Und täglich grüßt das Murmeltier

SID
Fußball, Bundesliga, Schalke, Slomka
© DPA

Bremen - Ein aufsehenerregendes Spektakel, sechs Tore und die grotesk anmutende Trainer-Diskussion um Mirko Slomka spitzt sich weiter zu:

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Werder Bremens spätes Schützenfest beim 5:1 (2:1) gegen Schalke 04 war eines der besten und zugleich verrücktesten Spiele der Saison und bot anschließend einen Beweis für die Aufgeregtheit der Bundesliga.

"Das 5:1 ist sicherlich Wasser auf die Mühlen von denen, die mich nicht mehr als Trainer von Schalke 04 sehen wollen", musste der desillusioniert und angeschlagen wirkende Schalke-Coach Slomka nach der höchsten Niederlage seiner Amtszeit zugeben - und heizte die Diskussion unfreiwillig an.

Es geht um die sportliche Zukunft 

Die Zukunft des 40-Jährigen in Gelsenkirchen scheint spätestens nach diesem Debakel der besonderen Art von überschaubarer Dauer. Zu der Frage, wer im Juli in Gelsenkirchen die Übungseinheiten leiten wird, erklärte Manager Andreas Müller vielsagend: "Jetzt ist Mirko Slomka Trainer, dann sehen wir weiter."

Der Manager scheint zu ahnen, dass sein Einfluss nur noch begrenzt ist. "Ich glaube, dass ich immer hinter Mirko stand und stehe", sagte Müller und fügte an: "Aber es geht in Schalke um die sportliche Zukunft, da muss sich jeder unterordnen." Das dürfte auch für den Manager und Slomka-Förderer gelten.

Chance um Chance vergeigt 

Dabei lieferte das Spiel fast eine Stunde lang prächtige Argumente für den in Gelsenkirchen umstrittenen Coach, der immerhin das Viertelfinale der Champions League erreichte.

Schalke trumpfte groß auf, dominierte die Partie, erspielte sich Chance um Chance - und kassierte dennoch am Ende die höchste Niederlage seit mehr als zehn Jahren, weil nur Kevin Kuranyi (42.) eine der zahlreichen Einschussmöglichkeiten nutzte.

Werder agierte hingegen lange Zeit fahrig, war aber anders als zuletzt wesentlich effektiver und traf durch Frank Baumann (19.), Boubacar Sanogo (33.), Markus Rosenberg (58.) und Ivan Klasnic (76./89.) zum viel zu hoch ausgefallenen Sieg.

Müdigkeit gnadenlos ausgenutzt 

Erst nach ihrem dritten Treffer zeigten die Bremer die aus der Hinrunde gewohnte Spielkultur. Die nun wieder auf Platz zwei liegenden Gastgeber nutzten gnadenlos die Müdigkeit der während der Woche in der Champions League ausgeschiedenen Gäste.

"Seine Mannschaft, so wie sie spielt, gibt die Antwort", sagte Thomas Schaaf zu der sich zuspitzenden Trainerdiskussion bei den Schalkern. Der Werder-Coach hielt ein Plädoyer für seinen Kollegen und schimpfte: "Ich habe da kein Verständnis für, dass er immer wieder in Frage gestellt wird, dass er in der Kritik steht und dass man immer wieder an ihm kratzt."

Tatsächlich machten die lange ansehnlich kombinierenden, aber in der letzten halben Stunde schlappen Schalke-Profis nicht den Eindruck, als würden sie gegen den Coach spielen.

Immer dieselbe Leier

"Manche Sachen im Fußball kann man nicht verstehen", kommentierte Halil Altintop den Spielverlauf - hätte aber genauso die Trainerdiskussion meinen können, zu der er sagte: "Ich kann es nicht nachvollziehen." Ähnlich formulierte es Fabian Ernst: "Und täglich grüßt da Murmeltier, diese Diskussion hatten wir ja schon, das ist ja nichts Neues."

Dennoch musste Slomka auf das von der Klubführung immer wieder angeheizte Thema reagieren und sich rechtfertigen. "Die Diskussionen beschränken sich meistens auf gewisse Teile, auf Gruppierungen, die etwas gegen mich haben", sagte der angeschlagene Coach.

Slomka will nicht aufgeben 

Entnervt erklärte er: "Ich hab keine Lust mehr, mich zu verteidigen. Entweder man sieht die Qualität, die ich als Trainer habe oder auch nicht. Ich stelle mich nicht jede Woche hin und lasse über meine Person diskutieren oder versuche mich zu verteidigen."

Der Trainer scheint zermürbt und sagte auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, von sich aus aufzugeben müde: "Aktuell nicht."

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