"Fußball-Mafia DFB"

SID
Fußball, Bundesliga, Nürnberg, Wolfsburg
© Getty

Nürnberg - Erst kam die Sintflut, dann folgten 60 Minuten Hoffen und Bangen - und am Ende eines denkwürdigen Fußballabends stand der 1. FC Nürnberg buchstäblich im Regen.

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"Eine Katastrophe. Wir sind klar benachteiligt worden", kritisierte FCN-Torwart Jaromir Blazek die Entscheidung von Schiedsrichter Jochen Drees, die Partie gegen VfL Wolfsburg vor Beginn der zweiten Halbzeit abzubrechen.

Heftiger Dauerregen hatte den Platz im Nürnberger WM-Stadion unter Wasser gesetzt und den sechsten Spielabbruch in der Geschichte der Bundesliga - den ersten seit 32 Jahren - herbeigeführt. Anfang kommender Woche will die Deutsche Fußball-Liga (DFL) das Wiederholungsspiel neu ansetzen, als Termin ist der kommende Sonntag im Gespräch.

"Das tut weh" 

Der vom Tief Tanit verursachte Spielabbruch spielte dem Club nur sechs Tage nach den Fan-Randalen in Frankfurt erneut einen bösen Streich, der den Franken im Bundesliga-Abstiegskampf teuer zu stehen kommen könnte.

"Das tut weh und ist ganz schlimm, denn jetzt müssen wir uns die Konkurrenz im Fernsehen anschauen und wir selbst können nichts ausrichten", klagte Iwan Saenko, der in der 34. Minute mit seinem ersten Saisontor die Führung herausgeschossen hatte (das Tor im SPOX-Replay anschauen). Es war der zweite Höhepunkt in der ersten Halbzeit nach Blazeks Rettungstat gegen den Foulelfmeter von VfL-Kapitän Marcelinho (11.).

Verärgerung über den Spielabbruch 

Doch die Wassermassen spülten Nürnbergs Hoffnungen auf den ersten Heimsieg seit dem 9. Dezember vorigen Jahres (2:1 gegen Hertha BSC) und wichtige drei Punkte fort. "Das ist ganz bitter. Jetzt geht der Stress weiter", meinte FCN-Sportdirektor Martin Bader.

Trainer Thomas von Heesen, der wie sein VfL-Kollege Felix Magath nicht in die Entscheidung des vierköpfigen Schiedsrichterteams einbezogen wurde, hatte Verständnis für den Abbruch, war aber trotzdem verärgert: "Schade, denn einiges sprach für uns. Die Mannschaft hatte sich richtig ins Spiel reingebissen, war heiß und wollte raus."

Die Gesundheit an erster Stelle 

Der Mainzer Referee Drees ließ beide Teams eine geschlagene Stunde warten, ehe er um 22.16 Uhr nach Rücksprache mit Wetteramt und Polizei sowie zweimaliger Platzbesichtigung die Partie beendete.

"Der reguläre Ablauf des Spiels und die Gesundheit der Spieler müssen gewährleistet sein. Das war nicht mehr der Fall", nannte er als Gründe. "Das ist eine Entscheidung der Vernunft. Die Gesundheit der Spieler steht an erster Stelle", sagte DFB-Schiedsrichtersprecher Manfred Amarell.

"Fußball-Mafia DFB" 

VfL-Coach Magath hätte gerne weitergespielt, "aber der Abbruch geht in Ordnung. Der Ball rollte nicht mehr." Von Heesen warf unmittelbar nach dem Abbruch ein: "Hätten wir direkt weitergespielt, wären wir jetzt durch."

Die FCN-Fans verschafften ihrem Frust mit "Fußball-Mafia DFB"-Rufen Luft, verließen aber friedlich das Stadion, nachdem sich die Club-Profis für das diesmal vorbildliche Verhalten bei ihrer Anhängern bedankt hatten. "Die Zuschauer waren aufgebracht, deshalb habe ich die Spieler rausgeschickt, um das Feuer rauszunehmen", berichtete von Heesen.

Wasserwalze machtlos 

Die zahllosen Helfer hatten keine Chance, den ersten Spielabbruch in der Bundesliga wegen Dauerregens zu verhindern. Mit Harken, Schiebern und sogar Bier-Tischen und -Bänken schippten sie das Wasser vom Rasen. Löcher wurden gebohrt, um das Wasser im Boden versickern zu lassen.

Auch die motorisierte Wasserwalze war machtlos. "Wir haben alles versucht, aber vielleicht nutzt der ein oder andere Zuschauer jetzt das Frühlingsfest rings ums Stadion", meinte Nürnbergs Stadionmanager Mattias Huber am Ende eines bizarren Fußballabend.

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