Stevens sauer auf Jarolim

SID
Fußball, Bundesliga, Hamburg, Stevens
© DPA

Hamburg - Drei Platzverweise in acht Tagen, ein Rempler von Huub Stevens gegen den eigenen Pressesprecher, und ein wütender Frank Rost - beim Hamburger SV sind die Nerven zum Zerreißen gespannt.

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Der Aufreger des Tages beim niveauarmen 1:1 zwischen dem Bundesliga-Zweiten und Arminia Bielefeld erhitzte die Gemüter: "Ich akzeptiere es nicht, wie David Jarolim aufgetreten ist, so etwas tut man nicht. Ich bin nicht angefressen, sondern enttäuscht", fauchte Stevens und verurteilte den Griff des Tschechen in Markus Schulers Unterleib, was eine lange Rot-Sperre nach sich ziehen dürfte.

Auch sportlich läuft es nicht rund: Platz zwei scheint den Champions-League-Aspiranten HSV acht Spieltage vor Saisonende eher zu lähmen statt zu beflügeln.

Jarolim Buhmann des Tages 

Die Undiszipliniertheit von Mittelfeldrenner Jarolim in der 66. Minute brachte Stevens so sehr auf die Palme, dass er sogar seinen Pressesprecher zur Seite schubste, um keine weiteren Fernseh-Interviews geben zu müssen.

Schon in der Vorwoche in Wolfsburg waren in Joris Mathijsen und Vincent Kompany zwei wichtige HSV-Akteure vom Platz geflogen. "Das sollte erfahrenen Leuten nicht passieren", schimpfte Rost über Jarolim im speziellen und die Kollegen, denen die "Körperspannung" gefehlt habe: "Das ist nicht der HSV".

"Hätte in die Tische beißen können" 

Wie sehr sich die Hanseaten angesichts der mauen Ergebnisse der Mitkonkurrenten über sich selbst ärgerten, gab Präsident Bernd Hoffmann zu: "Ich bin sauer und hätte in Tische beißen können". Nationalspieler Piotr Trochowski fand es einfach "schwach, wie wir uns selbst schwächen, das darf nicht passieren. Ich hoffe nicht, dass uns die Nerven durchgehen".

Bei manchem Beobachter kamen Erinnerungen an den Saisonverlauf vor zwei Jahren hoch, als der HSV im Endspurt Platz zwei verspielte und in der letzten Partie noch Werder Bremen an sich vorbeiziehen lassen musste.

Van der Vaart außer Form 

"Wir sind in einer Phase der Saison, wo der Druck wächst, aber damit müssen wir umgehen", meinte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer und kündigte eine Strafe für Jarolim an. Neben den Ausrastern und der personell angespannten Lage fällt zudem schwer ins Gewicht, dass Regisseur Rafael van der Vaart außer Form ist.

Er verlor zwei Drittel seiner Zweikämpfe und trug kaum etwas zur Verhinderung des elften Unentschiedens bei. Kollege Bastian Reinhardt hatte seinen Kapitän schon vorher öffentlich aufgefordert, mehr nach hinten zu arbeiten. "Die Spieler sollen Leistung auf dem Platz bringen und nicht in der Presse", kritisierte Rost das Vorpreschen Reinhardts, das sicherlich nicht gerade förderlich gewesen sei.

Schauspielerei ist "unerträglich"

Gegen die heimstärkste Bundesliga-Elf trat das schlechteste Team des Jahres aus Ostwestfalen couragiert auf und freute sich hinterher wie über einen Sieg: "Die Signale aus meiner Mannschaft sind sehr positiv, wir werden sicherlich irgendwann gewinnen", befand Trainer Michael Frontzeck, der auch im neunten Anlauf ohne einen Drei-Punkte-Erfolg blieb.

Markus Bollmann (71.) gelang sein erstes Erstliga-Tor (das Tor im SPOX-Replay anschauen), Paolo Guerrero (82.) glich mit seinem sechsten Saisontreffer aus.

Während sich über Jarolims Ausraster alle einig waren, erzürnte sich Frontzeck über die Gelb-Rote Karte für Jörg Böhme (85.) nur sieben Minuten nach dessen Einwechslung: "Leider muss man heute in Deutschland aufpassen, wenn man eine Gelbe Karte bekommt. Man sollte sich grundsätzlich Gedanken machen, was wir in Deutschland alles pfeifen und was nicht." Besonders die Schauspielerei vieler Profis findet er inzwischen "unerträglich".

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