Understatement und Zenit-Effekt

Von Carolin Blüchel
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© Getty

München - Vor dem Auswärtsspiel gegen Verfolger Bayer Leverkusen hat der Tabellen-Fünfte Stuttgart sogar Zeit für Imagepflege.

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Die VfB-Verantwortlichen wollen den durchwachsenen Ruf von Torhüter Raphael Schäfer mit aller Macht aufpeppen. Der 29-Jährige, der nach schwachen Leistungen durch den 19-jährigen Sven Ulreich als Nummer eins abgelöst wurde, steht bei den Fans nicht gerade hoch im Kurs. Eine bis ins Detail ausgeklügelte PR-Kampagne - bestehend aus TV-Auftritten, Interviews und Fanklub-Besuchen - soll Schäfer zu mehr Popularität verhelfen.

So mancher dürfte sich jetzt fragen, ob der VfB keine größeren Probleme hat? Die Antwort: nein! Der amtierende Meister befindet sich derzeit im Höhenflug: seit acht Spieltagen ungeschlagen, zuletzt sechs Siege in Folge, die Uefa-Cup-Plätze wieder fest im Visier. Auch im Duell gegen den direkten Rivalen Bayer Leverkusen (17 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) will Stuttgart diesen Aufwärtstrend fortsetzen. Der verkorkste Saisonauftakt, als beinahe der totale Absturz drohte, ist praktisch vergessen.

"Nimmt man nur die letzten 17 Spiele, sind wir sogar Tabellenführer", sagte Trainer Armin Veh den "Stuttgarter Nachrichten". Kurioserweise stoppte der VfB den freien Fall vor genau 17 Spielen ausgerechnet gegen Bayer Leverkusen. Obwohl die Skibbe-Elf damals von Sieg zu Sieg eilte und den wohl attraktivsten Fußball der Liga spielte, erkämpfte sich die junge Stuttgarter Truppe ein 1:0 und gab den Startschuss für eine grandiose Aufholjagd.

Veh warnt vor Überheblichkeit

Heute stehen die Vorzeichen komplett anders. Aus den damaligen neun Zählern Rückstand auf Bayer ist mittlerweile ein knapper 1-Punkte-Vorsprung geworden. Stuttgart spielt befreit auf, während es bei Bayer kontinuierlich bergab ging.

Veh warnt dennoch: "Es ist wichtig, dass die Mannschaft die Kurve gekriegt hat, aber es wird schwer, den UEFA-Cup-Platz zu behaupten. Eine Niederlage, und unsere Serie reißt ab, zumal die Konkurrenz teilweise ein leichteres Restprogramm hat. "Tatsächlich ist aufgrund der engen Tabellenkonstellation zwischen Rang zwei und acht noch alles drin. Deshalb gebe es "überhaupt keinen Grund, Überheblichkeit an den Tag zu legen". Vor allem auch weil Torgarant Mario Gomez weiterhin wegen einer Oberschenkelzerrung passen muss.

Unnötiger Druck soll jedoch nicht aufkommen, wenn auch das eindeutige Ziel UEFA-Cup heißt. "Egal, welche Platzierung wir am Ende erreichen. Fest steht schon jetzt, dass die Mannschaft Großartiges geleistet hat. Die jungen Spieler haben in diesem Jahr mehrmals die Kurve gekriegt. Das ist eine Leistung, die von mir anerkannt wird, auch wenn wir am Ende Achter werden", so Veh in der "Stuttgarter Zeitung".

Bayer-Krise soll überwunden sein

Während der VfB-Coach versucht, seine Elf durch Understatement zu motivieren, redet Leverkusen-Trainer Michael Skibbe seine schwächelnde Mannschaft stark. So soll der unbedeutende 1:0-Erfolg im Rückspiel des UEFA-Cup-Viertelfinals bei Zenith St. Petersburg der erste Schritt aus der Krise gewesen sein.

"Der Negativ-Trend ist gestoppt. Das gibt uns neues Selbstvertrauen für das wichtige Spiel gegen Stuttgart", sagte der 42-Jährige der "Bild". "Nun können wir mit erhobenem Haupt, breiter Brust und gestrecktem Kreuz auftreten."
Auch Torhüter Rene Adler schwört sein Team ein. "Der Sieg hat gezeigt, dass mit uns wieder zu rechnen ist", so der 21-Jährige.

Schneider kann es noch

Wieder zu rechnen ist zumindest mit Bernd Schneider. Der weiße Brasilianer fand gegen Zenith nach langer Durststrecke endlich wieder zu alter Form zurück - für Leverkusen beinahe überlebenswichtig.
"Das war wichtig für mein Selbstbewusstsein. Jetzt weiß ich auch: ich habe nichts verlernt. Die letzte Zeit war nicht einfach. Sie hat meiner Fußball-Seele weh getan. Ich habe vielleicht zuviel gegrübelt und mit aller Macht alles versucht. Dabei wohl auch zu schnell zu viel gewollt. Das Spiel gegen St. Petersburg war nun der richtige Schritt nach vorne", gab sich der Nationalspieler in der "Bild" erleichtert.

Bleibt noch das zweite Sorgenkind: Sergej Barbarez. Die Verhandlungen mit dem Stürmer über eine Vertragsverlängerung liegen vorerst auf Eis. Ein Angebot über 1,5 Millionen Euro für ein weiteres Jahr soll dem Bosnier, der zuletzt den Erwartungen nicht gerecht werden konnte, zu niedrig gewesen sein. "Es gibt keinen neuen Stand. Wir haben immer gesagt, verlängern können wir nur, wenn wir wieder in den Europa-Cup kommen", stellte Sportchef Rudi Völler klar.

 Ein Sieg gegen Stuttgart wäre da sicherlich hilfreich. 

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