Klappe, die einundzwanzigste

Von Jochen Tittmar / Kevin Bublitz
fußball, bundesliga, bayern, ribery, klose, toni, van buyten, schweinsteiger
© Getty

München - Nur noch ein Spiel. Dann ist diese unsägliche "der designierte deutsche Meister"-Phrase endlich Vergangenheit. Der FC Bayern München ist durch. Na ja, noch nicht ganz. Aber so gut wie. Ein Pünktchen fehlt noch. Trotzdem: Glückwunsch zum 21. Titel.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Sie können mir jetzt zur Meisterschaft gratulieren. Das schafft kein Mensch der Welt, uns von da oben wegzubringen", sagt Manager Uli Hoeneß. Zu Recht.

Auch wenn Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld die Gratulanten auf den "richtigen Zeitpunkt" vertröstet: Wer glaubt ernsthaft daran, dass die Münchener die letzten vier Saisonspiele verlieren, Bremen oder Schalke alle Partien gewinnen und nebenbei auch noch 20 bzw. 24 Tore aufholen? Na, also.

Der 4:1-Sieg gegen den Noch-Meister aus Stuttgart zeigte erneut, wie locker-leicht die Bayern die gesamte Saison über durch die Liga marschieren. Tabellenplatz eins von Anfang bis Ende. Nur 18 Gegentore. So souverän wurde schon lang kein Team mehr Meister.

Wer wird hinter Bayern Zweiter? Jetzt nachrechnen!

Nase und Genick gebrochen

Da macht es dann halt auch Spaß. Nicht umsonst stellen sich Mark van Bommel und Miroslav Klose trotz Nasenfrakturen unbeirrt weiterhin zur Verfügung. Im Falle des Niederländers auch höchst erfolgreich: Sein 2:1, das den Schwaben "das Genick gebrochen" (Mario Gomez) hat, war nebenbei das erste Freistoßtor der Bayern seit über eineinhalb Jahren.

Die erneute Führung täuschte aber über das wenig erquickende Spiel zu Beginn von Durchgang zwei hinweg: Das sah wohl auch Ottmar Hitzfeld so und schickte eine halbe Stunde vor Schluss mal eben die für das UEFA-Cup-Rückspiel in St. Petersburg (Do., 18.30 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) geschonten Franck Ribery und Ze Roberto aufs Feld. Und schon kracht's.

Plötzlich wieder Fußball

Wie aus dem Nichts waren alle Bayern plötzlich wieder bereit, doch noch ein bisschen Fußball zu spielen. Irgendwie schien die Präsenz des selbsternannten Zidane-Nachfolgers die bayerischen Beine zu beflügeln.

Ein Bastian Schweinsteiger, zuvor zwar ordentlich, aber wenig effektiv, war plötzlich motiviert genug, die Zweikämpfe im Mittelfeld anzunehmen. Ein ganz anderer Zug war fortan im Spiel des gesamten Teams.

Für die Tore zum vermeintlichen Meisterstück sorgte dann aber Ribery höchstpersönlich, der mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack seine Extraklasse unter Beweis und bei nur einer halben Stunde Spielzeit alle anderen Akteure in den Schatten stellte.

"Was der beim dritten Tor gemacht hat: Das gibt es gar nicht. Ein normaler Mensch schießt gar nicht aus dem Winkel. Und dann wie er das macht: unglaublich", war Hoeneß aus dem Häuschen.

Die besten Bilder des 30. Spieltags

"Würde ihm eine Drei geben"

Im Gespräch mit SPOX.com stimmte auch Bastian Schweinsteiger mit in die Ribery-Lobeshymnen ein: "Ich würde ihm eine Note drei geben. Nein, Spaß beiseite. Das Tor war natürlich weltklasse, einfach überragend. Das Tor war unglaublich, und auch danach hat er gut gespielt und auch sein zweiter Treffer war toll. Ein großer Spieler."

Doch bei aller Lobhudelei krankte das Bayern-Spiel - mal wieder - am in dieser Spielzeit mittlerweile altbekannten Symptom: Der Sack wird nicht zugemacht.

In den UEFA-Cup-Hinspielen gegen Bolton, Getafe und St. Petersburg verpassten es die Bayern - wie auch am Sonntag gegen den VfB - frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen und die Partien vorzeitig für sich zu entscheiden.

Die Chancen dazu sind allemal da, nur geht man allzu sorglos damit um. Sobald die Bayern mit Führung im Rücken das Geschehen dominieren, schleicht sich der Schlendrian ein, mit dem sie die Gegner beinahe dazu zwingen, zurück ins Spiel zu kommen und den Ausgleich zu markieren. 

Keine Feier bei den Bayern

Auch wenn das Double höchst souverän eingetütet wurde, tun die Bayern gut daran, diese fahrlässige Entwicklung zu stoppen und einfach mal konzentriert einen nachzulegen.

So gerät das Triple nur unnötig in Gefahr. Und darauf liegt, trotz der beiden bisherigen Titel, der Fokus des gesamten Teams. Nicht umsonst sah man die Spieler nicht frivol über den Rasen hüpfen, wie man es von den zwanzig anderen Meisterschaften gewohnt ist.

Hoeneß: "Wir haben die Mannschaft Samstagabend gefragt, ob wir spontan eine kleine Feier machen sollen, wenn wir gewinnen. Das hat sie abgelehnt, weil sie sich hundertprozentig auf das Spiel in St. Petersburg konzentrieren will. Das hat mir gut gefallen."

Artikel und Videos zum Thema