soll nun zusammenkommen, um der Verpflichtung des Niederländers Martin Jol zuzustimmen.

Auch wegen des Zeitdrucks und der schwierigen öffentlichen Wahrnehmung haben die Aufsichtsräte schon im Vorfeld Absprachen getroffen - eine Ablehnung ist nicht mehr zu erwarten.

Kritische Fragen an Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer und den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann, die sich lange nicht auf einen Kandidaten einigen konnten, allerdings schon.

So werden viele auch nicht begrüßen, dass Jol, der in seiner Trainer-Laufbahn lediglich niederländischer Pokalsieger wurde, mit mindestens zwei Millionen Euro Jahresgehalt teuerster HSV-Trainer der Geschichte sein wird.

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