Noch fünf Übungseinheiten

Von Stefan Rommel
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© Getty

München - In der Halbzeitpause schlürfte Club-Boss Michael A. Roth erstmal ein Eis.

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Nervennahrung, ein wichtiges Utensil im Abstiegsgewitter. Und bei Heimspielen des 1. FC Nürnberg unentbehrlich.

Vor zehn Tagen noch stand der Präsident völlig aufgelöst im Kabinentrakt und japste nach Luft. Tiefdruckgebiet Tanit überschwemmte den Rasen im easycredit-Stadion und spülte drei greifbar nahe Punkte gegen Wolfsburg einfach so weg.

Befreiende Eruption

Nach der Blamage von Stuttgart unter der Woche (0:3) war der Druck vor dem Wiederholungsspiel exorbitant groß. Dementsprechend walzte sich die Mannschaft gegen Wolfsburg von Minute zu Minute und hatte dieses eine Mal auch das nötige Glück auf ihrer Seite.

Einen unkontrollierten langen Schlag von Kapitän Tomas Galasek nahm Jan Koller auf und legte all die psychischen und physischen Qualen der letzten Wochen und Monate in seinen Torschuss.

Das Ächzen und Stöhnen auf den Rängen wich einer kurzen, aber befreienden Eruption - um danach wieder in jenen ratlos-unheimliche Stille zu verfallen, die das zum Endspiel hoch gejazzte Spiel ansonsten befallen hatte.

Gefahr des Ausverkaufs

Vor dem Spiel war viel zu lesen von einer bald einsetzen Fluktuation im Spielerkader, sollte der Fall des Pokalsiegers in der zweiten Liga enden. Zwar haben alle Spieler auch Verträge für die zweithöchste Spielklasse - darauf pochen würden aber sicher nur die wenigsten.

Und auch wenn sich der ein oder andere Kommentar der Beteiligten nach dem Spiel schon wieder sehr versöhnlich angehört hatte, ist diese Gefahr noch lange nicht gebannt.

Weiterhin spielerisch

Was besonders auffiel gegen Wolfsburg: Der Club spielt immer noch nicht so, wie man sich einen handelsüblichen Tabellenletzten fünf Spieltage vor Ende der Saison vorstellt. Der Rasen im ehemaligen Frankenstadion wäre auch nach den 90 Minuten noch als einer der besten in der Bundesliga durchgegangen.

Der Club ist zwar ein echter Abstiegskandidat, aber er verhält sich nicht so. Kein Kratzen, Beißen, Spucken. Hätte Energie Cottbus gegen diese harmlosen Wölfe gespielt, oder Arminia Bielefeld, wäre aus dem Teppich nur noch ein gerupftes Etwas übrig geblieben.

Es muss kein Nachteil sein für die Nürnberger, das sie weiterhin spielerisch dem Abstieg trotzen wollen. Es bleibt dennoch die Frage, ob das der richtige Weg ist.

Neue Situation für die Spieler

"Tugenden im Abstiegskampf sind: Man muss beißen, man muss 90 Minuten Gas geben, man muss richtig dagegen halten und die Zweikämpfe aggressiv gestalten. Das sind Tugenden, die die Spieler bisher nicht so kannten, da ihnen die Situation unbekannt war", sagt auch Trainer Thomas von Heesen. "Wenn ich aber auf Platz sechs oder acht bin, kann ich von der spielerischen Substanz leben."

Fünf Spiele haben die Franken jetzt noch Zeit, ein anständiger Abstiegsanwärter zu werden. Die Gegner dabei laden geradezu zum Crash-Kurs ein. Bielefeld (H), Dortmund (A), Duisburg (H), Hertha BSC (A) und Schalke (H).

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