Warum denn gleich so schlecht?

Von Thomas Gaber
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© Imago

München - Seinen großen Auftritt in dieser Woche hatte Bastian Schweinsteiger bereits am Mittwoch. Während seine Kollegen vom FC Bayern auch in der Beta-Version nicht in der Lage waren, den biederen RSC Anderlecht aus der Arena zu fegen, plauderte der Mittelfeldspieler als Co-Kommentator bei "Pro7" seine Zukunftspläne aus und machte einem Millionenpublikum klar, dass er auf zentralen Positionen im Mittelfeld am besten aufgehoben ist.

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"Ich bin als zentraler Mittelfeldspieler ausgebildet worden. Im Zentrum fühle ich mich am wohlsten. Egal, ob auf der Sechser-, Achter oder Zehnerposition." Diesen Beweis blieb Schweinsteiger am Samstag in Cottbus allerdings schuldig.

Er übernahm den Part der Sechserposition neben dem taktisch gleichberechtigten Ze Roberto, wusste aber 45 Minuten lang weder ein noch aus. Vor dem Cottbuser Führungstor weigerte sich Schweinsteiger beharrlich, Ervin Skelas Pass auf Torschütze Branko Jelic zu unterbinden.

Hinzu kamen verlorene Zweikämpfe, ungenaues Passspiel und eine nicht enden wollende Lethargie, kurzum: es war schrecklich mitanzusehen.AD

Hitzfelds Plan misslingt 

Der Plan von Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld, "um ihr Überleben kämpfenden Cottbusern" (Oliver Kahn) mit der spielerischen Variante Ze Roberto/Schweinsteiger beizukommen, ging nicht auf.

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Wie der ebenfalls völlig indisponierte Philipp Lahm durfte Schweinsteiger nach der Pause nicht mehr mitspielen. Der 23-Jährige steht exemplarisch für Bayerns größtes Problem. Abgesehen von Oliver Kahn und Franck Ribery gelingt es keinem Spieler, über mehrere Wochen hinweg ein konstant gutes Niveau zu halten. Schweinsteiger war auf einem guten Weg, seine Leistung in Cottbus ist unerklärlich.

Hitzfeld trieb die Rotation zuletzt auf die Spitze und gab seinen Spielern mehrfach die Gelegenheit, sich nachhaltig zu empfehlen. Einige können damit scheinbar nicht umgehen. Gegen Anderlecht scheiterte das Experiment mit der zweiten Garde. In Cottbus machte es das Stammpersonal nicht besser.

Rabenschwarzer Tag

"Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt und ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Von Anfang an haben wir die Zweikämpfe nicht angenommen, dem Gegner viel zu viel Raum gelassen und im Abwehrbereich viele Fehler gemacht. Wir haben schon in den ersten zehn Minuten alle Zweikämpfe verloren", lautete Hitzfelds knallharte Analyse.

Manager Uli Hoeneß wusste gleich, "dass etwas nicht stimmen kann, wenn der Tabellenletzte gegen den Tabellenersten völlig verdient gewinnt." Neben der fehlenden Konstanz war es in Cottbus die Einstellung.

"Schon möglich, dass sich der eine oder andere Spieler von den Vorschusslorbeeren blenden ließ und angefangen hat zu träumen, dass man die Meisterschaft schon fast gewonnen hat", sagte Hitzfeld. Kahn prangerte "Überheblichkeit" an.

Ärger um Demichelis

Die gab es schon vor dem Spiel. Martin Demichelis glaubte, er kommt durch, wenn er Hitzfelds Positionszuweisung für das Cottbus-Spiel so einfach ausschlägt. Doch da hatte der Argentinier die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Hitzfeld strich Demichelis nach dessen Weigerung, im defensiven Mittelfeld zu spielen, bis auf Weiteres aus dem Kader. Der Trainer duldet in seinem letzten halben Jahr als Bayern-Trainer keine Spirenzien.

Weitere sollten sich die Bayern auch nicht erlauben, weder auf noch außerhalb des Platzes. Die Mannschaft ist nach wie vor stark genug, das angestrebte Triple aus Meisterschaft, UEFA-Cup und DFB-Pokal zu erreichen. Da lässt sich ein Katastrophen-Kick wie in Cottbus schon mal verkraften. Wenn's denn der einzige bleibt.