Frustsaufen bei Sylvie van der Vaart

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Sylvie van der Vaart kann einem Mann schon einmal den Kopf verdrehen. Offenbar sogar einer ganzen Fußballmannschaft, denn anders ist die katastrophale Leistung des Hamburger SV beim 0:1 im Heimspiel gegen den MSV Duisburg kaum zu erklären (das Tor im SPOX-Replay).

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"Ich habe keine Ahnung, wie so etwas passieren kann. Vielleicht waren sie in Gedanken schon auf der Feier. Auf dem Platz waren sie gedanklich jedenfalls nicht", sagte Trainer Huub Stevens sichtlich konsterniert.

Nach der Blamage gingen alle Spieler auf Sylvies Party zu ihrem 30. Geburtstag. Ob sie dort viel zu feiern haben werden? Ihre Einstellung und ihre Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor mit Sicherheit nicht.

"Bei jedem Zuschauer entschuldigen"

"Ehrlich gesagt: Da fällt einem nicht viel ein. Das war sicherlich die schlechteste Saisonleistung, die wir abgeliefert haben", verdarb der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann die Party-Laune. "Vor dem Hintergrund der Ansprüche und Möglichkeiten, die diese Mannschaft hat, ist das heute gar nichts gewesen."

Und er wurde noch deutlicher: "Da muss man sich bei jedem einzelnen Zuschauer persönlich entschuldigen. Das ist völlig rätselhaft, wie so etwas zustande kommt. Und auf diese Art und Weise werden wir in dieser Saison keinen Punkt mehr machen."

Zwei Teams mit Torblockade

Die Schalker Spieler sind übrigens nicht auf Sylvies Party eingeladen, obwohl sie sich bei der 1:5-Klatsche in Bremen vor dem gegnerischen Tor und in der eigenen Abwehr ebenso geistesabwesend präsentierten wie die Hamburger.

Hamburg und Schalke: Zwei Mannschaften mit Champions-League-Ambitionen, die an diesem 28. Spieltag ein Problem gemeinsam hatten. Beide trafen das Tor entweder gar nicht, oder gemessen an zahllosen Chancen viel zu selten.

Jedoch hatte das unterschiedliche Gründe. Während sich Schalke in Bremen in der ersten Halbzeit eine Großchance nach der anderen erspielte und lediglich am Unvermögen vor dem Tor scheiterte, versuchte der HSV 70 Minuten lang gar nicht erst, ein Tor zu machen.

Ohne Kuranyi und van der Vaart geht nichts

"Es ist und bleibt unser großes Manko: Unsere vielen guten Tormöglichkeiten, die wir heute mal wieder nicht genutzt haben", stellte S04-Manager Andreas Müller ernüchtert fest. Die Formel lautet: Wenn im Sturm Kevin Kuranyi nicht trifft, trifft niemand.

Beim HSV gilt diese Faustregel für Rafael van der Vaart und Ivica Olic. Olic ist verletzt, van der Vaart trabte gegen Duisburg über weite Strecken über den Platz, als würde ihn das alles nichts angehen. Am aktivsten wurde er bei Fouls, für die er sich eine Gelb-Rote Karte verdient gehabt hätte.

Dabei geht gerade ohne ihn beim HSV nach vorne so gut wie nichts. Zieht man die Punkte aus den Spielen, die van der Vaart durch seine Tore und Torvorlagen fast im Alleingang entschieden hat, ab, dann würde Hamburg noch nicht einmal um einen UEFA-Cup-Platz spielen.

Jetzt bröckelt sogar Schalkes Abwehr

Während aber bei den Hanseaten wenigstens in der Abwehr meistens noch die Null steht - in 28 Spielen gab es nur 21 Gegentore - brechen bei Schalke neuerdings selbst hinten die Dämme. "Was man uns vorwerfen kann, ist, dass wir in entscheidenden Situationen nicht nah genug am Mann dran waren, um die Tore zu verhindern", sagte Müller.

So nahm Bremen Schalkes Abwehr auseinander

Doch selbst 31 Gegentore der Schalker in 28 Spielen sind keine ganz so schlechte Bilanz. Alarm schlagen müssen S04 und Hamburg wegen der erzielten Tore.

Historisch schlechte Torausbeute

Schalke schoss als Tabellen-Dritter 42 Tore, nur einmal in der Bundesliga-Geschichte waren es bei einer Nummer drei nach 28 Spieltagen weniger. 1990/91 stand Werder Bremen bei 40 Treffern.

Hamburg erzielte als Vierter gar nur 37 Treffer. Noch weniger gab es für einen so gut platzierten Klub nur zweimal in der Geschichte. 1995/96 und 1997/98 waren es jeweils 33 Tore - jeweils für Schalke 04.

Frustsaufen bei Sylvie

Da hilft den Leidensgenossen aus Hamburg und Gelsenkirchen wohl nur noch gemeinschaftliches Frustsaufen.

Vielleicht hat Sylvie ja noch ein paar Plätze frei. Denn zu ihrer Party könnten die Schalker auf der Rückfahrt von Bremen doch eigentlich noch einen kleinen Abstecher machen.

Nur so auf ein oder zwei Bierchen.

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