Fußball-Klubs sehen ihre Zukunft im Netz

SID

Düsseldorf - Auf in die Zukunft: Die Bundesliga treibt ihre Selbstvermarktung im Internet voran und träumt von Einnahmen in Millionenhöhe.

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Als Werder Bremen die Hinrunden-Partie im UEFA-Pokal-Achtelfinale bei den Glasgow Rangers vor einem Monat auf der Werder-Internetseite zeigte, galt dies als Startschuss in ein neues Medien-Zeitalter der Branche. Zum ersten Mal wurde ein Fußballspiel in Deutschland live ausschließlich im Internet übertragen.

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab, dass bis dahin 14 der 18 Erstligisten für eine durchschnittliche Jahresgebühr von gut 32 Euro lediglich zeitversetzte Übertragungen der Spiele, Interviews, Hintergrundberichte, Highlights oder Pressekonferenzen über das Internet-TV angeboten haben.

Bei Hertha BSC bezahlen die Fans sogar für die Übertragung einer Trainingseinheit der Profis. Noch weiter geht der mittlerweile in die Fünftklassigkeit abgestürzte Klub Fortuna Köln. Über das Online-Projekt "www.deinfussballclub.de" will der ehemalige Bundesligist mindestens 30.000 Fans finden, die sich gegen eine Gebühr am Management beteiligen und über die Ein- und Verkäufe von Spielern mitbestimmen.

"Standbein für die Zukunft"

"Das wird sehr gut angenommen und ist ein Standbein für die Zukunft", sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über die neuen Online-Aktivitäten.

Das "BVB TV" ist Teil des gebührenpflichtigen Inhalts ("BVB-Club") auf der Internetseite des Klubs. Dort sind derzeit etwa 3500 Nutzer registriert, gebührenfreie Videos werden jedoch regelmäßig von 90.000 Nutzern gesehen.

Noch sind die Internet-Einnahmen der meisten Bundesligisten überschaubar, doch das Entwicklungspotenzial gilt als riesig. "Wir glauben, dass die Bedeutung stetig steigen wird", sagt Stefan Mennerich vom Branchenführer Bayern München. Im Gegensatz zu den meisten anderen Klubs sind die Einnahmen des Rekordmeisters mit den eigenen Bewegtbildern im Internet bereits enorm.

Bayern in Europa die Nummer drei

"Wir verdienen richtig Geld damit", sagt Mennerich, der als Abteilungsleiter Medienrechte und Neue Medien bei den Bayern das "FCB-TV" koordiniert. Mit dem Produkt sind die Münchner bereits seit 2003 auf dem Markt und nach eigenen Angaben hinter dem FC Liverpool und Manchester United europaweit die Nummer drei. Wie viele Anhänger sich ein 36 Euro teures Abonnement leisten, will der Klub indes nicht verraten.

Als einziger Verein der Eliteklasse konnten die Bayern ihren Anhängern bislang ausgewählte Bundesligaspiele live im Netz präsentieren: Der Inhaber der Bundesliga-Internetrechte "T-Home" ist Partner des FC Bayern.

Die übrigen Klubs setzen auf die kommende Vergabe der Rechte. Können auch sie ihre Spiele zukünftig live anbieten, ist mit üppigen Einnahmen zu rechnen. Wie der Markt sich entwickeln wird, hänge vor allem von der nächsten Rechte-Vergabe ab, sagt ein Sprecher des deutschen Meisters VfB Stuttgart.

Noch ist das Angebot ein Zuschuss-Geschäft. Werders Übertragung des Spiels in Glasgow war aus der Not geboren, weil sich die Rangers mit keinem deutschen Fernsehsender auf die Konditionen einer Übertragung einigen konnten.

Kein Gewinn für Werder bei Pilotprojekt

Anders als in der Bundesliga werden die meisten Spiele im UEFA-Pokal dezentral vermarktet. Da Werder die Übertragungsrechte einkaufen musste und das Pilotprojekt auf 10.000 Kunden begrenzt war, erzielten die Bremer keinen Gewinn.

"Grundsätzlich ist das eine Image-Geschichte. Wir wollen in etwa drei Jahren keine roten Zahlen mehr schreiben", sagt ein Werder-Sprecher. Derzeit gibt es geschätzte 3000 Werder-Fans, die das Jahres-Abo in Höhe von 47,88 Euro bezahlen.

Einzig bei Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Nürnberg, Hansa Rostock und Hannover 96 verzichtet man noch auf Internet-TV. Gegen die Zeichen der Zeit können sich jedoch auch diese Klubs nicht mehr wehren.

Zumindest im Nürnberg und in Rostock gibt es bereits konkrete Pläne, ebenfalls auf den Zug aufzuspringen.