Nichts als Verluste

Von Oliver Wittenburg
Kinhöfer, de Jong, Guerrero, Mathijsen, Hamburg, HSV, Wolfsburg
© Getty

München - Kurz gesagt, ist ein Pyrrhussieg ein Sieg, der so verlustreich ist, dass er eigentlich gar kein Sieg mehr ist.

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Dem Pyrrhussieg artverwandt ist das Pyrrhusremis. Die Verluste sind ebenso groß wie beim Original, nur hat es die zusätzliche Tücke, dass es sich bei ihm, wie der Wortbestandteil Remis erahnen lässt, nicht einmal um einen Sieg handelt.

Oder ganz einfach ausgedrückt: Großer Aufwand, wenig Ertrag.

So muss auch das Fazit des Hamburger SV nach dem 1:1 beim VfL Wolfsburg am 25. Spieltag ausfallen. Wieder nur Unentschieden und dazu drei gesperrte Spieler. Die Bayern - gut, mit denen wollte man sich ohnehin nie messen - sind bei sieben Punkten Rückstand endgültig weg und die Verfolger des Noch-Tabellenzweiten stehen parat.

Kinhöfer im Brennpunkt

Doch mit solchen Überlegungen beschäftigten sich die Hamburger nach dem Auftritt in der VfL-Arena nicht, zu aufwühlend waren die letzten zehn Minuten des Spiels gewesen.

Vier Mal zückte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zwischen der 81. und der 90. Minute den roten Karton, zweimal gegen Hamburg, zweimal gegen Gastgeber Wolfsburg und in jedem Fall lag er richtig.

Einmal irrte der Unparteiische aber wohl auch, als er ein Handspiel des Wolfsburgers Sascha Riether (58.) nach einer Hereingabe von Paolo Guerrero nicht als elfmeterwürdig bewertete, eine Einschätzung, die Kinhöfer und sein Assistent relativ exklusiv haben dürften.

Wieder kein Auswärtssieg

Der verbale Protest gegen die beiden Platzverweise - Gelb-Rot für Vincent Kompany nach zwei überflüssigen Fouls tief in der gegnerischen Hälfte und Rot für Joris Mathijsen nach einem Tritt gegen Grafite (90.) an der Mittellinie - kam den HSV-Verantwortlichen, Trainer Huub Stevens und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, aber vielleicht auch ganz gelegen, ersparte er es ihnen doch, Auskunft über eigene Unzulänglichkeiten zu erteilen.

Wieder einmal hatte es der HSV nicht verstanden, auswärts zu gewinnen, obwohl man in den sehr ordentlichen ersten 20 Minuten den Nachweis erbrachte, Wolfsburg beherrschen zu können und dank Bastian Reinhardts Kopfballtreffer ja auch in Führung ging (14.).

Dann aber überließ man dem Gegner das Feld, machte Wolfsburg stark und brauchte lange, um nach dem unglücklichen Ausgleich, einem abgefälschten Distanzschuss von Danijel Ljuboja (52.) wieder zurück ins Spiel zu finden.

Undiszipliniertheiten und Fehlleistungen

In den letzten sieben Auswärtsspielen blieb der HSV ohne Sieg und erzielte ganze sechs Tore. Dazu kommen die 1:2-Niederlage im Pokal in Wolfsburg und das 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel des UEFA-Cups in Leverkusen.

Oft hieß die Formel 'großer Aufwand, wenig Ertrag' wie beim Pokal-Aus oder man lähmte sich selbst mit seiner "Safety-First-Taktik" beim kläglichen 0:0 in Nürnberg.

Undiszipliertheiten und Fehlleistungen kommen dazu. Da sind die vielen vergebenen Großchancen und Patzer wie der von Piotr Trochowski, der zum Ausgleich des VfL Wolfsburg führte, auf der einen und unnötige Sperren auf der anderen Seite.

Die Felle schwimmen davon

Dreht man die Zeit nur um wenige Wochen zurück, sah der HSV einer Rückrunde - der Abschiedstournee von Stevens und Rafael van der Vaart (?) - voller knisternder Highlights entgegen: Achtelfinale im UEFA-Cup, Viertelfinale im DFB-Pokal, glänzende Aussichten auf einen Platz in der Champions League und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.

In zwei Wettbewerben ist man inzwischen ausgeschieden und was das Ganze noch bitterer macht: Jedes Mal wäre mehr drin gewesen.

Das gleiche Spiel in der Bundesliga, wo sich der HSV zugute halten mag, dass er kaum zu bezwingen ist (3 Niederlagen in 25 Spielen); aber man gewinnt eben auch nicht mehr (3 Siege aus den letzten 11 Spielen) und läuft Gefahr, dass aus einer vielversprechenden eine unbefriedigende Saison wird.

UI-Cup in Reichweite

Vier Teams mit maximal fünf Punkten Rückstand lauern dem HSV auf, zwischen der direkten Qualifikation für die Champions League und UI-Cup ist alles drin.

Wo landet der HSV am Ende? Einfach mal selbst nachrechnen...

Beiersdorfer sagte, er wünsche sich mal wieder ein Spiel, in dem der HSV nicht benachteiligt werde, doch sollten die Hanseaten ihr Augenmerk lieber auf die eigenen Schwächen richten.

Ein paar Remis mehr und die Verluste könnten zu groß sein.