Ein Haufen von Bücklingen

Von Stefan Rommel
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© Imago

München - Früher, es muss vor etlichen Jahrhunderten gewesen sein, hatten die Bayern ein echtes Trauma.

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Es war der höchste Gipfel der Liga, eine Festung mit einem Namen wie Donnerhall: Der Betzenberg.

"Am besten schicken wir denen in Zukunft die Punkte gleich mit der Post", hatte Paul Breitner seinem Boss Uli Hoeneß damals schon geraten. Der lehnte natürlich dankend ab und schickte sein Personal weiter jedes Jahr von München nach Kaiserslautern.

Gewonnen haben die Bayern aber nie. Dabei war des Paules Idee gar nicht mal so schlecht.

Große Klappe - nichts dahinter

So ein Punkt wiegt ja nicht viel, ein paar Gramm vielleicht. Macht bei drei Punkten so zehn Gramm. Das geht dann ganz hübsch und ohne viel Theater mit dem gelben Zustelldienst, kostet 55 Cent.

Bayer Leverkusen muss sich vorkommen wie die Bayern damals. Wie der siebte Kreis der Hölle ist für die Werkself die Stadt München und das Stadion des FC Bayern.

Nach dem Sieg über den 1. FC Nürnberg vor Wochenfrist hatten die Spieler bei der gemeinsamen Humba mit den Fans noch den Klassiker mit den Lederhosen angestimmt, die dem kommenden Gegner ausgezogen werden sollten.

Auch in den Tagen vor dem Spiel präsentierte sich Bayer verbal recht keck. Die 90 Minuten in der Allianz Arena aber entlarvten dann einen der schwächsten Gegner, den die Bayern in dieser Saison in der Arena begrüßen durften.

Die immer gleichen Ausreden

Die Ausreden danach waren dieselben wie immer. "Wir sind nicht verpflichtet, hier zu gewinnen", sagte Stefan Kießling. Ein Armutszeugnis für einen Profi.

Hätten die Bayern auch nur eine Nuance ihrer zahllosen Chancen besser genutzt, es wäre eine echte Hinrichtung für die Gäste geworden. "Wir haben heute gezeigt, dass wir besser sind als Leverkusen", wagte der sonst vorsichtige und nüchterne Ottmar Hitzfeld ein ebenso eindeutiges wie richtiges Urteil.

"Wir müssen heute zufrieden sein mit dem Ergebnis, das war schmeichelhaft. Ein 2:2 wäre wirklich ein Ostergeschenk gewesen", meinte sein Kollege Michael Skibbe.

In Wirklichkeit wäre ein Remis der Witz des Jahres gewesen. Der devote Auftritt seiner Elf fand in Skibbes Nachbetrachtung keine Beachtung. Die besten Bilder des 25. Spieltags

Meisterschaft reine Formsache

Für den Rest der Liga war es eine ernüchternde Feststellung: Das Spitzenspiel nahmen die Bayern quasi im Vorübergehen mit. Am Mittwoch im Pokal-Halbfinale hatte das beste Team der Rückrunde aus Wolfsburg keine Chance, ein paar Tage später der Tabellendritte aus Leverkusen.

Mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit nehmen die Bayern die erforderlichen Punkte mit, der 21. Meistertitel ist schon jetzt nur noch reine Formsache. "Es waren heute schon einige meisterhafte Phasen dabei", sagte Uli Hoeneß mit einem verschmitzten Lächeln.

Sind die Bayern noch zu stoppen? Jetzt selbst Schicksal spielen!

Die vorübergehende Schein-Spannung im Titelrennen, die immer mal wieder heraufbeschworen wurde, lag einzig an ein paar läppischen bayerischen Aussetzern wie etwa zuletzt in Cottbus - und nicht an der bedrohlich starken Konkurrenz.

Die Tabelle besteht bis zum 34. Spieltag also nur noch aus 17 Mannschaften. Die Bayern sind diese Saison mindestens eine Klasse zu gut. Der Rest übt sich in Demut.

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