"Die erste Liga liegt uns"

Von Interview: Holger Britzius
Christian, Eichner, KSC
© Getty

München - Für den 23. Spieltag haben sich die Macher des Spielplans ein richtiges Topspiel herausgepickt - der amtierende Meister VfB Stuttgart gegen Titelanwärter Werder Bremen. Wohlgemerkt: Vor der Saison. Inzwischen lauter der Kracher: Der Tabellenführer Bayern München gegen den Fünften Karlsruher SC, das Überraschungsteam dieser Saison (ab 15.30 Uhr im SPOX-Ticker und bei Premiere).

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Warum der KSC als Aufsteiger bislang eine solch furiose Runde abliefert, hat SPOX.com einen gefragt, der es wissen muss - Shootingstar Christian Eichner.

Der 25-Jährige Linksverteidiger, der schon mit 13 Jahren zum KSC kam, hat bislang erst ein Spiel in dieser Saison versäumt, studiert nebenbei an der Pädagogischen Hochschule und verkörpert wie kaum ein anderer das Gefühl "Karlsruhe", das ein klein wenig an den ganz frühen SC Freiburg erinnert. Sympathisch, bodenständig und erfolgreich.

Im Interview spricht er über das Karlsruher Erfolgsgeheimnis, das Leben als Bayern-Fan und erklärt, warum es für den KSC leichter ist in Liga eins zu spielen.

SPOX: Der KSC hat sensationelle 36 Punkte nach 22 Spielen in der ersten Liga - ist Ihnen und der Mannschaft die Umstellung auf die Bundesliga überhaupt nicht schwergefallen?

Christian Eichner: Wir sind in der ersten Liga angekommen und das nicht erst seit letzter Woche, sondern schon seit geraumer Zeit. Wir haben sicherlich ein paar Spiele gebraucht, um uns anzupassen. Dass wir beispielsweise nicht mehr naiv nach vorne anrennen, wenn es 2:0 für den Gegner steht, um dann noch wie in der Hinrunde in Leverkusen oder gegen den FC Bayern am Ende drei bzw. vier Tore zu kassieren. Inzwischen ist es uns mit viel Disziplin perfekt gelungen, das abzustellen.

SPOX: Gibt es denn überhaupt noch merkliche Unterschiede?

Eichner: Ich behaupte nach wie vor, dass uns die erste Liga mehr liegt als die zweite. Das liegt ganz einfach daran, dass in der Zweiten Liga oftmals das Kämpferische mehr im Vordergrund steht und wenn man da meint, man fährt zum Beispiel zu einem Abstiegskandidaten und gewinnt da locker nur durch spielerische Mittel, dann funktioniert das einfach nicht. In der ersten Liga steht dagegen das Spielerische und Taktische weitaus mehr im Vordergrund als das Kämpferische.

SPOX: Sie spielen teilweise einen begeisternden Kombinationsfußball - ist das das Erfolgsgeheimnis? Taktisch gut ausgerichtet zu sein und nicht nur zu kämpfen, sondern eben tatsächlich Fußball zu spielen?

Eichner: Ich glaube, es ist von allem etwas. Grundsätzlich haben wir in den letzten Jahren eine gute Personalpolitik betrieben, so dass wir ein zusammengewachsener Haufen aus Spielern sind, die sich auch abseits vom Fußballplatz sehr gut verstehen und das ist zusammen mit Trainer, Manager und dem ganzen Team dahinter die Basis des Ganzen. Und dann kommt eben die spielerische Komponente hinzu. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielt und sich eben auch auswärts nicht einfach hinten rein stellt und versucht, einen Punkt mitzunehmen. Das liegt uns einfach nicht und jede Mannschaft sollte ja versuchen, das umzusetzen, was sie am besten kann. Damit sind wir in den letzten Wochen und Monaten optimal gefahren und das werden wir auch beim FC Bayern nicht ändern.

SPOX: Woran liegt es denn, dass der KSC besonders in der zweiten Halbzeit immer noch eine Schippe drauflegen kann? Ist der liebe Herr Becker vielleicht doch ein heimlicher, kleiner "Quälix"?

Eichner: Das ganz und gar nicht. Er ist eigentlich jedes Mal in der Pause ganz ruhig - da müssen schon ganz außergewöhnliche Dinge passieren, dass es einmal laut in der Kabine wird. Woran es genau liegt, dass wir in der zweiten Hälfte oftmals stärker sind, ist schwer zu sagen. Vielleicht mag es der Charakter der Mannschaft sein, dass wir erst schauen, was der Gegner so zu bieten hat, ehe wir in die Vollen gehen. Auf jeden Fall ist es nicht so, dass wir uns vornehmen, die erste Halbzeit irgendwie zu überstehen, um im zweiten Durchgang das Ding dann zu schaukeln. Das sicher nicht. Ich glaube, es hat sich einfach so ergeben, dass wir erst in der zweiten Halbzeit so richtig zu Potte kommen. Ich würde es Ihnen ja sagen, wenn ich es wüsste...

SPOX: Am Samstag geht es gegen die großen Bayern - habt ihr euch speziell darauf vorbereitet? Wie oft musstet ihr denn das Video aus dem Hinspiel (1:4) anschauen?

Eichner: Das Spiel selbst haben wir uns gar nicht angeschaut - Videoanalyse hält sich bei uns auch ziemlich in Grenzen. Wir schauen uns immer am Spieltag selbst sechs bis zehn Sequenzen vom Gegner an, was bei denen auffällig ist. Der Rest liegt dann doch eher in unserer Hand und wir konzentrieren uns auch am Samstag auf uns und unsere Stärken.

SPOX: Läuft vor so einem Spiel nicht doch etwas anders als sonst?

Eichner: Das Einzige, was am Samstag für uns anders ist, ist dass die Allianz Arena rot und nicht blau leuchtet - damit haben wir bei zwei Niederlagen gegen 1860 ja auch schlechte Erfahrungen gemacht. Außerdem werden wir vorher mit den Bällen des Gegners trainieren, da die etwas anders sind, als diejenigen, die wir zu Hause haben. Das war es dann aber auch. Eine spezielle Vorbereitung auf die Bayern gibt es nicht. Es muss einfach gespielt werden, der Rest bringt nichts.

SPOX: Sie spielen das erste Mal bei ihrem Lieblingsverein, dem FC Bayern. Ein besonderes Spiel?

Eichner: Die Zeiten, als ich bei Bayernspielen mit feuchten Händen vor dem Fernseher saß, sind vorbei. Aber nach wie vor schaue ich als Erstes, wie die Bayern gespielt haben und bei internationalen Spielen sitze ich natürlich auch vor dem Fernseher. Mein Leben richte ich danach aber nicht mehr aus - da gibt es Wichtigeres. Natürlich ist das Spiel in München aber etwas ganz Besonderes für mich, wie auch für die ganze Mannschaft. Das ist einfach für jeden Spieler das Nonplusultra, dort aufzulaufen.

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