Mit Energie zum Ziel

Von Torsten Adams/Jochen Tittmar
fußball, bundesliga, cottbus, jubel
© Getty

München - Cottbus gegen Rostock, Nachspielzeit im "Abstiegs-Endspiel". Es läuft die 91. Minute. Ervin Skela bedient den eingewechselten Dimitar Rangelow und der hat keine Mühe, gegen den humpelnden Hansa-Keeper Stefan Wächter einzuköpfen.

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Abpfiff. 2:1. Die Lausitz bebt. Es ist noch jede Menge Leben im Stadion der Freundschaft. Glückwunsch Energie Cottbus zum Klassenverbleib! Die Prasnikar-Elf ist unter den Abstiegsaspiranten der große Gewinner des Spieltags. Und das völlig zu Recht. Weil Energie begriffen hat, worum es geht. Und weil Energie weiß, wie es geht.

Zwölf Punkte hat Cottbus in den letzten fünf Spielen gegen die direkten Konkurrenten Duisburg, Bielefeld und nun Rostock angehäuft. Und das mit dem bewährten Energie-Kampfgeist, für den Kapitän Timo Rost wie kein anderer steht.

Der Lohn: In die verbleibenden vier Partien gehen die Lausitzer mit einem beruhigenden Fünf-Punkte-Puffer auf den gefürchteten 16. Tabellenplatz. "Wir haben jetzt sehr, sehr gute Chancen, die Klasse zu halten", so Rost.

Hansa fehlt trotz Überzahl der Wille

Ganz anders Hansa. Die personelle Überzahl nach der Gelb-Roten Karte gegen Igor Mitreski (42.) konnten die Hansestädter nicht in Zählbares ummünzen. Zwar setzten Hähnge und Kern immer mal wieder Nadelstiche in Form von Kontern, aber der unbedingte Wille, den Sack nach der 1:0-Führung endgültig zuzumachen, fehlte.

Die besten Bilder des 30. Spieltags

Spielentscheidend war jedoch die Szene mit Wächter, der sich ab der 84. Minute nur noch schleppend fortbewegte. Bei einer Rettungsaktion zog er sich laut erster Diagnose eine Außenband- und Kapselverletzung im Knie zu.

Da Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf zu diesem Zeitpunkt bereits drei Mal gewechselt hatte, versuchte Wächter riskanterweise, die letzten Minuten auf einem Bein humpelnd über die Zeit zu bringen. Bis zur 91. Minute gelang dies auch. Der Rest ist bekannt.

"Stefan wollte ein Zeichen geben, wenn es gar nicht mehr geht. Leider war das erst nach dem 1:2", erklärte Pagelsdorf, "da kann man keinem einen Vorwurf machen." Letztlich war Pagelsdorfs Entscheidung, den verletzten Wächter nicht durch einen Feldspieler zu ersetzen, die falsche.

Club gesellt sich zur Hansa

Nur drei Punkte aus den letzten fünf Spielen, dazu Platz 17 - die Hansa geht als einer von zwei Verlierern aus dem 30. Spieltag heraus.

Dazu gesellt sich - mal wieder - der 1. FC Nürnberg. Trotz einer mehr als verdienten 2:0-Pausenführung brachte der FCN das Spiel gegen Bielefeld nicht über die Runden.

Club-Coach Thomas von Heesen befand zwar, dass "die Art und Weise, wie die Mannschaft Fußball spielt, wirklich klasse ist", aber genau darin liegt bei den Nürnbergern der Hund begraben.

Der Club "spielt" eben Fußball und kämpft ihn nicht. Im Abstiegskampf nicht unbedingt das adäquate Mittel. Ein Blick nach Cottbus genügt, um zu wissen, was gemeint ist.

Chancenverwertung mangelhaft

Auch ließ Nürnberg zum wiederholten Male in dieser Saison beste Chancen liegen. Ob die Arminia auch nach einem durchaus möglichen 0:3-Rückstand zurückgekommen wäre? Eher nicht. 

Zudem schockte der unerwartete Ausgleich die Nürnberger derart, dass eine Viertelstunde lang weder Spiel noch Kampf zu sehen waren. Verunsicherung und Nervosität regierten.

So schmerzt der Blick auf die Tabelle. Mit einem Sieg hätte sich der Club an der Arminia vorbei auf Platz 15 gesetzt.

Routinierte Abstiegshasen aus Ostwestfalen

Dass dies eben nicht der Fall war, liegt an den alten Abstiegshasen aus Bielefeld. So gut wie jedes Jahr durchlaufen die Arminen dasselbe Prozedere. Druck, Panik, Nervosität - in Bielefeld keine Fremdworte. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Bielefeld hat in den letzten sieben Spielen, in denen es nur eine Niederlage setzte, als Team einen Sprung nach vorne gemacht und agiert deutlich stabiler als zu Beginn der Rückrunde. Trainer Michael Frontzeck sprach daher auch "überglücklich" von einem "Punkt, den sich die Mannschaft erkämpft hat." 

Rote Laterne dank "Drecks-Tor"

Von Glückseligkeit kann in Duisburg dagegen keine Rede sein. Das Bochumer "Drecks-Tor" (Tobias Willi) zum späten Ausgleich drückte dem MSV die rote Laterne wieder in die Hand.

Schafft es der MSV noch? Jetzt selbst nachrechnen!

Der Abstand aufs rettende Ufer beträgt zwar weiterhin drei Zähler, doch die Spiele werden nicht mehr. Dabei hatte der MSV mehrere "200-prozentige Chancen" (Trainer Rudi Bommer), um den Rückstand zu verkürzen.

"Viel mehr Chancen kannst du auswärts schon nicht mehr haben. Wir haben heute definitiv nicht zu wenig gemacht. Wir haben es nur versäumt, das 2:0 nachzulegen", sagte MSV-Keeper Tom Starke im Gespräch mit SPOX.com.

Wenig spricht jetzt noch für die Duisburger, die als schwächste Heimmannschaft der Liga noch Leverkusen und die Bayern in der MSV-Arena begrüßen dürfen. "Wir können jetzt nur noch von Spiel zu Spiel denken", so Starke. Viele sind es nicht mehr.

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