Fandel für Chip im Ball und gegen Videobeweis

SID
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© DPA

Frankfurt/Main - Deutschlands Top-Schiedsrichter Herbert Fandel hat sich für den Chip im Ball, aber gegen den Videobeweis ausgesprochen.

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"Eine technisch ausgereifte und problemlose Hilfe bei der wichtigsten Frage des Spiels, ob nämlich der Ball im Tor ist oder nicht, käme uns Schiedsrichtern und dem Fußball sicherlich zugute. Der Chip würde eindeutig dem Ziel des Spiels dienen: Tore zu erzielen", schrieb Fandel in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung".

Er hoffe, dass die Regelhüter des Fußballs ihre ablehnende Haltung "in den nächsten Jahren noch einmal überdenken".

Der International Football Association Board (IFAB), das Entscheidungs-Gremium des Weltverbandes FIFA für alle Regelfragen, hatte der Einführung technischer Hilfsmittel in der Vorwoche eine Absage erteilt.

Assistenten im Torbereich

Stattdessen könnten künftig zwei Assistenten im Torbereich zum Einsatz kommen.

Fandel steht der geplanten Neuerung, die demnächst bei einem UEFA- oder FIFA-Turnier ausprobiert werden soll, skeptisch gegenüber.

Ein aus wenigen Metern abgefeuerter Schuss, der von der Latte auf oder hinter die Linie pralle, sei "von einem weiteren Assistenten, ob der nun hinter oder neben dem Tor steht, nicht eindeutig zu bewerten", so Fandel.

Die Erfahrung lehre vielmehr, dass eine solche Situation wegen der hohen Geschwindigkeit des Balles viel besser aus einer gewissen Distanz zum Ort des Geschehens heraus bewertet werden könne.

Fandel kritisch gegenüber Torassistenten

"Mehr Schiedsrichterpersonal führt hier nicht zu dem gewünschten Ergebnis", stellte der 44-Jährige aus Kyllburg fest.

Auf Ablehnung stößt bei Fandel auch die von seinem Kollegen Markus Merk vorgeschlagene Einführung des Videobeweises. Es sei unklar, in welchen Situationen dieses Instrument angewandt werden könnte.

"Bei Abseitssituationen, nach denen ein Tor erzielt wurde? Oder auch bei Zweikampfsituationen zur Klärung der Frage, ob der Unparteiische auf Strafstoß oder nicht erkennen muss? Und auch bei vermeintlichen Handspielen im Strafraum? Was geschieht bei Eckbällen, Einwürfen und Freistößen, nach denen unmittelbar ein Tor erzielt wurde? Wann also soll das Spiel angehalten werden, und wer entscheidet dies? Wie lange darf die Spielunterbrechung dauern?"

Dies seien Fragen über Fragen, für die man nicht ausreichend Antworten finden werde. Für Fandel steht daher fest: "Als Fußballfan möchte ich nicht, dass Entscheidungen einer Spielszene durch ein Gremium auf der Tribüne entschieden werden."