"Kämpfen im System"

SID
Fußball, Bundesliga, Cottbus
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Cottbus - Totgesagte leben länger: Ausgerechnet Underdog Energie Cottbus wird mutig und sagt der Konkurrenz im Tabellenkeller den Kampf an.

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"Jetzt sind wieder fünf Mannschaften mit drin, deshalb sind unsere Chancen etwas größer", erklärte Energie-Präsident Ulrich Lepsch vor der entscheidenden Phase im Bundesliga-Überlebenskampf.

"Wir werden bis zum Schluss im Abstiegskampf stecken, das braucht gute Nerven - und die haben wir", meinte Manager Steffen Heidrich nach dem 2:1-Sieg gegen Hertha BSC, mit dem die Lausitz-Fußballer nach 26 Runden erst einmal wieder aus der Abstiegszone gerückt sind.

"Wir spielen jetzt Fußball" 

In der Tat demonstrierten die Cottbuser zuletzt ein gestärktes Nervenkostüm und spielerische Fortschritte. "Die Mannschaft hat gewonnen, die es mehr wollte. Cottbus hat den entscheidenden Kick mehr investiert", gestand Berlins Kapitän Arne Friedrich.

Nach dem 2:0-Überraschungssieg gegen den FC Bayern hatte das Team von Trainer Bojan Prasnikar schon in Frankfurt (1:2) gute Chancen auf Punkte. Gegen Hertha warfen weder falsche und umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen noch ein Rückstand die Gastgeber aus der Bahn.

"Wir hatten wieder einen guten Charakter. Ich hoffe, das bleibt so bis zum 17. Mai", erklärte Prasnikar, der vehement versucht, seinen Club mit einer Philosophie-Korrektur erstliga-tauglich zu halten. "Wir spielen jetzt Fußball", betonte der Slowene.

Personelle Alternativen 

Mit der stärkeren Orientierung auf den spielerischen Bereich hat Prasnikar beim selbst ernannten "Fight-Club" allerdings nicht nur Freunde gefunden: "Es ist nicht so einfach, die Meinung umzukehren." Gute Resultate seien dafür das beste Argument.

"Ohne Kampf haben wir keine Chance. Aber wir müssen in einem System kämpfen", beschrieb Prasnikar die angestrebte Wandlung, zu der auch die Wintereinkäufe wie Branko Jelic oder Michal Papadopulos beitragen.

"Der Trainer hat jetzt personelle Alternativen. Sechs gleichwertige Spieler sitzen draußen", betonte Klubchef Lepsch. Zudem zeigte Doppeltorschütze Ervin Skela endlich seine Qualitäten bei Standard-Situationen.

Das Nörgler-Image soll weg 

Dass dem Serben Branko Jelic, doppelter Tore-Held gegen die Bayern, gegen Hertha nun schon der zweite korrekte Treffer aberkannt wurde, wollten die Cottbuser gar nicht mehr so ausführlich monieren. "Man muss ja vorsichtig sein, aber langsam ist es auffällig", bemerkte Kapitän Timo Rost.

Präsident Lepsch sieht zwar "eine Menge unglücklicher Entscheidungen gegen uns", schloss aber an: "Es hilft auch nicht, wenn man draufklopft." Auch hier scheint sich bei Energie eine Wandlung zu vollziehen: Das Klopper- und Nörgler-Image soll weg, mit Unruhe schadet sich der Klub nur selbst.

Im Monat April sehen Verantwortliche und Spieler eine große Chance, immerhin tritt Energie (23 Punkte) in vier Partie gleich dreimal gegen die direkte Abstiegs-Konkurrenz an: Schon am Freitag steht die Partie beim MSV Duisburg (22) an. Es folgen die Heimspiele gegen Bielefeld (22) und Rostock (24). Dazwischen liegt noch der Auftritt bei Schalke 04. "Keiner wird für uns spielen", schärfte Prasnikar seinem Personal ein.

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